OGH 9Os96/76; 12Os61/77; 12Os123/77; 10Os149/78; 9Os123/78; 9Os170/79; 13Os181/79; 9Os188/79; 9Os192/81; 10Os64/82 (RS0101270)

OGH9Os96/76; 12Os61/77; 12Os123/77; 10Os149/78; 9Os123/78; 9Os170/79; 13Os181/79; 9Os188/79; 9Os192/81; 10Os64/8219.4.2023

Rechtssatz

Aus dem XX.Hauptstück der Strafprozessordnung geht der Verfahrensgrundsatz der materiellen Rechtskraft (res iudicata, ne bis in idem) hervor (9 Os 156/69, 9 Os 88, 89/70, 12 Os 75, 76/73, 9 Os 123/74, 9 Os 1/75), 13 Os 114/74, 12 Os 54/75).

Normen

StPO §17
StPO §352 ff
StPO HauptstückXX
7.ZPMRK Art4 Abs1

9 Os 96/76OGH28.07.1976
12 Os 61/77OGH28.04.1977
12 Os 123/77OGH08.09.1977

Veröff: JBl 1978,102

10 Os 149/78OGH13.09.1978
9 Os 123/78OGH23.10.1979

Ähnlich; Beisatz: Ab Rechtskraft Sperrwirkung, vor Rechtskraft temporäres Verfolgungshindernis sui generis. (T1)<br/>Veröff: EvBl 1980/89 S 273

9 Os 170/79OGH11.12.1979
13 Os 181/79OGH10.01.1980

Beisatz: Verstoß gegen materielle Rechtskraft durch (abermalige) Straffestsetzung gemäß §§ 13 Abs 2, 46 Abs 4 JGG. (T2)

9 Os 188/79OGH29.01.1980
9 Os 192/81OGH02.03.1982

Vgl auch

10 Os 64/82OGH14.05.1982

Veröff: SSt 53/28

9 Os 64/82OGH11.05.1982
13 Os 140/83OGH29.09.1983

Beis wie T2

13 Os 202/83OGH12.01.1984

Beisatz: Verbot der Doppelbestrafung. (T3)

9 Os 7/84OGH31.01.1984

Beisatz: Auch das Urteil eines unzuständigen Gerichts entfaltet eine Sperrwirkung, welche eine weitere Verfolgung durch das an sich sachlich und örtlich zuständige Gericht hindert. (T4)<br/>Veröff: JBl 1984,622

11 Os 120/85OGH10.09.1985

Beisatz: Hier: Sperrwirkung eines rechtskräftigen (Teilbeschlusses) Einstellungsbeschlusses gemäß § 109 StPO. (T5)

10 Os 211/84OGH20.11.1985

Vgl auch; Beis wie T1; Beisatz: Zur Reichweite dieser prozessualen Verfolgungssperre beim fortgesetzten Delikt. (T6)<br/>Veröff: EvBl 1986/123 S 465 = JBl 1986,397

9 Os 57/87OGH29.04.1987
14 Os 156/87OGH02.12.1987

Beisatz: Beschluss über den Widerruf einer bedingten Entlassung. (T7)

11 Os 126/88OGH20.09.1988

Beis wie T7

14 Os 159/88OGH23.11.1988

Beisatz: Beschluss gemäß § 46 Abs 6 JGG. (T8)

14 Os 176/88OGH21.12.1988
11 Os 160/88OGH21.02.1989
13 Os 81/89OGH14.09.1989

Vgl; Beisatz: Eine in Unkenntnis des vorangegangenen Widerrufs der bedingten Strafnachsicht ausgesprochenen endgültigen Nachsicht widerspricht dem § 43 Abs 2 StGB, wonach die Strafe nur dann endgültig nachzusehen ist, wenn die Nachsicht nicht widerrufen wird. Zufolge der Verletzung dieser ausdrücklichen Gesetzesbestimmung ist ein zusätzlicher Rückgriff auf den aus dem XX.Hauptstück der StPO herauszulesenden Grundsatz der materiellen Rechtskraft entbehrlich. (T9)

14 Os 20/90OGH06.03.1990
14 Os 51/90OGH08.05.1990

Beis wie T7

15 Os 73/90OGH07.08.1990
15 Os 112/90OGH30.10.1990

Beisatz: Inhaltlich gegen 13 Os 81, 82/89. (T10)

14 Os 95/91OGH17.09.1991
13 Os 94/91OGH16.10.1991

Beisatz: Das Gesetz wird (nur) in dem im XX.Hauptstück der StPO verankerten Grundsatz der materiellen Rechtskraft verletzt, wenn der angefochtene Beschluss erst zu einem Zeitpunkt gefasst wird, zu dem eine über denselben Gegenstand ergangene (gegenteilige) Entscheidung bereits in Rechtskraft erwachsen ist. (T11)

13 Os 106/91OGH20.11.1991

Beis wie T11

11 Os 145/91OGH26.11.1991
12 Os 5/92OGH20.02.1992
14 Os 64/92OGH26.05.1992

Beisatz: Der Grundsatz der materiellen Rechtskraft ist nunmehr auch in Art 4 Z 1 des 7. Zusatzprotokolls zur MRK, BGBl 628/88, verankert. (T12)

12 Os 152/92OGH11.03.1993

Beis wie T12

14 Os 16/93OGH16.02.1993
13 Os 89/93OGH02.06.1993
12 Os 99/93OGH02.09.1993
13 Os 105/93OGH25.08.1993

Beis wie T12

15 Os 117/93OGH26.08.1993
12 Os 92/93OGH23.09.1993

Vgl auch

12 Os 3/94OGH03.02.1994

Beis wie T7

15 Os 52/94OGH21.04.1994

Vgl

13 Os 88/94OGH08.06.1994
15 Os 83/94OGH16.06.1994

Beis wie T7

11 Os 84/94OGH28.06.1994
14 Os 100/94OGH26.07.1994
14 Os 113/94OGH18.08.1994
12 Os 112/94OGH22.09.1994
15 Os 139/94OGH13.10.1994
13 Os 165/94OGH09.11.1994
13 Os 158/94OGH19.10.1994

Beis wie T12

14 Os 166/94OGH29.11.1994
11 Os 180/94OGH17.01.1995
12 Os 11/95OGH09.03.1995

Beisatz: Der im XX.Hauptstück der Strafprozessordnung verankerte strafprozessuale Grundsatz der materiellen Rechtskraft wurde durch das Inkrafttreten des Art 4 Z 1 des siebenten Zusatzprotokolls zur Menschenrechtskonvention nur für solche Entscheidungen modifiziert, die echte Doppelverfolgungen und Doppelbestrafungen betreffen, nicht aber für die in der österreichischen Rechtsordnung vielfach vorgesehenen gestaltenden Beschlüsse über bedingte Unrechtsfolgen. (T13)

14 Os 89/95OGH20.06.1995
13 Os 61/95OGH31.05.1995
15 Os 143/95OGH09.11.1995

Vgl auch; Beisatz: Der nach endgültiger Nachsicht gefasste Widerrufsbeschluss verletzt das Gesetz in dem sich aus §§ 494a Abs 4, 498 StPO (und aus dem XX.Hauptstück der Strafprozessordnung) hervorgehenden Grundsatz der Bindungswirkung gerichtlicher Entscheidungen ("ne bis in idem"). (T14)

1 Ob 612/95OGH17.10.1995

Vgl; Verstärkter Senat; Veröff: SZ 68/195

13 Os 190/95OGH10.01.1996
15 Os 182/95OGH11.01.1996

Beis wie T14

12 Os 36/96OGH18.04.1996
11 Os 27/96OGH23.04.1996
11 Os 77/96OGH06.08.1996

Beisatz: Bindungswirkung. (T15)

11 Os 103/96OGH27.08.1996
15 Os 133/96OGH12.09.1996
12 Os 115/96OGH12.09.1996
13 Os 150/96OGH02.10.1996
14 Os 171/96OGH26.11.1996

Vgl auch

11 Os 185/96OGH10.12.1996
15 Os 17/97OGH20.03.1997
15 Os 92/97OGH10.07.1997

Vgl auch

12 Os 136/97OGH16.10.1997

Vgl auch; Beis wie T15; Beisatz: Die beschlossene endgültige Strafnachsicht entfaltet (bereits vor Eintritt der Rechtskraft) eine Bindungswirkung, derzufolge kein Gericht ohne vorausgegangene Aufhebung dieses Beschlusses berechtigt ist, über den Entscheidungsgegenstand neuerlich abzusprechen. (T16)

14 Os 93/01OGH04.09.2001

Vgl auch; Beis wie T16 nur: Kein Gericht ist ohne vorausgegangene Aufhebung dieses Beschlusses berechtigt, über den Entscheidungsgegenstand neuerlich abzusprechen. (T17)<br/>Beisatz: Hier: Trotz bereits rechtskräftiger endgültiger Strafnachsicht wurde Probezeit verlängert. (T18)

11 Os 143/01OGH14.12.2001

Vgl auch; Beis wie T14

14 Os 115/02OGH12.11.2002

Vgl auch; Beis ähnlich wie T14

11 Os 167/02OGH05.08.2003

Vgl auch; Beisatz: Das Ne-bis-in-idem-Verbot ist ein auf verfassungsrechtlicher Ebene stehendes Verfolgungshindernis. (T19)

15 Os 113/03OGH04.09.2003

Vgl auch; Beisatz: Aus dem XX. Hauptstück der StPO ergibt sich das Verbot, während des aufrechten Bestehens einer Entscheidung ohne deren vorangegangene Aufhebung über den Entscheidungsgegenstand neuerlich abzusprechen (vergleiche 13 Os 62/00, 15 Os 22/02 uva). (T20)

15 Os 166/03OGH18.12.2003

Vgl auch; Beis wie T20; Beisatz: Hier: Nochmaliger nachträglicher Strafausspruch gemäß § 15 Abs 1 JGG. (T21)

15 Os 7/05aOGH17.02.2005

Vgl auch; Beis wie T20

16 Ok 4/07OGH12.09.2007

Auch; Beis wie T19

12 Os 135/08gOGH11.12.2008

Vgl; Beisatz: Einer Verurteilung auf Grund desselben Sachverhalts, der bereits Gegenstand eines vorhergehenden Urteils war, steht der in § 17 Abs 1 StPO normierte Grundsatz „ne bis in idem", mithin das Prozesshindernis der rechtskräftig entschiedenen Sache entgegen. (T22)

12 Os 152/08gOGH19.02.2009

Beisatz: Auf Grund der aus dem XX. Hauptstück der StPO aF (nunmehr 16. Hauptstück der StPO) abzuleitenden materiellen Rechtskraft gerichtlicher Entscheidungen konnte daher auch nach alter Rechtslage ein durch rechtskräftiges Urteil erledigter Straffall ohne vorangegangene Wiederaufnahme nicht Gegenstand eines neuerlichen Verfahrens und einer abermaligen Entscheidung sein. (T23)

14 Os 25/09xOGH12.05.2009

Auch; Beisatz: Hier: Dem Einstellungsbeschluss nach § 191 Abs 1 und 2 StPO (wegen Geringfügigkeit) als amtswegig wahrzunehmendes prozessuales Verfolgungshindernis kommt Sperrwirkung iSd Art 4 Z 1 7. ZPMRK zu. (T24)

15 Os 176/11pOGH01.06.2012

Vgl

13 Os 111/14vOGH18.12.2014

Auch

13 Os 115/15hOGH09.03.2016

Auch

14 Ns 74/16tOGH04.10.2016

Vgl auch; Beisatz: Ein die Delegierung ablehnender Beschluss hindert die neuerliche Entscheidung über einen weiteren, auf die gleiche Sachlage gestützten Delegierungsantrag. (T25)

15 Os 2/16gOGH16.11.2016

Auch; Beisatz: Wenn über einen Antrag auf Beschränkung der Akteneinsicht des Privatanklägers und einen Widerspruch gegen eine Sicherstellung rechtskräftig entschieden wurde, ist ein ohne Änderung der Verhältnisse erhobenes, denselben Entscheidungsgegenstand betreffendes neuerliches Begehren desselben Beteiligten wegen „res iudicata“ zurückzuweisen. In dieser Konstellation läuft die sechsmonatige Frist für dessen Erneuerungsantrag (Art 35 Abs 1 MRK) ‑ auch wenn im zweiten Fall anstatt mit Zurückweisung verfehlt neuerlich meritorisch entschieden wurde ‑ ab der letztinstanzlichen Entscheidung zum Erstantrag. (T26)

25 Ds 7/17xOGH21.07.2017

Auch; Beisatz: Gilt auch im Verfahren nach dem DSt. (T27)

11 Os 114/17zOGH17.10.2017

Auch; Beis wie T24

13 Os 134/17fOGH14.03.2018

Auch

14 Os 77/18gOGH03.08.2018

Auch; Beisatz: Nach einer nachträglichen Fortsetzung des Strafverfahrens gemäß § 205 StPO ist eine auf § 203 Abs 4 StPO gestützte Verfahrenseinstellung unzulässig. (T28)

12 Os 147/18mOGH24.01.2019

Beis wie T21; Beisatz: Dies gilt ungeachtet eines etwaigen Rechtsfehlers der ursprünglichen Entscheidung. (T29)

12 Os 130/19pOGH05.12.2019

Vgl; Beis wie T20; Beis wie T23

20 Ds 11/20bOGH09.03.2021

Vgl; Beis wie T27

12 Ns 74/21kOGH23.09.2021

Vgl; Beis wie T20; Beis wie T25; Beis wie T27

15 Os 73/22gOGH14.09.2022

Vgl

14 Os 4/23dOGH28.02.2023

vgl; Beisatz wie T20

13 Ns 34/23pOGH19.04.2023

vgl; Beisatz nur wie T25

Dokumentnummer

JJR_19760728_OGH0002_0090OS00096_7600000_002