OGH 12Os5/92

OGH12Os5/9220.2.1992

Der Oberste Gerichtshof hat am 20.Februar 1992 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Müller als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Horak (Berichterstatter), Dr. Friedrich, Hon.Prof. Dr. Brustbauer und Dr. Rzeszut als weitere Richter in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag. Weixelbraun als Schriftführer in der Strafsache gegen Martin P***** wegen des Vergehens der Hehlerei nach § 164 Abs. 1 Z 2 StGB und einer weiteren strafbaren Handlung über die von der Generalprokuratur zur Wahrung des Gesetzes gegen die Strafverfügung des Bezirksgerichtes Spittal an der Drau vom 7.Juli 1987, GZ 5 U 254/87-5, erhobene Nichtigkeitsbeschwerde nach Anhörung des Vertreters des Generalprokurators, Generalanwalt Dr. Wasserbauer, in öffentlicher Verhandlung zu Recht erkannt:

 

Spruch:

Die Strafverfügung des Bezirksgerichtes Spittal an der Drau vom 7. Juli 1987, GZ 5 U 254/87-5, verletzt das Gesetz in dem im XX. Hauptstück der StPO verankerten Grundsatz der materiellen Rechtskraft.

Diese Strafverfügung wird aufgehoben und es wird gemäß den §§ 292, 288 Abs. 2 Z 3 StPO in der Sache selbst erkannt:

Das über Antrag der Staatsanwaltschaft Klagenfurt vom 21.Mai 1987 auf Bestrafung des Martin P***** wegen der Vergehen der Hehlerei nach § 164 Abs. 1 Z 2 StGB und nach § 36 Abs. 1 Z 4 WaffenG gegen den Genannten eingeleitete Strafverfahren 5 U 254/87 des Bezirksgerichtes Spittal an der Drau wird gemäß § 451 Abs. 2 StPO eingestellt.

Rechtliche Beurteilung

Gründe:

Mit dem durch einen Protokolls- und Urteilsvermerk beurkundeten Urteil des Einzelrichters des Kreisgerichtes Wr. Neustadt vom 3. Dezember 1986, GZ 12 a E Vr 1392/86-6, wurde der am 12. März 1967 geborene Martin P***** der Vergehen der Hehlerei nach § 164 Abs. 1 Z 2 und Abs. 2 StGB (I./) und nach § 36 Abs. 1 Z 1 und 4 WaffenG (II./1/ und 2/) schuldig erkannt.

Darnach hat er

(zu I./) Anfang Juli 1986 in Spittal an der Drau ein Sturmgewehr, Modell 58, im Werte von ca. 12.000 S, das ein unbekannter Täter durch ein mit Strafe bedrohtes Vergehen gegen fremdes Vermögen erlangt hatte, gekauft und

(zu II./) unbefugt

1./ von 1982 bis 27.August 1986 in Gutenstein Faustfeuerwaffen, nämlich eine Pistole Walther PP und einen aufgebohrten Gasrevolver, besessen und geführt sowie

2./ von Anfang Juli 1986 bis 27.August 1986 in Spittal an der Drau, Gutenstein und anderen Orten Kriegsmaterial, nämlich ein Sturmgewehr, Modell 58, erworben, besessen und geführt.

Mit Strafverfügung des Bezirksgerichtes Spittal an der Drau vom 7. Juli 1987, GZ 5 U 254/87-5, wurde Martin P***** - ungeachtet der vorgenannten Verurteilung - der Vergehen der Hehlerei nach § 164 Abs. 1 Z 2 StGB und nach § 36 Abs. 1 lit. d (richtig: Abs. 1 Z 4) WaffenG schuldig erkannt, weil er

1./ im Juli 1986 in Spittal an der Drau ein Sturmgewehr StG 58 mit der Nummer 29.489, das ein anderer durch eine mit Strafe bedrohte Handlung gegen fremdes Vermögen erlangt hatte, von Erwin M***** gekauft und

2./ in der Zeit von Juli 1986 bis 27.August 1986 Kriegsmaterial, nämlich das zu 1./ bezeichnete Sturmgewehr, unbefugt erworben und besessen hat.

Da beiden Verurteilungen der rechtswidrige Erwerb, Besitz und das Führen derselben Schußwaffe, sohin ein identes Tatgeschehen zugrunde liegt, verstößt die am 6.August 1987 in Rechtskraft erwachsene, auf einem bereits urteilsmäßig abgesprochenen Sachverhalt beruhende Strafverfügung des Bezirksgerichtes Spittal an der Drau zum Nachteil des Martin P***** gegen den aus den Vorschriften des XX. Hauptstücks der StPO hervorgehenden Grundsatz der materiellen Rechtskraft.

In Stattgebung der vom Generalprokurator gemäß § 33 Abs. 2 StPO erhobenen Beschwerde war mithin spruchgemäß zu erkennen.

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