OGH 12Os164/75 (RS0096677)

OGH12Os164/7513.1.1976

Rechtssatz

Von Unzucht im Sinne eines geschlechtlichen Missbrauchs kann nur dann gesprochen werden, wenn zur unmittelbaren Geschlechtssphäre gehörige, somit dem männlichen oder weiblichen Körper spezifische eigentümliche Körperpartien des Opfers oder des Täters mit dem Körper des anderen in eine - nicht bloß flüchtige und sexual sinnbezogene - Berührung gebracht werden.

Normen

StGB aF §203
StGB §206 Abs1
StGB §207
StGB §212

12 Os 164/75OGH13.01.1976

Veröff: EvBl 1976/205

10 Os 162/75OGH03.02.1976
9 Os 125/76OGH13.10.1976
13 Os 139/76OGH19.11.1976
9 Os 41/77OGH19.04.1977
10 Os 191/77OGH01.02.1978

Ähnlich; Beisatz: Beischlafsähnliche Handlungen nicht nötig. (T1)

10 Os 44/78OGH17.05.1978

Ähnlich; Beisatz: Egal ob aktive oder passive Beteiligung des Opfers. (T2)

11 Os 95/78OGH04.07.1978
12 Os 133/79OGH18.10.1979

Beisatz: "Abgreifen" über der Kleidung genügt. (T3)

12 Os 172/79OGH24.01.1980

Veröff: RZ 1980/52 S 225

11 Os 182/79OGH18.02.1980

Beisatz: Auch (sexualbezogenes) Betasten über der Kleidung kann tatbildlich sein. (T4)

12 Os 8/80OGH13.03.1980
9 Os 3/80OGH18.03.1980

Vgl auch; Beisatz: Gleich, ob der Kontakt in Form eines "Ergreifens" oder "Berührens" erfolgt; ein längere Dauer und besondere Intensität der unzüchtigen Handlungen ist nicht erforderlich (hier: Betasten über Badekleidung). (T5)

13 Os 26/80OGH27.03.1980

Vgl auch; Beis wie T4

11 Os 38/80OGH09.04.1980

Beis wie T4

11 Os 6/80OGH30.04.1980

Vgl auch; Beis wie T4

12 Os 76/80OGH12.06.1980
12 Os 120/80OGH04.09.1980
12 Os 123/80OGH02.10.1980

Beis wie T4; Beisatz: "Ergreifen" ist mehr als eine nur flüchtige Berührung. (T6)

13 Os 119/80OGH23.10.1980

Vgl; Beisatz: Körperlicher Kontakt zwischen Täter und Opfer nicht ausnahmslos erforderlich; das Betrachten und Fotografieren eines vom Täter zum Entblößen des Unterkörpers, zum Auseinanderspreizen der Beine und zur Einnahme sexualbezogener Positionen veranlassten (hier vierzehneinhalbjährigen) Mädchens als Missbrauch zur Unzucht im Sinne des § 212 Abs 1 (erster Deliktsfall) StGB. (T7)

13 Os 158/80OGH11.12.1980

Vgl; Beis wie T4; Beisatz: Damit ist das Delikt (hier: § 204 StGB) vollendet. (T8)

10 Os 185/80OGH10.02.1981

Beisatz: Beim Oberschenkel kann hievon in Bezug auf den ganzen Bereich desselben keine Rede sein. (T9)

10 Os 60/80OGH21.07.1981

Vgl; Beis wie T7 nur: Das Betrachten und Fotografieren eines vom Täter zum Entblößen des Unterkörpers, zum Auseinanderspreizen der Beine und zur Einnahme sexualbezogener Positionen veranlassten (hier vierzehneinhalbjährigen) Mädchens als Missbrauch zur Unzucht im Sinne des § 212 Abs 1 (erster Deliktsfall) StGB. (T10) Veröff: EvBl 1982/41 S 132

11 Os 183/80OGH09.09.1981

Beisatz: Die Annahme eines Streichelns, Betastens beziehungsweise Abtastens sowie des Erfassens und Ergreifens (der Brust) schließt eine Wertung als bloß flüchtige Berührung aus. (T11) Beis wie T8

13 Os 104/81OGH15.10.1981

Vgl auch; Beisatz: Körperkontakt erforderlich (T12)

10 Os 86/81OGH20.10.1981
12 Os 135/82OGH04.11.1982
12 Os 142/84OGH18.10.1984
9 Os 181/84OGH13.02.1985

Beisatz: Das Herbeiführen wiederholter gezielter Einwirkungen unmittelbar auf die Geschlechtsteile des Täters, mag es sich dabei auch um Misshandlungsakte wie Fußtritte handeln, kann nicht als bloß flüchtige Berührung angesehen werden, ist daher tatbildlich im Sinn des § 207 Abs 1 StGB. (T13)

13 Os 52/85OGH09.05.1985

Vgl; Beis wie T3; Beis wie T4

12 Os 118/85OGH19.09.1985

Vgl; Beis wie T4; Beis wie T3; Veröff: SSt 56/71

9 Os 187/85OGH18.12.1985

Vgl auch

11 Os 76/86OGH24.06.1986
9 Os 88/85OGH17.09.1986

Vgl auch; Beisatz: Zur Geschlechtssphäre gehört zwar nicht der Bauch, wohl aber die Region unterhalb des Bauches in unmittelbarer Nähe des Geschlechtsteils, im Bereich der Schamhaare (Pubes), deren Berührung, wenngleich über einer dünnen (hautnahen) Kleidungsschicht (hier: Unterhose) zur Tatbildverwirklichung ausreicht (zu § 207 Abs 1 StGB). (T14)

12 Os 133/86OGH16.10.1986
10 Os 136/86OGH02.12.1986

Beisatz: Die Gesäßregion zählt nicht zur unmittelbaren Geschlechtssphäre eines Menschen. (T15)

12 Os 130/87OGH19.11.1987

Vgl auch; Beisatz: Damit ist ein Missbrauch zur Unzucht vollendet. (T16)

11 Os 151/88OGH20.12.1988

Beisatz: Eine flüchtige Berührung würde den Voraussetzungen einer vollendeten Unzucht nicht genügen, sondern wäre, einen auf letztere gerichteten Tätervorsatz vorausgesetzt, nur als Versuch (hier: §§ 15, 207, 212 StGB) zu werten. (T17)

12 Os 109/89OGH14.09.1989

Vgl auch; Beis wie T4

12 Os 172/89OGH08.03.1990

Vgl auch; Beisatz: Das Betasten der (voll entwickelten) nackten Brust des weiblichen Tatopfers war jedenfalls tatbildlich im Sinne des § 204 Abs 1 StGB aF (nunmehr § 202 Abs 1 StGB idF StGNov 1989). (T18)

11 Os 37/90OGH09.05.1990

Vgl auch; Beis wie T4

11 Os 47/90OGH13.06.1990

Beisatz: Unzucht gleichwie "geschlechtliche Handlung" im Sinne des § 202 Abs 1 StGB nF. (T19) Veröff: JBl 1990,807

15 Os 144/89OGH07.08.1990
16 Os 21/90OGH21.09.1990
14 Os 111/90OGH06.11.1990
12 Os 29/91OGH18.04.1991

Vgl auch; Beis wie T4

13 Os 84/92OGH16.09.1992

Beisatz: Missbrauch zur Unzucht im Sinne des § 207 Abs 1 StGB erfordert ein Tatverhalten, das schon nach seinem objektiven Charakter zum Geschlechtsleben in einer solchen Beziehung steht, dass zur unmittelbaren Geschlechtssphäre gehörige, somit dem männlichen oder weiblichen Körper spezifisch eigentümliche Körperpartien des Opfers oder des Täters mit dem Körper des anderen in eine nicht bloß flüchtige und sexual sinnbezogene Berührung gebracht werden (Hinweis auf Leukauf/Steininger, Kommentar 3.Auflage, § 207 RN 5). (T20)

13 Os 134/94OGH14.09.1994

Beis wie T1; Beis wie T4

14 Os 168/94OGH13.12.1994

Vgl auch; Beis wie T4

15 Os 50/95OGH11.05.1995

Vgl auch

12 Os 179/95OGH01.02.1996

Vgl auch

13 Os 26/96OGH08.05.1996

Vgl auch

13 Os 87/96OGH03.07.1996
12 Os 105/97OGH28.08.1997

Beisatz: Wogegen sexuell indifferente Handlungen für sich allein noch nicht genügen (Leukauf/Steininger Komm3 § 207 RN 5, 6 und 7). (T21); Beisatz: Ein Massieren am Bauch "bis zum Brustansatz" sowie ein Streicheln beziehungsweise Massieren an den Schultern und am Rücken reichen in objektiver Hinsicht für die Verbrechensvollendung keinesfalls, für einen Versuch nicht ohne weiteres aus. (T22)

13 Os 156/96OGH09.07.1997

Beis wie T20; Beisatz: Hier: Betasten im Genitalbereich. (T23)

13 Os 143/97OGH24.09.1997
15 Os 112/98OGH10.07.1998
14 Os 118/99OGH12.10.1999

Beis wie T11; Beis wie T5 nur: Eine längere Dauer und besondere Intensität der unzüchtigen Handlungen ist nicht erforderlich. (T24) Beisatz: Hier: Auch das Massieren der Scheide und des Kitzlers stellt Unzucht dar, zumal das gewählte Tätigkeitswort eine gewisse über eine bloß flüchtige Berührung hinausgehende Dauer ausdrückt. (T25)

15 Os 21/00OGH13.04.2000

Vgl auch; Beisatz: Hier: Zum Begriff der geschlechtlichen Handlung: zu § 207 StGB (idF BGB/I 1998/153) (T26)

13 Os 167/00OGH07.03.2001

Vgl auch; Beisatz: Auch die digitale Analpenetration - deren prinzipielle Eignung als "sexualbezogene Handlung" unstrittig ist - ist grundsätzlich als eine dem Geschlechtsverkehr gleichzusetzende Handlung anzusehen. Die Intensität des sexuellen Eingriffs beziehungsweise die Gleichwertigkeit der Handlung mit einem Beischlaf ist dabei vor allem aus der Sicht des Opfers zu beurteilen, denn schließlich schützen die §§ 201 ff StGB dessen Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. (T27)

14 Os 83/01OGH04.09.2001

Vgl auch; Beisatz: Das Streicheln der Oberschenkel mit dem Ziel, den Genitalbereich des Mädchens zu berühren, ist eine Versuchshandlung. (T28)

11 Os 4/04OGH09.03.2004

Vgl auch; Beis ähnlich T14

14 Os 126/04OGH16.11.2004

Vgl; Beis ähnlich T27

12 Os 46/05iOGH08.09.2005

Auch

13 Os 62/06aOGH11.10.2006

Vgl auch

14 Os 121/06kOGH18.12.2006

Auch; Beisatz: Hier: Berührung beider Brüste mit resultierendem emotionalem Ausnahmezustand. (T29)

14 Os 142/06yOGH12.06.2007

Auch; Beisatz: Alle Angriffe, die - wie hier - die unmittelbare Geschlechtssphäre eines Unmündigen betreffen, sind unabhängig vom Entwicklungsgrad des Opfers unter der (fallbezogen festgestellten) Voraussetzung, dass es sich nicht um bloß flüchtige Berührungen handelt, als vollendetes Delikt des §207 Abs1 StGB zu verstehen (WK-StGB - 2 § 207 Rz 20). (T30)

14 Os 33/12bOGH15.05.2012

Vgl; Beisatz: Hier: Berührung der Brüste trotz ausdrücklicher Vereinbarung bloß einer Rückenmassage. (T31)

Dokumentnummer

JJR_19760113_OGH0002_0120OS00164_7500000_004

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