OGH 13Os179/03; 13Os78/04; 11Os97/04; 11Os31/04; 13Os20/06z; 13Os136/06h; 12Os52/07z; 13Os62/07b; 15Os61/07w; 13Os108/07t; 13Os130/07b; 15Os50/07b; 13Os134/07s; 13Os129/07f; 11Os14/08f (RS0118581)

OGH13Os179/03; 13Os78/04; 11Os97/04; 11Os31/04; 13Os20/06z; 13Os136/06h; 12Os52/07z; 13Os62/07b; 15Os61/07w; 13Os108/07t; 13Os130/07b; 15Os50/07b; 13Os134/07s; 13Os129/07f; 11Os14/08f29.8.2023

Rechtssatz

Hinsichtlich der für die Sanktionsbefugnis (§ 281 Abs 1 Z 11 erster Fall StPO) entscheidenden Tatsachen lässt die Rechtsprechung neben der Berufung auch eine Bekämpfung mit Verfahrensrüge, Mängelrüge und Tatsachenrüge zu (§ 281 Abs 1 Z 11 erster Fall in Verbindung mit Z 2 bis 5a StPO). Soweit die Gefährlichkeitsprognose nach §§ 21 bis 23 StGB auf ganz bestimmte Erkenntnisquellen gegründet sein muss, ist sie nur dann rechtsrichtig vorgenommen, wenn sie auf sämtlichen der genannten Sachverhaltskriterien basiert. Ist dies nicht der Fall, liegt Nichtigkeit nach § 281 Abs 1 Z 11 zweiter Fall StPO vor. Im Fall einer Maßnahmenanordnung muss bei sonstiger Nichtigkeit aus § 281 Abs 1 Z 11 zweiter Fall StPO die Feststellungsgrundlage so umfassend sein, dass die daran unabdingbar rechtlich gebundene Ermessensentscheidung einer Befürchtung, also die rechtliche Wertung einer hohen Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden darf, für die Sachverhaltsannahme, der Rechtsbrecher werde eine oder mehrere bestimmte Handlungen begehen, welche ihrerseits rechtlich als mit Strafe bedroht und entsprechend sozialschädlich (mit schweren beziehungsweise nicht bloß leichten Folgen) zu beurteilen wären.

Normen

StGB §21
StGB §22
StGB §23
StPO §281 Abs1 Z11 B
StPO §345 Abs1 Z13

13 Os 179/03OGH18.02.2004
13 Os 78/04OGH14.07.2004

Auch; nur: Hinsichtlich der für die Sanktionsbefugnis (Z 11 erster Fall) entscheidenden Tatsachen lässt die Rechtsprechung neben der Berufung auch eine Bekämpfung mit Verfahrensrüge, Mängelrüge und Tatsachenrüge zu (Z 11 erster Fall in Verbindung mit Z 2 bis 5a). (T1); Beisatz: Da § 21 StGB die Befugnis zur Anordnung der Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher neben einer Mindeststrafdrohung für die Anlasstat und einem auf einer geistigen oder seelischen Abartigkeit höheren Grades beruhenden Zustand auch an dessen Einfluss auf die Anlasstat bindet, kann diese Sanktionsbefugnisgrenze aus Z 11 erster Fall in Frage gestellt werden, deren Tatsachengrundlage zugunsten des Angeklagten aus Z 11 erster Fall in Verbindung mit Z 1 bis 5a. (T2)

11 Os 97/04OGH19.10.2004

Auch; Beisatz: Für die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher nach § 21 StGB bedarf es eindeutiger Sachverhaltsannahmen zur prognostizierten Tat, die den Schluss ermöglichen, dass damit eine mit Strafe bedrohte, als besonders folgenschwer zu wertende Handlung zu befürchten sei. (T3)

11 Os 31/04OGH27.04.2004

Auch

13 Os 20/06zOGH05.04.2006

Auch; Beisatz: Der bloß pauschale - und damit undeutliche (vgl WK-StPO § 281 Rz 396) - Verweis auf das als „klar und deutlich beziehungsweise frei von Widersprüchen und nachvollziehbar" bezeichnete Sachverständigengutachten vermag derartige Feststellungen nicht zu ersetzen. (T4)

13 Os 136/06hOGH24.01.2007
12 Os 52/07zOGH31.05.2007

Auch; Beisatz: Im geschworenengerichtlichen Verfahren nimmt die Rechtsprechung zur Vermeidung von Wertungswidersprüchen insoweit Maß an den im schöffengerichtlichen Verfahren geltenden Grundsätzen und räumt demgemäß in Hinsicht auf die tatsächliche Grundlage der Sanktionsbefugnis (Z 13 erster Fall) eine Anfechtung einerseits in Verbindung mit § 345 Abs 1 Z 3 bis 5 StPO und andererseits in Verbindung mit § 281 Abs 1 Z 5 und 5a StPO ein. (T5)

13 Os 62/07bOGH01.08.2007

Auch; Beis wie T3

15 Os 61/07wOGH08.08.2007

Auch

13 Os 108/07tOGH03.10.2007

Vgl auch; Beis wie T3

13 Os 130/07bOGH05.12.2007

Auch; nur T1

15 Os 50/07bOGH22.11.2007

Auch; nur T1; Beisatz: Hier: Bekämpfung des strafbestimmenden Wertbetrags; vgl WK-StPO § 281 Rz 673. (T6)

13 Os 134/07sOGH05.12.2007

Auch; Beisatz: Als Erkenntnisquellen für die Befürchtung der sogenannten Prognosetat nennt das Gesetz (1.) die Person des Rechtsbrechers, (2.) seinen Zustand, also seine Verfassung im Urteilszeitpunkt, und (3.) die Art der Anlasstat. Durch deren konjunktive Verknüpfung („und") wird eine Gesamtwürdigung angeordnet. Die Beurteilung hat jede der drei Erkenntnisquellen zu berücksichtigen. Wird auch nur eine davon gänzlich außer Acht gelassen, liegt darin eine rechtsfehlerhafte Bewertung der Prognosekriterien und Nichtigkeit nach § 281 Abs 1 Z 11 zweiter Fall StPO (WK-StGB - 2 § 21 Rz 24). (T7)

13 Os 129/07fOGH05.12.2007

Vgl auch; Beisatz: Indem aus Z 11 zweiter Fall weder das Übergehen einer gesetzlich angeordneten Erkenntnisquelle noch ein unvertretbarer Schluss aus herangezogenen Erkenntnisquellen behauptet, vielmehr die Befürchtung einer der Anlasstat ähnlichen Prognosetat nur spekulativ in Frage gestellt wird, gelangt der angezogene Nichtigkeitsgrund nicht prozessförmig zur Darstellung. (T8)

11 Os 14/08fOGH01.04.2008

Vgl; Beis ähnlich wie T4

13 Os 5/08xOGH24.04.2008

Auch; Beisatz: Die Prognosetat ist im Urteil ihrer Art nach näher zu umschreiben (WK-StGB - 2 § 21 Rz 26). (T9); Beisatz: Denn nur so kann eine Subsumtion unter den Rechtsbegriff einer mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlung (also einer Kategorie des materiellen Strafrechts) mit schweren Folgen stattfinden. (T10)

13 Os 41/08sOGH11.06.2008

Auch; Beis wie T9

13 Os 77/08kOGH11.06.2008

Vgl auch; Beisatz: Der Einwand der mangelhaften beweiswürdigenden Fundierung der Gefährlichkeitsprognose im Sinn des § 21 Abs 1 StGB spricht einen Berufungsgrund, nicht § 281 Abs 1 Z 11 StPO an. (T11)

13 Os 120/08hOGH01.10.2008

Auch; Beis ähnlich wie T7; Beis ähnlich wie T11

14 Os 19/09iOGH21.04.2009

Vgl; Beis wie T8

15 Os 65/09mOGH24.06.2009

Vgl; Beis ähnlich wie T11

15 Os 22/09pOGH18.03.2009

Auch; Beis wie T3; Beis wie T10

12 Os 51/09fOGH28.05.2009

Auch; Beis wie T3

15 Os 124/09pOGH14.10.2009

Auch; Beis wie T9; Beis wie T10

12 Os 145/09dOGH08.04.2010

Vgl auch; Beis wie T11

13 Os 157/09aOGH17.06.2010

Auch

12 Os 47/10vOGH10.06.2010

Vgl auch

11 Os 75/10dOGH28.09.2010

Auch

13 Os 12/10dOGH17.02.2011

Auch

13 Os 9/11iOGH07.04.2011

Auch; Beis ähnlich wie T7

15 Os 34/11fOGH04.05.2011

Vgl auch; nur T1; Beis ähnlich wie T2

11 Os 47/11pOGH19.05.2011

Vgl; Beis ähnlich wie T3; Beis ähnlich wie T9

12 Os 79/11aOGH09.08.2011

Auch

15 Os 117/11mOGH14.12.2011

Vgl; Beisatz: Hier: Verzögerte Reife iSd § 4 Abs 2 Z 1 JGG. (T12)

11 Os 33/12fOGH19.04.2012

Auch; Beisatz: Der Sanktionsausspruch ist dann nichtig, wenn im Rahmen der Gefährlichkeitsprognose eine der in § 21 StGB genannten Erkenntnisquellen (Person, Zustand des Rechtsbrechers und Art der Tat) vernachlässigt wird oder die Feststellungsgrundlage die Ableitung der schweren Folgen als willkürlich erscheinen lässt. (T13)

11 Os 29/12tOGH24.05.2012

Vgl auch

12 Os 32/12sOGH15.05.2012

Auch; Beis wie T10

15 Os 60/12fOGH27.06.2012

Vgl auch; Beis wie T13

15 Os 159/12iOGH16.01.2013

Auch; Beis wie T13

14 Os 120/12xOGH29.01.2013

Vgl; Ähnlich Beis wie T11; Beisatz: Die Anfechtung des Urteils über die Anordnung einer Maßnahme nach § 21 Abs 1 StGB wegen Nichtigkeit ist aber nur in Bezug auf jene materiell‑rechtlichen Voraussetzungen des § 21 Abs 1 StGB möglich, deren Beurteilung dem richterlichen Ermessen entzogen sind, sohin der Grundvoraussetzungen dieser Anstaltsunterbringung; die Beurteilung der Gefährlichkeitsprognose im Sinn des § 21 Abs 1 StGB ist hingegen als Ermessensentscheidung ausschließlich mit Berufung bekämpfbar. (T14)

12 Os 14/13wOGH07.03.2013

Vgl auch; Beis wie T3; Beis wie T10

15 Os 103/13fOGH21.08.2013

Auch; Beisatz: Hier: Tätigkeitsverbot nach § 220b Abs 2 StGB. (T15)

15 Os 55/14yOGH08.07.2014

Auch; Beis wie T9; Beis wie T10

14 Os 88/14vOGH11.09.2014

Auch

15 Os 161/14mOGH18.02.2015

Auch

12 Os 10/15kOGH05.03.2015

Vgl

12 Os 134/14vOGH09.04.2015

Auch; Beisatz: Die Prognosetat ist mit „äquivalente Taten wie bisher“ und „Gewalttaten mit nicht bloß leichten Verletzungsfolgen gegen Zufallsopfer“ hinreichend konkret beschrieben. (T16)

13 Os 71/15pOGH23.09.2015

Auch

11 Os 111/15fOGH20.10.2015

Auch

12 Os 127/15sOGH17.12.2015

Auch

11 Os 50/16mOGH10.05.2016

Auch; Beis wie T15

14 Os 55/16vOGH02.08.2016

Auch; Beis wie T11

11 Os 67/16mOGH13.09.2016

Auch

14 Os 59/16gOGH20.10.2016

Auch; Beis wie T7

13 Os 107/16hOGH23.11.2016

Auch; Beisatz: Eine Anfechtung aus Z 5 des § 281 Abs 1 StPO steht nur in Verbindung mit dem ersten Fall, nicht jedoch mit dem zweiten Fall des § 281 Abs 1 Z 11 StPO offen. (T17)

15 Os 60/17pOGH23.08.2017

Auch; Beis wie T8

14 Os 122/18zOGH11.11.2018

Auch

14 Os 143/18pOGH29.01.2019

Auch; Beis wie T11; Beis wie T13; Beis wie T14

13 Os 92/19gOGH11.12.2019

Vgl

14 Os 9/20kOGH17.03.2020

Vgl; Insb Beis wie T11

12 Os 18/20vOGH28.05.2020

Vgl; Beis wie T13

12 Os 122/20pOGH07.12.2020

Vgl; Beis wie T9; Beis wie T10

14 Os 132/20yOGH18.02.2021

Vgl; Beis wie T2; Beis wie T3

13 Os 126/20hOGH17.02.2021

Vgl

11 Os 37/21gOGH29.04.2021

Vgl; Beis wie T7; Beisatz: Hier: In Anzeigen beschriebenes früheres Verhalten der Betroffenen. (T18)

12 Os 65/21gOGH29.07.2021

Vgl; Beis wie T17

14 Os 138/21gOGH22.02.2022

Vgl; Beis wie T9

12 Os 54/22sOGH05.07.2022

Vgl; Beis wie T11; Beis wie T13; Beis wie T14

15 Os 6/23fOGH08.03.2023

vgl

13 Os 8/23kOGH22.03.2023

vgl; Beisatz wie T13

11 Os 80/23hOGH29.08.2023

vgl; Beisatz wie T3; Beisatz wie T10

Dokumentnummer

JJR_20040218_OGH0002_0130OS00179_0300000_002

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