OGH 6Ob86/63 (RS0017899)

OGH6Ob86/6328.4.2022

Rechtssatz

Vertragsergänzung: Sie hat nach der Übung des redlichen Verkehrs immer dann stattzufinden, wenn nicht eindeutig feststeht, was die Parteien in den im Vertrag nicht ausdrücklich vorgesehen Fällen gewollt hätten (SZ 26/194; siehe auch Gschnitzer in Klang 2. Auflage IV S 408/409 zu § 914 ABGB).

Normen

ABGB §914 I

6 Ob 86/63OGH25.04.1963

Veröff: SZ 36/68 = RZ 1963,134 = JBl 1963,614

5 Ob 177/65OGH14.07.1965
5 Ob 72/65OGH24.08.1965
8 Ob 271/65OGH19.10.1965

Veröff: SZ 38/164 = LwBetr 1966,113

6 Ob 35/66OGH10.02.1966
5 Ob 345/66OGH15.12.1966

Veröff: SZ 39/216

1 Ob 61/67OGH15.09.1967
6 Ob 112/68OGH24.04.1968
5 Ob 268/68OGH27.11.1968
6 Ob 69/69OGH26.03.1969
1 Ob 141/69OGH28.08.1969

Veröff: MietSlg 21261/43

1 Ob 14/72OGH15.03.1972

Veröff: SZ 45/29 = MietSlg 24042

7 Ob 146/72OGH28.06.1972

Beisatz: Hier: Servitutsbestellungsvertrag (T1)

5 Ob 39/73OGH28.03.1973

Beis wie T1; Veröff: NZ 1974,77

1 Ob 62/73OGH04.04.1973
7 Ob 158/75OGH02.10.1975

Veröff: MietSlg 27117

4 Ob 44/75OGH21.10.1975

Veröff: SozM IE,123 = IndS 1976 3,985 = JBl 1977,103

1 Ob 508/76OGH28.01.1976

Auch; Veröff: EvBl 1976/224 S 466

3 Ob 546/76OGH27.04.1976

Beisatz: Vertragsergänzung setzt voraus, dass beide Parteien den später eingetretenen Fall nicht bedacht haben. (T2)

1 Ob 637/76OGH30.06.1976
5 Ob 550/76OGH29.06.1976

Beisatz: Dabei sind die Interessen beider Vertragspartner zu berücksichtigen. (T3) <br/>Veröff: SZ 49/86 = ImmZ 1976,318

7 Ob 578/78OGH11.05.1978
2 Ob 570/78OGH09.01.1979

Vgl; Beis wie T3

7 Ob 812/79OGH29.05.1980

Auch; Beisatz: Wenn die strittigen Punkte nicht erörtert wurden, hat sich die Ausfüllung von möglichen Vertragslücken nach ihrer Funktion in den Grenzen des für den anderen Vertragsteil erkennbar bekundeten rechtsgeschäftlichen Willens zu halten. Wären die nicht besprochenen Nebenpunkte nicht ganz üblich, so könnte der Vertrag insoweit nur aus dem Gesetz ergänzt werden. (T4)

1 Ob 739/80OGH26.11.1980
7 Ob 700/80OGH29.01.1981

Auch

4 Ob 110/81OGH03.11.1981
8 Ob 540/81OGH11.02.1982
4 Ob 409/81OGH12.10.1982
5 Ob 732/81OGH18.01.1983

Beisatz: Hier: Schmiermittelbezugsvertrag (T5)

4 Ob 71/84OGH09.10.1984

Veröff: RdW 1985,254 = ZAS 1986,91 (Kerschner) = JBl 1986,197

8 Ob 565/83OGH08.11.1984

Auch

1 Ob 13/85OGH17.04.1985

Auch

7 Ob 557/86OGH24.04.1986
7 Ob 522/87OGH05.03.1987

Veröff: SZ 60/42

4 Ob 362/85OGH16.06.1987

Beisatz: Hier: Ergänzung des Architektenhonorars (T6)<br/>Veröff: WBl 1987,240 (Scolik)

7 Ob 662/87OGH29.10.1987
9 ObA 513/88OGH11.01.1989

Veröff: SZ 62/4

7 Ob 553/90OGH25.04.1990
2 Ob 568/91OGH11.11.1991
4 Ob 118/94OGH22.11.1994
3 Ob 567/95OGH11.10.1995
4 Ob 2094/96mOGH14.05.1996

Auch; Beisatz: Haben die Vertragschließenden den eingetretenen Problemfall nicht geregelt, so ist der Vertrag ergänzend auszulegen. (T7)

4 Ob 1005/96OGH30.01.1996

Auch

7 Ob 2253/96sOGH04.12.1996

Auch; Beis wie T2; Beis wie T7

4 Ob 2195/96iOGH12.08.1996

Auch; Beis wie T7; Veröff: SZ 69/178

7 Ob 2366/96hOGH12.02.1997

Auch

2 Ob 2133/96gOGH10.07.1997

Auch; Beisatz: Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Parteien den zu entscheidenden Fall absichtlich oder deshalb nicht geregelt haben, weil sie an diesen überhaupt nicht gedacht haben. (T8)

4 Ob 339/97zOGH12.11.1997

Auch; Beisatz: Die maßgeblichen Auslegungskriterien müssen immer dem Vertrag selbst oder den ihn begleitenden maßgeblichen Umständen zu entnehmen sein. (T9)

2 Ob 305/97kOGH04.12.1997

Vgl auch; Beisatz: Die ergänzende Vertragsauslegung hat nach dem hypothetischen Parteiwillen, also darnach, was redliche und vernünftige Parteien vereinbart hätten zu erfolgen. (T10)

2 Ob 99/98tOGH02.04.1998

Vgl auch; Beisatz: Als Behelf ergänzender Auslegung kommt dabei zunächst der hypothetische Parteiwille in Betracht; die Frage, was die Parteien gewollt hätten, wenn sie sich bei Vertragsabschluss die nunmehr offene Frage vorgelegt hätten, kann sich aus der Natur und dem Zweck des Vertrages oder anderen Umständen des Geschäftes beantworten. Hier: Sicherung des Existenzminimums der geschiedenen Ehegattin. (T11)

9 ObA 83/98sOGH20.05.1998

Vgl auch; Beis wie T7

1 Ob 120/98yOGH28.04.1998

Vgl auch; Beisatz: Unter Berücksichtigung der übrigen Vertragsbestimmungen und des von den Parteien verfolgten Zwecks sowie unter Heranziehung der Verkehrssitte ist dabei zu prüfen, welche Lösung redliche und vernünftige Parteien vereinbart hätten. (T12)

2 Ob 172/99dOGH24.06.1999

Vgl auch; Beisatz: Hier: Vertrag über den Transport behinderter Kinder. (T13)

9 Ob 93/99pOGH01.09.1999

Beis wie T10

6 Ob 202/00zOGH30.08.2000

Beis wie T10; Beis wie T12; Beisatz: Hier: Kaufvertrag hinsichtlich Geschäftsanteilen. (T14)

9 Ob 156/01hOGH24.10.2001

Auch; Beis wie T2; Beisatz: Im Rahmen der ergänzenden Vertragsauslegung ist zu fragen, was redliche Parteien vereinbart hätten, wenn sie den nicht bedachten Fall berücksichtigt hätten beziehungsweise was nach der Übung des redlichen Verkehrs als ergänzende Regelung angenommen werden muss. (T15)

3 Ob 146/01vOGH20.11.2001

Auch; Beisatz: Selbst wenn man von der Notwendigkeit einer Regelung ausgeht, greift in einem solchen Fall primär das dispositive Recht ein, dessen Zweck es gerade ist, für im Vertrag nicht geregelte Fragen Regeln zur Verfügung zu stellen. (T16)<br/>Beisatz: Tatsachenfeststellungen darüber, was die Vertragsparteien vereinbart hätten, hätten sie den nicht geregelten Fall bedacht, sind nicht zu treffen. Eine solche Frage ist bereits die nach einem hypothetischen (also bloß zu vermutenden) Willen. (T17)

6 Ob 251/02hOGH07.11.2002
3 Ob 234/04iOGH26.01.2005

Vgl auch; Beis ähnlich wie T7; Beis wie T10<br/>Veröff: SZ 2005/10

7 Ob 222/04dOGH20.04.2005

Auch; Beis wie T3; Beis wie T7; Beis wie T10

7 Ob 19/05bOGH25.05.2005
3 Ob 249/04wOGH27.07.2005

Auch; Beis wie T10; Beis wie T12

6 Ob 157/05iOGH25.08.2005

Vgl auch; Beisatz: Ungeachtet der Unredlichkeit aller Beteiligten bei der Steuerhinterziehung kommt es auf die fiktive Absicht redlicher Parteien an, was sie für den nicht vorbedachten Fall vereinbart hätten. (T18)

6 Ob 56/06pOGH06.04.2006

Beisatz: Notwendige Voraussetzung ist eine „Vertragslücke", die allerdings auch erst durch die spätere Entwicklung entstehen kann. (T19)

6 Ob 102/06bOGH27.04.2006

Auch; Beis wie T3

7 Ob 243/07xOGH16.11.2007

Auch; Beisatz: Hier: Auslegung eines Versicherungsvertrages (Pkt 2 Bedingungen der Ausfallsversicherung für gerichtlich bestimmte Ansprüche aus Körperschäden.) (T20)<br/>Beisatz: Bei Verfassung der betreffenden Klausel wurde die Möglichkeit der Fällung eines Versäumungsurteils gegen den Schädiger offenbar nicht bedacht. (T21)<br/>Veröff: SZ 2007/181

9 ObA 40/07hOGH07.02.2008

Vgl auch; Beis wie T10

6 Ob 279/07hOGH06.11.2008

Vgl

4 Ob 28/09kOGH21.04.2009

Vgl; Veröff: SZ 2009/48

4 Ob 105/12pOGH10.07.2012

Vgl auch

2 Ob 92/11kOGH30.08.2012

Auch; Auch Beis wie T7; Veröff: SZ 2012/81

4 Ob 197/13vOGH17.02.2014

Vgl auch; Beisatz: Hier: Ergänzende Auslegung eines Schiedsrichtervertrags hinsichtlich des Vergütungsanspruchs bei vorzeitiger Vertragsbeendigung. (T22)

3 Ob 122/14hOGH18.02.2015

Auch; Beisatz: Darauf, ob den Parteien das Eintreten des Konflikts vorhersehbar war, kommt es für die Bejahung der ergänzenden Vertragsauslegung nicht an. (T23)

1 Ob 74/17iOGH28.06.2017
4 Ob 142/17mOGH21.11.2017

Auch; Beisatz: Ergänzende Vertragsauslegung kann in zwei Fällen Platz greifen: Einerseits ist der Vertrag zu ergänzen, wenn feststeht, dass der schriftliche Vertragsinhalt die Absicht der Parteien nicht richtig wiedergibt. Andererseits im Fall einer nachträglich hervorgekommenen, planwidrigen Unvollständigkeit des Vertrags (Vertragslücke, vgl RS0017758). (T24)

8 ObA 44/19gOGH29.08.2019
6 Ob 40/20fOGH15.09.2020

Vgl; Beis wie T2

7 Ob 14/22tOGH28.04.2022

Beis wie T2

Dokumentnummer

JJR_19630425_OGH0002_0060OB00086_6300000_001