OGH 14Os129/03; 15Os64/05h; 12Os117/05f; 14Os74/07z; 13Os109/07i (RS0118545)

OGH14Os129/03; 15Os64/05h; 12Os117/05f; 14Os74/07z; 13Os109/07i15.11.2023

Rechtssatz

Ein erfolgreich geltend gemachter Feststellungsmangel berechtigt den Obersten Gerichtshof zu einer Entscheidung in der Sache selbst (§ 288 Abs 2 Z 3 erster Satz StPO), wenn dieser eine sogenannte prozessuale Tatsache betrifft. Die Frage der Verjährung betrifft kein prozessuales Verfolgungshindernis, vielmehr einen materiellen Strafaufhebungsgrund, sodass eine Entscheidung in der Sache selbst grundsätzlich ausscheidet. Der Oberste Gerichtshof sieht jedoch von einer Verweisung an die erste Instanz - aus prozessökonomischen Gründen - ab, wenn die vermisste Feststellung auch in einem weiteren Rechtsgang nicht zu erwarten ist.

Normen

StPO §281 Abs1 Z9
StPO §281 Abs1 Z10 A
StPO §288
StPO §345 Abs1 Z11 litb
StGB §57
StGB §58

14 Os 129/03OGH27.01.2004
15 Os 64/05hOGH28.06.2005

Auch

12 Os 117/05fOGH17.11.2005

Vgl auch; nur: Die Frage der Verjährung betrifft kein prozessuales Verfolgungshindernis, vielmehr einen materiellen Strafaufhebungsgrund, sodass eine Entscheidung in der Sache selbst grundsätzlich ausscheidet. Der Oberste Gerichtshof sieht jedoch von einer Verweisung an die erste Instanz - aus prozessökonomischen Gründen - ab, wenn die vermisste Feststellung auch in einem weiteren Rechtsgang nicht zu erwarten ist. (T1)

14 Os 74/07zOGH28.08.2007

Auch; nur T1

13 Os 109/07iOGH07.11.2007

Vgl auch; nur: Ein erfolgreich geltend gemachter Feststellungsmangel berechtigt den Obersten Gerichtshof zu einer Entscheidung in der Sache selbst (§ 288 Abs 2 Z 3 erster Satz StPO), wenn dieser eine sogenannte prozessuale Tatsache betrifft. (T2)<br/>Beisatz: Wenn die für die Feststellungen über prozessuale Tatsachen notwendigen Beweismittel in der Hauptverhandlung vorgekommen sind, kann der Oberste Gerichtshof aus den Akten eigenständige Feststellungen treffen und aufgrund dieser in der Sache selbst entscheiden (WK-StPO § 288 Rz 40 ff). (T3)<br/>Beisatz: Verletzung des Grundsatzes der Spezialität der Auslieferung - prozessuales Verfolgungshindernis. (T4)

15 Os 130/07tOGH17.12.2007

Vgl auch

11 Os 6/08dOGH26.02.2008

Vgl auch; Beisatz: Weil die Frage der Verjährung kein prozessuales Verfolgungshindernis betrifft, sondern einen materiellen Strafaufhebungsgrund (WK-StPO § 281 Rz 619 ff; WK-StGB - 2 Vorbem §§ 57-60 Rz 1), scheidet eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in der Sache selbst bei nicht ausreichender Feststellungsbasis an sich aus. Da die Ergänzung aktuell fehlender Feststellungen (hier zu sonstigen fristverlängernden Umständen im Sinne des § 58 StGB) nach der Aktenlage auch in einem weiteren Rechtsgang nicht zu erwarten ist, war aus prozessökonomischen Erwägungen von einer Verweisung an die erste Instanz abzusehen und in der Sache selbst zu entscheiden (WK-StPO § 288 Rz 24; WK-StGB - 2 § 57 Rz 19). (T5)

12 Os 92/08hOGH17.07.2008

Vgl; Beisatz: Hier: Verfolgungsverjährung nach Schweizer Strafrecht als Tatortrecht (österreichischer Täter und österreichisches Opfer mit Wohnsitz und gewöhnlichem Aufenthalt im Ausland). Eine § 58 Abs 2 StGB korrespondierende Bestimmung kannte und kennt das Schweizer Strafrecht nicht. Zwar betrifft der Entfall der Strafbarkeit nach § 65 Abs 4 StGB kein prozessuales Verfolgungshindernis, sondern einen materiellen Strafaufhebungsgrund, sodass eine Entscheidung durch den Obersten Gerichtshof in der Sache selbst bei nicht ausreichender Feststellungsbasis ausscheidet. Doch kann er auch in diesem Fall - ebenso wie bei der Frage der Verjährung nach österreichischem Recht - aus prozessökonomischen Erwägungen von einer Verweisung an die erste Instanz absehen, wenn - wie hier - die vermissten Feststellungen nach der Aktenlage auch in einem weiteren Rechtsgang nicht zu erwarten sind. (T6)

11 Os 138/08sOGH21.10.2008
15 Os 80/09tOGH24.06.2009

Auch; nur T1

12 Os 29/09wOGH26.03.2009

Beisatz: Da nach der Aktenlage und dem aktuellen Stand des Registers Verfahrensautomation Justiz auch in einem erneuerten Rechtsgang der Verjährung entgegenstehende Konstatierungen nicht zu erwarten sind, war aus prozessökonomischen Gründen von der Rückverweisung an die Tatsacheninstanz abzusehen, in der Sache selbst zu entscheiden und insoweit mit einem Freispruch vorzugehen. (T7)

13 Os 19/08fOGH15.10.2009

Auch; Beisatz: Hier: Sperrwirkung nach Art 54 SDÜ. (T8)

12 Os 6/10iOGH08.04.2010

Vgl

15 Os 163/10zOGH19.01.2011

Vgl auch

12 Os 210/10iOGH25.01.2011

nur T1; Beis wie T7

15 Os 9/12fOGH29.02.2012

Ähnlich

11 Os 121/11wOGH24.05.2012

Vgl auch

13 Os 163/11mOGH10.05.2012

Vgl auch

15 Os 160/12mOGH16.01.2013

Auch; Beis wie T5

14 Os 41/13fOGH09.04.2013

Auch

15 Os 173/13zOGH22.01.2014

Beis wie T5

17 Os 28/13sOGH12.05.2014

Auch; Beis wie T7

15 Os 82/14vOGH27.08.2014

Auch; nur T2

12 Os 164/14fOGH15.01.2015

Auch; Beisatz: Verlust des Verfolgungsrechts durch Versäumung der Fallfrist des § 263 Abs 4 StPO. (T8)

17 Os 53/14vOGH09.04.2015

Auch; Beisatz: Hier: Fehlende Feststellungen zum Vorsatz. (T9)

14 Os 23/15mOGH28.04.2015

Auch; nur T1

11 Os 21/15wOGH02.06.2015

Auch; Beisatz: Hier: Rechtsfehler mangels Feststellungen zur angenommenen Qualifikation nach § 147 Abs 3 StGB. (T10)

12 Os 63/15dOGH22.09.2015

Auch; Beisatz: Die Staatsanwaltschaft trifft keine Obliegenheit zum Hinweis auf Indizien für die Feststellung der fehlenden Sachverhaltselemente. (T11)

12 Os 115/15aOGH22.10.2015

Auch

14 Os 49/15kOGH15.12.2015

Auch

11 Os 23/16sOGH10.05.2016

Auch

14 Os 20/16xOGH24.05.2016

Auch

12 Os 32/16xOGH12.05.2016

Auch; Beis wie T11

17 Os 14/16mOGH06.12.2016

Vgl auch

15 Os 135/16sOGH18.01.2017

Auch

15 Os 1/17mOGH24.05.2017

Auch

17 Os 5/17iOGH12.06.2017

Auch

17 Os 12/17vOGH25.09.2017

Auch

12 Os 113/17kOGH16.11.2017

Auch; Beis wie T5

13 Os 99/17hOGH11.10.2017

Auch

12 Os 99/17aOGH18.01.2018

Auch

14 Os 3/18zOGH10.04.2018

Auch

12 Os 135/17wOGH19.04.2018

Auch

11 Os 23/18vOGH22.05.2018

Vgl

20 Ds 4/19xOGH12.05.2020
11 Os 166/19zOGH25.03.2020

Vgl

11 Os 46/20dOGH01.07.2020

Vgl

15 Os 81/20fOGH30.09.2020

Vgl

15 Os 30/20fOGH11.12.2020

Vgl; Beis wie T3

12 Os 49/21dOGH24.06.2021

Vgl

11 Os 113/21hOGH02.11.2021

Vgl; Beisatz: Hier: Die ‑ vom Schöffengericht durch den Schuldspruch implizit vorgenommene ‑ rechtliche Beurteilung, die Strafbarkeit des in Rede stehenden Verhaltens des Angeklagten sei nicht verjährt, erfolgte auf Basis der Urteilskonstatierungen rechtsirrig. (T12)

14 Os 20/22fOGH28.06.2022

Vgl

14 Os 66/22wOGH27.09.2022

Vgl; nur T2; Beis wie T3; Beis wie T4

13 Os 50/23mOGH15.11.2023

vgl; Beisatz wie T12

Dokumentnummer

JJR_20040127_OGH0002_0140OS00129_0300000_001