OGH 12Os74/69 (RS0089257)

OGH12Os74/6930.4.1969

Rechtssatz

"Wissen-müssen" oder "Rechnen-müssen" ist dem "Wissen" nicht gleichzuhalten, ebenso nicht dem "In Kauf Nehmen"; die Feststellung des "Wissenmüssens" reicht für die Annahme des bedingten bösen Vorsatzes nicht aus.

Normen

StGB §5 Abs1 B
StPO §281 Z9 lita

12 Os 74/69OGH30.04.1969
12 Os 95/69OGH04.06.1969
12 Os 150/70OGH09.10.1970

Veröff: EvBl 1971/144 S 243

10 Os 207/70OGH03.11.1970

Auch; Beisatz: Hier: Wissen müssen oder wissen können. (T1)

12 Os 60/71OGH18.05.1971

Ähnlich

9 Os 160/71OGH20.04.1972

Ähnlich; Beisatz: Floskeln wie "der Angeklagte mußte wissen" oder "es mußte ihm bekannt sein", vermögen keinesfalls eine ausreichende sowie rechtlich einwandfreie Begründung für die Annahme einer dolosen, von Schädigungsabsicht getragen (amtsmißbräuchlichen) Handlungsweise abzugehen. (T2)

9 Os 141/73OGH14.12.1973

Beisatz: Der Täter muß mit dem möglichen Schadenseintritt (tatsächlich) rechnen und ihn in Kauf nehmen. (T3) Veröff: RZ 1974/25 S 49

12 Os 28/74OGH23.04.1974

Vgl auch; Beisatz: Der Vorwurf, der Täter hätte um das Vorliegen eines bestimmten Tatbestandsmerkmals wissen müssen, reicht zur Annahme eines auch nur bedingten Vorsatzes nicht aus. (T4) Veröff: EvBl 1975/26 S 52

9 Os 102/75OGH08.10.1975
11 Os 38/76OGH14.05.1976

Beisatz: Der Angeklagte habe Verdacht schöpfen und die Möglichkeit der diebischen Herkunft der Gegenstände bedenken müssen, indiziert bewußte Fahrlässigkeit; daß er mit dieser Möglichkeit gerechnet hat, läßt den Schluß auf dolus principalis zu. (T5)

9 Os 64/75OGH23.06.1976

Ähnlich

9 Os 122/76OGH15.12.1976

Ähnlich

12 Os 131/77OGH27.10.1977

Beis wie T2; Veröff: SSt 48/81

11 Os 17/79OGH13.03.1979

Beisatz: Trotz der Formulierung "wissen müssen" kann sich aus dem gesamten Urteilsinhalt der Vorsatz hinreichend ergeben. (T6)

13 Os 56/79OGH26.04.1979
11 Os 16/80OGH13.02.1980

Beisatz: Hier: Bei Hehlerei: Handeln "in der Vermutung der Diebstahlsherkunft". (T7)

11 Os 17/80OGH09.04.1980
9 Os 103/80OGH13.08.1980

Vgl auch

9 Os 20/80OGH16.09.1980
13 Os 147/80OGH25.09.1980

Vgl auch

9 Os 143/80OGH07.10.1980

Beisatz: Allgemeine Redewendungen dieser Art (hier: "bekannt sein müssen" und "für möglich halten müssen") decken auch die Schuldform bewußter Fahrlässigkeit ab, genügen daher nicht für die Annahme bedingten Vorsatzes. (T8)

9 Os 107/80OGH21.10.1980

Vgl auch; Beisatz: Klar sein müssen. (T9)

13 Os 159/80OGH15.01.1981

Vgl aber; Beisatz: Solche Formulierungen im Rahmen der Beweiswürdigung sind jedoch im Kontext der übrigen Entscheidungsgründe auszulegen und stehen der Konstatierung bedingt vorsätzlichen Handelns nicht entgegen. (T10)

12 Os 158/80OGH11.12.1980

Vgl auch

11 Os 54/81OGH20.05.1981

Vgl auch

10 Os 63/81OGH23.06.1981

Vgl auch

13 Os 65/81OGH09.07.1981

Vgl auch; Veröff: RZ 1981/79 S 276 = SSt 52/39

12 Os 103/81OGH16.07.1981

Vgl auch

9 Os 134/81OGH08.09.1981

Vgl auch

13 Os 144/81OGH08.10.1981

Vgl; Beis ähnlich T10

12 Os 171/81OGH17.12.1981

Vgl auch

9 Os 8/82OGH23.04.1982

Vgl auch

11 Os 85/81OGH12.05.1982

Vgl; Beis ähnlich T10

11 Os 72/83OGH21.09.1983

Vgl; Beis ähnlich T6; Beis ähnlich T10; Beisatz: Hier: Kein Hindernis für die Konstatierung wissentlichen Handelns. (T11)

9 Os 13/84OGH14.02.1984

Vgl auch

9 Os 82/84OGH12.06.1984

Vgl auch

10 Os 106/84OGH10.07.1984

Vgl auch; Veröff: SSt 55/46

13 Os 105/84OGH25.10.1984

Vgl auch

13 Os 207/84OGH16.01.1985

Beis wie T9

12 Os 156/83OGH06.12.1984

Vgl auch

13 Os 123/86OGH09.10.1986

Vgl auch; Beisatz: Ein bloßes "Wissen - müssen" unterstellt lediglich unbewußte Fahrlässigkeit und bedeutet folglich keine Bejahung eines dolosen Handelns. (T12)

11 Os 47/86OGH23.09.1986

Vgl auch

13 Os 167/87OGH21.12.1987

Vgl auch; Beisatz: Zu § 8 FinStrG. (T13)

14 Os 154/88OGH19.10.1988

Vgl auch; Beis wie T8; Beisatz: Hier: Erkennen mußte. (T14)

12 Os 152/88OGH18.05.1989

Vgl auch

14 Os 128/89OGH08.11.1989

Vgl auch

11 Os 75/89OGH01.06.1990

Veröff: JBl 1991,465

11 Os 87/90OGH20.02.1991

Vgl auch

11 Os 5/92OGH03.03.1992

Vgl auch

14 Os 25/94OGH12.04.1994

Vgl auch

13 Os 10/00OGH17.05.2000

Vgl; Beisatz: Die Feststellungen, es möge richtig sein, dass die Angeklagten keine Überlegungen zur insgesamt anfallend werdenden konkreten Schadenshöhe anstellten, doch sei aus den Aussagen des Erstangeklagten und Zweitangeklagten "auch" ableitbar, dass sie keineswegs darauf vertrauten, dass der Schaden lediglich bis zu einer bestimmten Höhe entstehen werde, vermögen die Annahme eines (zumindest bedingten) Vorsatzes zur Schadenshöhe von mehr als 500.000 S nicht zu tragen, weil es an der Konstatierung einer entsprechenden Wissenskomponente und Willenskomponente fehlt; die Ausführungen zur subjektiven Tatseite im Urteil indizieren bloß unbewusste ("keine Überlegungen") beziehungsweise bewusste ("vertrauten keineswegs darauf") Fahrlässigkeit zur genannten Schadenshöhe. (T15)

11 Os 55/18zOGH28.08.2018

Dokumentnummer

JJR_19690430_OGH0002_0120OS00074_6900000_001

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