Rechtssatz
Der Abschluss von Kettenverträgen ist immer dann wie ein Arbeitsverhältnis auf unbestimmte Zeit zu behandeln, wenn nicht besondere wirtschaftliche oder soziale Gründe sie gerechtfertigt erscheinen lassen.
4 Ob 197/53 | OGH | 01.12.1953 |
Veröff: Arb 5964 |
4 Ob 112/63 | OGH | 10.12.1963 |
Veröff: ÖBl 1964,80 = Arb 7848 |
4 Ob 90/64 | OGH | 06.10.1964 |
Beisatz: Die Umdeutung der mehrfachen befristeten Dienstverträge in ein unbefristetes Dienstverhältnis erfordert auch die Umdeutung der Rechtshandlungen, die der eine oder beide Vertragspartner in irriger rechtlicher Annahme gesetzt haben. In einem solchen Fall ist der auf die veränderte Rechtslage anwendbare Sinn der Rechtshandlung zu erforschen. (T1) <br/>Veröff: Arb 8003 = SozM IA/a,35 |
4 Ob 20/65 | OGH | 23.02.1965 |
Zweiter Rechtsgang zu 4 Ob 90/64<br/>Veröff: SozM IA/d,611 |
4 Ob 130/65 | OGH | 16.11.1965 |
Veröff: SozM IA/a,37 |
4 Ob 19/69 | OGH | 22.04.1969 |
Beisatz: Auch sachlich gerechtfertigte Kettenverträge sind aber dort ausgeschlossen, wo sie das Gesetz ausdrücklich verbietet (hier: § 4 Abs 4 VBG). (T2)<br/>Veröff: EvBl 1969/377 S 576 = Arb 8611 = ZAS 1970/1 S 13 (mit Anmerkung von Erd) = SozM ID/736 |
4 Ob 40/69 | OGH | 27.06.1969 |
Ähnlich; Beisatz: Gilt auch dann, wenn schon von vornherein einzelne Dienstverhältnisse von der Dauer je eines Monates aneinandergereiht werden sollten, sodass also ein tatsächlich länger andauerndes Dienstverhältnis in zahlreiche aneinander anschließende Dienstverhältnisse von kurzer Dauer zerlegt wird. (T3) <br/>Veröff: Arb 8635 = SozM IA/d,865 |
4 Ob 4/72 | OGH | 25.01.1972 |
Veröff: ZAS 1973,60 (kritisch Haslinger) = SozM IA/d,1005 = IndS 1973 7/8,873 |
4 Ob 26/73 | OGH | 03.04.1973 |
Zweiter Rechtsgang zu 4 Ob 4/72<br/>Beisatz: Diesbezüglich trifft die Beweislast den Arbeitgeber. (T4) <br/>Veröff: ZAS 1974/8 S 57 (kritisch Miklau aaO 46 ff) = IndS 1975 1/927,16 |
4 Ob 75/82 | OGH | 14.09.1982 |
Veröff: Arb 10149 = DRdA 1985,126 (Pferl) |
9 ObA 167/91 | OGH | 23.10.1991 |
Beis wie T6; Beisatz: Die Aneinanderreihung befristeter Arbeitsverhältnisse ist mit einer für den Arbeitnehmer nachteiligen Unsicherheit für seine weitere berufliche Zukunft verbunden und birgt in hohem Maß die Gefahr der Umgehung zwingender Rechtsnormen. Wenn gesetzliche Bestimmungen mehrere befristete Arbeitsverhältnisse in Aufeinanderfolge zulassen, ist eine auf den Normzweck Bedacht nehmende Interpretation vorzunehmen; es ist daher zu prüfen, ob im konkreten Fall die Vereinbarung mehrerer, sich unmittelbar aneinanderreihender Arbeitsverhältnisse zulässig ist. (T7) <br/>Veröff: Arb 10972 |
9 ObA 2126/96d | OGH | 04.09.1996 |
Auch; Beisatz: Hier: Dienstnehmer des Publikumsdienstes. (T8) |
9 ObA 2220/96b | OGH | 30.10.1996 |
Vgl auch; Beis wie T6; Beis wie T7; Beisatz: Hier: Pilot bei einer Fluggesellschaft. (T9) |
8 ObA 2347/96x | OGH | 28.08.1997 |
Vgl auch; Beisatz: Hier: Jeweils mit "Werkvertrag" zur Erledigung eines Auftrages beschäftigter Detektiv. (T10) <br/>Veröff: SZ 70/167 |
9 ObA 7/98i | OGH | 11.02.1998 |
Auch; Beis wie T2; Beis wie T4; Beisatz: Das Vorliegen einer Kette befristeter Arbeitsverhältnisse lässt nämlich die innere Wahrscheinlichkeit der Umgehungsabsicht vermuten. (T11) |
8 ObA 15/98h | OGH | 06.07.1998 |
Vgl aber; Beisatz: Hier: Verneint bei Beschäftigung eines Medizinstudenten als Sanitätsgehilfe (an 106 überwiegend einzelnen Tagen innerhalb eines Zeitraumes von zwei Jahren). (T12) |
9 ObA 195/99p | OGH | 26.01.2000 |
Vgl auch; Beisatz: Hier: Befristete Ausübungsbewilligung für Ausländer nach dem ÄrzteG 1984. (T13) |
9 ObA 328/00a | OGH | 07.06.2001 |
Vgl auch; Beis wie T4; Beisatz: Hier: § 42b Abs 4 VBG-Vertragslehrer in nicht gesicherter Verwendung, der ausschließlich zur Vertretung aufgenommen und verwendet wird. (T14) |
9 ObA 89/02g | OGH | 04.09.2002 |
Beisatz: Je öfter die Aneinanderreihung erfolgt, desto strenger sind die inhaltlichen Anforderungen an die Rechtfertigungsgründe. Auch die Dauer der Befristung und die Art der Arbeitsleistung sind in die Überlegungen einzubeziehen. (T15)<br/>Beisatz: Der Umstand, dass zwischen zwei befristeten Arbeitsverträgen ein zeitlicher Abstand liegt, schließt die Beurteilung der aneinandergereihten Verträge als einheitliches Arbeitsverhältnis nicht aus, wenn sich der Sache nach der zweite Vertrag (oder die folgenden Verträge) als Fortsetzung des (der) vorangegangen erweisen. (T16)<br/>Beisatz: Hier: Befristete Arbeitsverträge bei einem Zirkusunternehmen. (T17) |
8 ObA 219/02t | OGH | 24.04.2003 |
Auch; Beisatz: Gemäß § 121 Abs 2 LandesbedienstetenG ist ein befristetes Dienstverhältnis auch bei Abschluss eines weiteren befristeten Dienstverhältnisses als von Anfang an auf unbestimmte Zeit begründet anzusehen. (T18) |
8 ObA 99/03x | OGH | 27.05.2004 |
Auch; Beis wie T4; Beisatz: Hier: Kettendienstverträge zwischen Theaterunternehmen und Regieassistenten, sachliche Rechtfertigung durch Saisonende, Spielende eines Stückes; § 29 SchSpG). (T19) |
8 ObA 87/10t | OGH | 30.08.2011 |
Vgl; Beisatz: Hier: Qualifikation von auf der Grundlage einer Rahmeneinigung getroffenen Vereinbarungen über einzelne Arbeitseinsätze als befristete Arbeitsverträge, die angesichts der an den Interessen der Klägerin orientierten Gestaltung zu keinem unzulässigen Kettenarbeitsverhältnis führten. (T20) |
9 ObA 102/12h | OGH | 26.11.2012 |
Vgl auch; Beisatz: Hier: §§ 2 Abs 5, 54 VBO Wien 1995. (T21) |
8 ObA 50/13f | OGH | 28.10.2013 |
Auch; Beisatz: Übersteigt die Dauer der Zeiten der Unterbrechung erheblich die der Beschäftigung, spricht dies tendenziell gegen eine unzulässige Vertragskette. (T22) |
9 ObA 4/18f | OGH | 25.04.2018 |
Beis wie T4; Beis wie T7; Beis wie T11 |
8 ObA 5/19x | OGH | 24.05.2019 |
Auch; Beis wie T7; Beisatz: Hier: Unzulässige Mehrfachbefristung eines Facharztes nach § 2 Abs 5 VBO 1995, da weder eine Spezialisierung noch eine Additivfachausbildung zu einer besonderen Berufsberechtigung führen. (T23) |
9 ObA 25/20x | OGH | 25.05.2020 |
Vgl; Beis wie T7; Beisatz: Teilweise normieren Sondergesetze weitere Beschränkungen (zB § 4 Abs 4 VBG) oder lassen – nach ihrem Wortlaut – wiederholt Befristungen ohne Beschränkungen zu, wie die Bestimmung des § 32 Abs 5 ORF-G. (T24)<br/>Beisatz: Hier: Keine Rechtfertigung nach § 4 Z 3 ORF-KV 2014. (T25) |
9 ObA 94/22x | OGH | 23.03.2023 |
vgl; Beisatz wie T7<br/>Beisatz: § 15 AZHG stellt eine Ausnahmebestimmung des sich aus § 4 Abs 4 VBG 1948 ergebenden Verbot von Kettenarbeitsverträgen dar. Im Anwendungsbereich dieser Bestimmung sind Kettenverträge ohne Prüfung auf deren sachliche Rechtfertigung erlaubt. (T26)<br/>Beisatz: Der Regelung des § 15 AZHG iVm § 1 KSE-BVG sind sachliche Gründe für die Befristung im Sinn der vom EuGH judizierten Grundsätze immanent. (T27) |
Dokumentnummer
JJR_19530922_OGH0002_0040OB00178_5300000_001