OGH 7Ob608/94 (RS0033002)

OGH7Ob608/948.2.1994

Rechtssatz

Auch Garantieverträge sind Rechtsgeschäfte, die gemäß den §§ 914, 915 ABGB auszulegen sind. Dem steht der Grundsatz der formellen Garantiestrenge nicht entgegen, weil dieser kein Selbstzweck ist, sondern nur soweit trägt, als dies dem Willen der Vertragsparteien entspricht.

Auslegung — Garantievertrag

 

Normen

ABGB §880a
ABGB §914
ABGB §915

7 Ob 608/94OGH08.02.1994
1 Ob 544/95OGH27.03.1995

Auch; nur: Auch Garantieverträge sind Rechtsgeschäfte, die gemäß den §§ 914, 915 ABGB auszulegen sind. (T1) <br/>Veröff: SZ 68/64

1 Ob 620/95OGH05.12.1995

Auch; Beisatz: Maßgebend ist der durch Beachtung der formalen Garantiestrenge zu realisierende Zweck der vereinbarten Schriftform. (T2) <br/>Veröff: SZ 68/230

8 Ob 2005/96bOGH29.02.1996

nur: Auch Garantieverträge sind Rechtsgeschäfte, die gemäß den §§ 914, 915 ABGB auszulegen sind. (T3)

1 Ob 557/95OGH30.01.1996

Vgl; nur T1; Beisatz: Auslegung einer Effektivklausel danach, wie diese vom Begünstigten, dem Erklärungsempfänger, redlicherweise verstanden werden musste. (T4)

7 Ob 2135/96pOGH22.05.1996

Beis wie T2

4 Ob 595/95OGH25.06.1996

Auch; nur T1; Beisatz: Bei der Auslegung einer Haftungerklärung ist auf die konkreten Umstände, namentlich auf den Geschäftszweck und die Interessenlage Bedacht zu nehmen. (T5)

5 Ob 56/97iOGH09.09.1997

nur T1; Beis wie T5; Veröff: SZ 70/177

1 Ob 2409/96pOGH14.10.1997

nur T1; Beis wie T5; Veröff: SZ 70/198

3 Ob 81/97aOGH14.01.1998

nur T1; Beis wie T5

1 Ob 318/98sOGH15.12.1998

Vgl auch; nur T1; Beisatz: Ob in einer Haftungserklärung eine vom Grundgeschäft losgelöste Garantiezusage zu erblicken ist, muss im Wege der Vertragsauslegung ermittelt werden; dazu ist die Absicht der Parteien zu erforschen. (T6)

9 Ob 319/99yOGH12.01.2000
7 Ob 221/00aOGH18.10.2000

Beis wie T5

1 Ob 163/00bOGH24.10.2000

nur T1; Beis wie T5

7 Ob 109/01gOGH17.05.2001

Auch; nur T3

9 Ob 122/01hOGH23.05.2001

nur T1

1 Ob 143/01pOGH17.08.2001

nur T1; Beis wie T5; Beis wie T6

1 Ob 160/02iOGH30.09.2002

nur T1; Beis wie T5

9 Ob 9/03vOGH12.02.2003

nur T1

10 Ob 51/03bOGH16.12.2003

Beis wie T5; Beisatz: Die Begünstigte kann den Nachweis grundsätzlich auch auf andere, aber vom Beweiswert her gleichwertige Weise erbringen kann. Die Gleichwertigkeit ist objektiv aus Sicht der Garantin zu beurteilen. (T7)<br/>Beisatz: Hier: Effektivklausel. (T8)

1 Ob 66/04vOGH25.06.2004

nur T1; Beis wie T8; Beisatz: Mangels einer über den Wortsinn der Garantieurkunde hinausgehenden übereinstimmenden Parteiabsicht, kommt esnur auf den objektiven Erklärungswert der Urkunde an. (T9)

1 Ob 44/05kOGH10.05.2005

Beis wie T7; Beis wie T8; Beisatz: Ein solcher gleichwertiger Nachweis kann etwa darin liegen, dass in einem zwischen den Parteien des - durch die Garantie besicherten - Grundgeschäfts geführten Prozess eindeutig und rechtskräftig festgestellt wird, dass die geforderte Voraussetzung, also etwa die Lieferung der Ware oder die (mängelfreie) Errichtung eines Bauwerks, erfolgt ist. (T10)

6 Ob 105/05tOGH14.07.2005

Auch; Beisatz: Auch die im Rahmen eines Garantievertrags abgegebenen Erklärungen des Garanten unterliegen den Auslegungsregeln der §§914, 915 ABGB, sodass deren Interpretation regelmäßig keine erheblichen Rechtsfragen aufwirft. Dies gilt ebenso für eine in der Bankgarantie enthaltene Effektivklausel. (T11)

5 Ob 231/06sOGH14.11.2006

Beis wie T11

4 Ob 149/06zOGH21.11.2006

Vgl; Beis wie T4; Beis wie T5; Beis wie T9; Beisatz: Hängt die Auszahlung der Bankgarantie nur von einer Erklärung des Begünstigten ab, so gilt die formelle Garantiestrenge uneingeschränkt und der Begünstigte hat die Anspruchsvoraussetzungen pedantisch genau zu erfüllen. (T12)<br/>Veröff: SZ 2006/168

7 Ob 18/06gOGH08.03.2007

Auch; nur T1; Beisatz: Hier: Eine Garantieerklärung eines Rechtsanwaltes in seiner Funktion als Masseverwalter kann nicht ernsthaft dahin aufgefasst werden, der Masseverwalter habe sich persönlich, also zu einer Haftung mit seinem Privatvermögen verpflichtet. (T13)

4 Ob 102/07iOGH07.08.2007

nur T1

8 Ob 137/08tOGH27.01.2009

Auch; Beisatz: Hängt die Auszahlung der Bankgarantie nur von einer Erklärung des Begünstigten ab, so ist zwar diese Erklärung als Anspruchsvoraussetzung entsprechend den formellen Kriterien der Garantiestrenge zu prüfen, nicht aber die inhaltlichen Voraussetzungen im Valutaverhältnis zwischen Auftraggeber und Begünstigten. (T14)

4 Ob 28/09kOGH21.04.2009

Auch; Beis wie T7; Veröff: SZ 2009/48

7 Ob 29/09dOGH16.12.2009
7 Ob 232/09gOGH30.06.2010

Beis wie T12; Beisatz: Die formelle Garantiestrenge gilt nach entsprechender Interessenabwägung zugunsten des Begünstigten dann nicht uneingeschränkt, wenn die exakte Erfüllung der Garantiebedingungen an Umständen scheitert, die vom Begünstigten weder beeinflusst wurden noch zu beeinflussen waren, wenn die Hindernisse also nicht seiner Sphäre zuzurechnen sind. Trifft letzteres hingegen zu, hat der Begünstigte die Anspruchsvoraussetzungen grundsätzlich pedantisch genau zu erfüllen. (T15)

6 Ob 142/10sOGH17.12.2010

nur T1

9 Ob 39/10sOGH30.03.2011

nur T1

8 Ob 96/11tOGH24.04.2012

Auch

6 Ob 52/12hOGH19.04.2012

Beis ähnlich wie T11

8 Ob 87/14yOGH19.12.2014

Auch; Beis ähnlich wie T15; Beisatz: Im Regelfall ist nur der Text der Garantieerklärung für die Interpretation maßgeblich. Für eine Abweichung vom eindeutigen Wortsinn der Garantieerklärung bedarf es massiver Anhaltspunkte. (T16)<br/>Beisatz: Die formelle Garantiestrenge gilt zu Lasten des Begünstigten dann uneingeschränkt, wenn Hindernisse lediglich seiner eigenen Sphäre zuzurechnen sind. In diesem Fall hat der Begünstigte die Anspruchsvoraussetzungen pedantisch genau zu erfüllen. (T17)

6 Ob 35/15pOGH19.03.2015

Vgl auch; Beis wie T17

9 Ob 9/16pOGH18.03.2016

Auch; nur T1; nur T3; Beis wie T16; Beisatz: Eine zur Besicherung des Deckungsrücklasses gegebene Garantie kann vom Begünstigten nicht einseitig zur Besicherung des Haftrücklasses verwendet werden. (T18)<br/>

10 Ob 82/16fOGH13.09.2017

Auch; Beisatz: Verpflichtungserklärungen wie Garantien oder Bürgschaften, mit denen vertraglich die persönliche Haftung für eine fremde Schuld übernommen wird, sind nach §§ 914 ff ABGB auszulegen. (T19)

1 Ob 166/17vOGH27.09.2017

Auch; Beis wie T11

6 Ob 107/17dOGH25.10.2017

Vgl auch; Beis wie T18; Beisatz: Für die Auslegung des Begriffs „Deckungsrücklass“ kommt es auf die Umstände des Einzelfalls an. Je nach Parteienvereinbarung kann der Begriff und damit der Umfang der Garantie enger oder weiter verstanden werden. (T20)

3 Ob 97/20sOGH02.09.2020
1 Ob 84/20iOGH23.09.2020

Beis wie T16

4 Ob 200/20wOGH26.11.2020

Vgl; Beisatz: Hier: Abgrenzung der Garantie von der Bürgschaft durch Auslegung. (T21)

4 Ob 120/21gOGH27.07.2021
8 Ob 109/20tOGH14.09.2021

Beisatz: Im Sinne der formellen Garantiestrenge sind Telefax und Email nicht als gleichwertig zu beurteilen, da Telefaxübertragungen etwa in größeren Einrichtungen das Zentrieren des Einlangens sicherstellen können und im Gegensatz zu Emails nicht durch den Spam-Filter aussortiert werden können. (T22)

6 Ob 65/21hOGH15.11.2021

Vgl

Dokumentnummer

JJR_19940208_OGH0002_0070OB00608_9400000_001

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