OGH 1Ob79/02b (RS0117084)

OGH1Ob79/02b18.2.2020

Rechtssatz

1. Berechnung der verfassungsrechtlich gebotenen steuerlichen Entlastung des Unterhaltsschuldners.

2. Zuerst ist der dem Unterhaltsberechtigten gebührende Unterhalt - wie bisher - nach rein unterhaltsrechtlichen Kriterien zu ermitteln. Danach bedarf es der Feststellung des Brutto-Jahreseinkommens des Geldunterhaltspflichtigen - ohne Einbeziehung allfälliger Sonderzahlungen (Urlaubs- und/oder Weihnachtsgeld) zur Ermittlung des anzuwendenden Grenzsteuersatzes. Liegt das Bruttojahreseinkommen über 50.870 EUR (oder 700.000 S), so ist der auf 40 % abgesenkte Grenzsteuersatz von 50 % anzuwenden; liegt das Einkommen im Bereich zwischen 21.800 EUR (oder 300.000 S) und 50.870 EUR, so ist der auf 33 % abgesenkte Grenzsteuersatz von 41 % maßgeblich; schließlich ist der auf 25 % abgesenkte Grenzsteuersatz von 31 % zu berücksichtigen, wenn das Bruttojahreseinkommen des Unterhaltspflichtigen zwischen 7.270 EUR (oder 100.000 S) und 21.800 EUR liegt. Es ist also der halbe Unterhalt - je nach Einkommenshöhe - mit 40, 33 oder 25 % beziehungsweise der gesamte Unterhalt mit 20, 16,5 oder 12,5 % steuerlich zu entlasten. Diese Entlastung erfolgt zum Teil durch Anrechnung des dem geldunterhaltspflichtigen Elternteil ohnehin selbst zukommenden Unterhaltsabsetzbetrags gemäß § 33 Abs 4 Z 3 lit b EStG und - sofern dieser Unterhaltsabsetzbetrag dazu nicht ausreicht - durch die Einbeziehung der Transferleistungen, die dem das Kind betreuenden Elternteil zukommen, also des Kinderabsetzbetrags gemäß § 33 Abs 4 Z 3 lit a beziehungsweise c EStG und der Familienbeihilfe in die Entlastungsrechnung, sodass der vom Unterhaltspflichtigen geschuldete Unterhaltsbetrag entsprechend zu kürzen ist.

Prozent

 

Normen

ABGB §140 Bd
ABGB idF KindNamRÄG 2013 §231 Bd
FamLAG §12a

1 Ob 79/02bOGH26.11.2002
3 Ob 56/02kOGH18.12.2002

Auch; Beisatz: Mit eingehender Darstellung der konkreten Berechnung des Kürzungsbetrages. (T1)

3 Ob 81/02mOGH18.12.2002

Auch; Beis wie T1

3 Ob 40/02gOGH18.12.2002

Auch; Beisatz: Ergibt sich nach dieser Berechnung, dass die steuerliche Entlastung des Geldunterhaltspflichtigen bereits mit dem ihm vorweg zur Steuerentlastung zustehenden (niedrigsten) Unterhaltsabsetzbetrag gemäß § 33 Abs 4 Z 3b EStG von 25,50 EUR (= rund 350 S) abgegolten ist, so ist eine weitere steuerliche Entlastung seiner Unterhaltsleistung für ihn auch aus der neuen Rechtslage zu § 12a FLAG nicht zu erreichen. (T2)

1 Ob 97/02zOGH26.11.2002
1 Ob 186/02pOGH26.11.2002

nur: 1. Berechnung der verfassungsrechtlich gebotenen steuerlichen Entlastung des Unterhaltsschuldners. (T3)

1 Ob 90/02wOGH26.11.2002
5 Ob 36/02hOGH17.12.2002

Auch; Beisatz: Es kann folgende Formel herangezogen werden:<br/>Der nach rein unterhaltsrechtlichen Aspekten bemessene Geldunterhalt dividiert durch zwei, mal (um ca 20%) verminderter Grenzsteuersatz des Geldunterhaltspflichtigen (also 25 % bei 31 %, 33% bei 41%, 40 % bei 50 % Grenzsteuersatz), minus Unterhaltsabsetzbetrag, ergibt jenen (Teilbetrag) Betrag der Transferleistungen, der auf die Geldunterhaltspflicht anzurechnen ist. (T4); Beisatz: Bei mehreren Kindern ist der gesamte Unterhaltsabsetzbetrag für alle Kinder pro Kind nach Kopfteilen zu berücksichtigen. Differiert die Höhe der Unterhaltsansprüche mehrerer Kinder wesentlich, ist die ermittelte Gesamtentlastung jedem der Kinder proportional zuzurechnen. (T5)

2 Ob 5/03dOGH27.02.2003

Auch; Beis wie T4; Beis wie T5

5 Ob 37/02fOGH21.01.2003

Vgl auch; Beis wie T4

1 Ob 50/03iOGH25.03.2003
5 Ob 168/02wOGH03.12.2002

Vgl auch; Beisatz: Der über Transferleistungen herzustellende Ausgleich ist nur notwendig, soweit er nicht über das Steuerrecht hergestellt werden kann. (T6); Beisatz: Hier: Ausreichende steuerliche Entlastung des Unterhaltspflichtigen (nach Berücksichtigung des Unterhaltsabsetzbetrages) durch § 34 Abs 6 EStG 1988). (T7)

2 Ob 65/03bOGH21.05.2003
7 Ob 219/02kOGH30.06.2003

Auch; Beis wie T4; Beis wie T5

6 Ob 177/06gOGH31.08.2006

Auch

6 Ob 44/07zOGH16.03.2007

Auch; Beisatz: Die vom Obersten Gerichtshof entwickelte konkrete Ermittlung der steuerlichen Entlastung lässt sich mathematisch auf die Formel „Unterhaltsanspruch = Prozentunterhalt - (Prozentunterhalt x Grenzsteuersatz x 0,004) + Unterhaltsabsetzbetrag" zusammenfassen. (T8); Beisatz: Die früheren Berechnungsmethoden lassen sich - mit etwas veränderten Prozentsätzen - auch auf Zeiträume nach dem 1.1. 2005 anwenden. (T9); Beisatz: Die „veränderten Prozentsätze" („Grenzsteuersätze") betragen seit 1. 1. 2005 bei einem Jahreseinkommen zwischen 10.001 und 25.000 EUR 38,3 %, zwischen 25.001 und 51.000 EUR 43,6 % und über 51.000EUR 50%. (T10)

1 Ob 257/09iOGH29.01.2010

Auch

4 Ob 215/09kOGH23.02.2010

Vgl auch

10 Ob 49/10vOGH17.08.2010

Auch; Vgl Beis wie T10

4 Ob 143/12aOGH18.10.2012

Vgl; Beisatz: Auch einem Grenzgänger mit Wohnsitz in Österreich, der im Inland weiterhin unbeschränkt steuerpflichtig ist, ist eine steuerliche Entlastung entsprechend den Grundsätzen der Rechtsprechung zuzubilligen. (T11)

9 Ob 75/15tOGH25.05.2016

Auch; Beis wie T8

6 Ob 240/17pOGH17.01.2018

Vgl; Beisatz: Seit Einführung des Kinderfreibetrags (§ 106a EStG) ist der sich aus der Anrechnung der Transferleistungen ergebene Kürzungsbetrag jedenfalls um die Steuerersparnis durch den Kinderfreibetrag zu reduzieren, der Kindesunterhalt somit um diese Steuerersparnis zu erhöhen, weshalb die vom Obersten Gerichtshof bereits mehrfach verwendete Formel zur Ermittlung des Kürzungsbetrags zu lauten hat: „Unterhaltsanspruch = Prozentunterhalt – (Prozentunterhalt x Grenzsteuersatz x 0,004) + Unterhaltsabsetzbetrag + Steuerersparnis durch Kinderfreibetrag. Maßgeblich ist dabei die konkrete Steuerersparnis. Unter dem Grenzsteuersatz ist nicht der Prozentwert zu verstehen, sondern dessen ganze Zahl einzusetzen. (T12)

3 Ob 14/19hOGH26.04.2019

Vgl auch; Beis wie T11

5 Ob 236/18vOGH21.05.2019

Vgl; Beis wie T12; Beisatz: Eine Vernachlässigung des Familienbonus sowohl bei der Kürzung der Anrechnung von Transferleistungen um die Steuerersparnis als auch bei der Ermittlung des für die Unterhaltsbemessung maßgeblichen Nettoeinkommens kommt daher selbst unter Bedachtnahme auf den Rundungsbereich nicht in Betracht. (T13)

4 Ob 150/19sOGH11.12.2019

Vgl; Beisatz: Der Familienbonus Plus ist als echter Steuerabsetzbetrag nicht in die Unterhaltsbemessungsgrundlage einzubeziehen. (T14); Veröff: SZ 2019/118

7 Ob 139/19wOGH16.12.2019

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 89/19zOGH16.12.2019

Vgl; Beis wie T14

10 Ob 75/19fOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

1 Ob 171/19gOGH16.12.2019

Vgl; Beis wie T14

6 Ob 208/19kOGH19.12.2019

Vgl; Beis wie T14

10 Ob 65/19kOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

9 Ob 46/19hOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

9 Ob 83/19zOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

4 Ob 161/19hOGH19.12.2019

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 80/19aOGH16.12.2019

Vgl; Beis wie T14

10 Ob 68/19aOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

1 Ob 194/19iOGH16.12.2019

Vgl; Beis wie T14

3 Ob 160/19dOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

10 Ob 71/19tOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

9 Ob 54/19kOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

9 Ob 51/19vOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

9 Ob 82/19bOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

3 Ob 154/19xOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

5 Ob 187/19iOGH16.01.2020

Vgl; Beis wie T14

6 Ob 1/20wOGH23.01.2020

Vgl; Beis wie T14

3 Ob 149/19mOGH17.12.2019

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 141/19xOGH24.01.2020

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 90/19xOGH24.01.2020

Vgl; Beis wie T14

1 Ob 3/20bOGH21.01.2020

Vgl; Beis wie T14

4 Ob 240/19aOGH28.01.2020

Vgl; Beis wie T14

5 Ob 127/19sOGH16.01.2020

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 131/19aOGH24.01.2020

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 136/19mOGH24.01.2020

Vgl; Beis wie T14

8 Ob 130/19dOGH24.01.2020

Vgl; Beis wie T14

10 Ob 8/20dOGH18.02.2020

Vgl; Beis wie T14

Dokumentnummer

JJR_20021126_OGH0002_0010OB00079_02B0000_003

Stichworte