OGH 12Os38/05p; 14Os76/05s (RS0120025)

OGH12Os38/05p; 14Os76/05s27.6.2024

Rechtssatz

Wurde ein zugunsten des Angeklagten sprechender (in der Schuld- oder Subsumtionsfrage oder hinsichtlich der Strafbefugnisgrenze) erheblicher Tatumstand im gesamten Strafverfahren nie in Zweifel gezogen, dazu keine Frage gestellt und auch keinerlei Beweisverfahren abgewickelt, so hat das Gericht, wenn es diesen gleichwohl für nicht gegeben erachtet, den Angeklagten bei sonstiger Nichtigkeit nach § 281 Abs 1 Z 5a StPO (hier: § 345 Abs 1 Z 13 erster Fall iVm § 281 Abs 1 Z 5a StPO) darauf hinzuweisen. Denn nur solcherart ist dieser in der Lage, sachgerechte Anträge dazu zu stellen (hier: Altersangaben zur Frage der Anwendbarkeit des § 5 Z 4 JGG).

Normen

MRK Art6 Abs1 II5a6
MRK Art6 Abs3 lita IV1
MRK Art6 Abs3 litb IV2
StPO §262
StPO §281 Abs1 Z4 B
StPO §281 Abs1 Z5a
StPO §281 Abs1 Z11 B
StPO §345 Abs1 Z13

12 Os 38/05pOGH02.06.2005
14 Os 76/05sEKMR29.07.2005
12 Os 64/12xOGH09.08.2012

Auch

17 Os 7/13bOGH30.09.2013

Vgl aber; Beisatz: Beweiswürdigende Erwägungen des Erstgerichts sind nicht Gegenstand des aus § 262 StPO abgeleiteten grundrechtlichen Überraschungsverbots. (T1)

17 Os 17/13yOGH26.11.2013

Vgl aber; Ähnlich Beis wie T1

15 Os 57/14tOGH27.08.2014

Auch

12 Os 119/14pOGH27.11.2014

Auch; Beis wie T1

15 Os 52/14gOGH14.01.2015

Auch; Beisatz: Die in § 281 Abs 1 Z 8 StPO bezeichnete Anhörungspflicht des § 262 StPO bezieht sich auf einen gegenüber dem Anklagevorwurf geänderten rechtlichen Gesichtspunkt des Gerichts darüber, welche strafbare Handlung vorliegt, während den Angeklagten überraschende Feststellungen zu entscheidenden Tatsachen eine Warnpflicht des Gerichts begründen, deren Nichteinhaltung mit Tatsachenrüge nach Z 5a geltend gemacht werden kann. (T2)

17 Os 16/15dOGH14.09.2015

Vgl aber; Beis wie T1

14 Os 69/15aOGH17.11.2015

Auch; Beis wie T1

17 Os 25/15bOGH14.12.2015

Vgl auch; Beis wie T1

14 Os 86/16bOGH20.10.2016

Auch; Beis wie T1

14 Os 3/17yOGH28.02.2017

Auch; Beis wie T1

14 Os 55/18xOGH03.07.2018

Auch; Beis wie T1

14 Os 81/18wOGH11.09.2018

Auch; Beis wie T1; Beisatz: Das Überraschungsverbot findet in Bezug auf beweiswürdigende Erwägungen des Gerichts unter dem Aspekt der Z 5 keine Anwendung. (T3)

13 Os 110/18bOGH13.02.2019

Auch; Beis wie T1

14 Os 12/19zOGH21.05.2019

Auch; Beis wie T3

12 Os 114/19kOGH07.11.2019

Vgl; Beis wie T1

13 Os 34/20dOGH07.05.2020

Vgl; Beisatz: Unter dem Aspekt der Z 5a des § 281 Abs 1 StPO gilt das Überraschungsverbot nur in Betreff von Feststellungen zu entscheidenden Tatsachen. (T4)

12 Os 132/20hOGH16.12.2020

Vgl; Beis wie T4

13 Os 119/20dOGH16.03.2021

Vgl; Beisatz: Beweiswürdigende Erwägungen des Gerichts sind unter dem Aspekt der Nichtigkeitsgründe nicht Gegenstand des Überraschungsverbots (Art 6 Abs 3 lit a und b MRK). (T5)

14 Os 137/20hOGH23.03.2021

Vgl; Beis wie T1; Beis wie T3

15 Os 66/21aOGH15.09.2021

Vgl

14 Os 82/21xOGH16.11.2021

Vgl

14 Os 46/22dOGH28.06.2022

Vgl; Beis wie T1

13 Os 56/23vOGH20.09.2023

vgl; nur T3; nur T5

12 Os 148/23sOGH27.06.2024

vgl; Beisatz: Kein Verstoß gegen das Überraschungsverbot bei einem von der Staatsanwaltschaft bereits in der Anklageschrift beantragten Verfall. (T6)

Dokumentnummer

JJR_20050602_OGH0002_0120OS00038_05P0000_002

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