OGH 12Os43/76 (RS0095694)

OGH12Os43/7611.5.1976

Rechtssatz

Als "Unterdrücken" im Sinne des § 229 Abs 1 StGB ist jede (vorsätzliche) Handlung anzusehen, die die Urkunde zwar unversehrt erhält, den Berechtigten jedoch um die Möglichkeit bringt, sich ihrer zu bedienen.

Normen

StGB §229 Abs1
StGB §241e Abs3

12 Os 43/76OGH11.05.1976

Veröff: EvBl 1976/277 S 633 = SSt 47/28

13 Os 29/80OGH24.04.1980

Veröff: SSt 51/21 = ZVR 1980/243 S 229 (mit Anmerkung von Kienapfel)

13 Os 109/80OGH11.09.1980

Veröff: EvBl 1981/107 S 326 = SSt 51/44

9 Os 99/80OGH23.09.1980

Beisatz: Dass dies für immer sei, ist nicht erforderlich; auch kommt es nicht darauf an, ob der Berechtigte die Urkunde tatsächlich bestimmungsgemäß benützen wollte. Es genügt, daß er um die Möglichkeit gebracht wurde, sie (gegebenenfalls) zu benützen. (T1) Veröff: EvBl 1981/106 S 325 = ZVR 1981/22 S 19 (mit Anmerkung von Kienapfel und Liebscher)

12 Os 93/81OGH03.12.1981
10 Os 15/82OGH20.04.1982

Beisatz: Auch ein Verhalten, welches (eine Urkunde unversehrt erhält und) den Berechtigten bloß weiterhin um die (ihm bereits durch ihren Verlust genommene) Möglichkeit bringt, sich der Urkunde zu bedienen, entspricht dem Tatbestandsmerkmal "unterdrücken". (T2) <br/>Veröff: EvBl 1982/191 S 641 = ZVR 1983/204 S 253

10 Os 58/82OGH29.06.1982

Veröff: EvBl 1983/36 S 132 = SSt 53/36 = JBl 1983,215

9 Os 11/84OGH28.02.1984
10 Os 196/84OGH22.01.1985
11 Os 43/87OGH12.05.1987

Veröff: SSt 58/37

13 Os 133/88OGH20.10.1988
13 Os 163/89OGH01.03.1990

Beisatz: Um die Möglichkeit, die Urkunde widmungsgemäß zu verwenden, wird der Berechtigte schon dann gebracht, wenn sie - etwa durch Bruch des Gewahrsams - seiner ungehinderten Verfügungsmacht (wenn auch bloß vorübergehend) entzogen wird. (T3) Veröff: EvBl 1990/120 S 536 = RZ 1990/92 S 207

11 Os 29/93OGH18.05.1993
11 Os 32/03OGH29.04.2003

Auch; Beisatz: Der Begriff der Unterdrückung im Sinn des § 229 StGB umfasst alle Handlungen, die anders als durch Vernichten oder Beschädigen den Berechtigten um die Möglichkeit bringen, sich der Urkunde zu Beweiszwecken zu bedienen. Der Bruch der Verfügungsmacht ist zur Verwirklichung des Tatbildes nicht notwendig. Hiezu reicht vielmehr das Weiterunterdrücken durch den Finder aus. (T4)

13 Os 49/15bOGH30.06.2015

Auch; Beisatz: Dies gilt auch für das Vergehen der Entfremdung unbarer Zahlungsmittel nach § 241e Abs 3 StGB. (T5)

14 Os 8/22sOGH30.03.2022

Vgl; Beisatz: Strafbarkeit nach § 229 Abs 1 StGB ist zu bejahen, wenn die Urkunde Beweiszwecken eines berechtigten Dritten dient, den Täter insbesondere (aus solchen Beweisgründen bestehende) Herausgabe‑, Vorlage‑ oder Aufbewahrungspflichten treffen, weil dann keine alleinige Verfügungsmacht des Täters an der Urkunde besteht. (T6)

Dokumentnummer

JJR_19760511_OGH0002_0120OS00043_7600000_002

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