Rechtssatz
Ein geschlechtlicher Missbrauch im Sinne des § 128 StG erfordert geschlechtliche Berührung der Körper des Täters und des Opfers. Geschlechtlich aber ist diese Berührung nur, wenn zur Geschlechtssphäre gehörige, dh dem männlichen oder dem weiblichen Geschlechte eigentümliche Körperstellen des Täters oder des Opfers mit dem Körper des anderen in Berührung gebracht werden. Die Mitte der Oberschenkel gehört nicht zur Geschlechtssphäre.
5 Os 1082/54 | OGH | 14.10.1954 |
Veröff: RZ 1955 H1,9 |
5 Os 1097/54 | OGH | 14.10.1954 |
Veröff: JBl 1955 H3,73 = RZ 1955 H1,9 |
8 Os 334/60 | OGH | 03.03.1961 |
Beisatz: Die Leistengegend gehört auch zur Geschlechtssphäre. (T1) |
12 Os 115/64 | OGH | 25.09.1964 |
Beisatz: Abklopfen des nackten bzw des verhüllten Gesäßes keine Schändung. (T2) |
12 Os 109/64 | OGH | 30.09.1964 |
Beisatz: Auf ein Mindestalter der missbrauchten Person und die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale stellt das Gesetz nicht ab. (T3) |
12 Os 116/65 | OGH | 17.09.1965 |
Beisatz: Streicheln am Gesäß keine Schändung. (T4) Veröff: JBl 1966,95 |
12 Os 180/66 | OGH | 20.01.1967 |
Beisatz: Greifen auf den Oberschenkel eines mit einer Skihose bekleideten Mädchens über der Kleidung, selbst wenn dieses Greifen in der Nähe des Geschlechtsteils erfolgte, ist kein geschlechtlicher Missbrauch. (T5) Veröff: EvBl 1967/392 S 552 |
12 Os 93/68 | OGH | 11.09.1968 |
nur: Ein geschlechtlicher Missbrauch im Sinne des § 128 StG erfordert geschlechtliche Berührung der Körper des Täters und des Opfers. Geschlechtlich aber ist diese Berührung nur, wenn zur Geschlechtssphäre gehörige, dh dem männlichen oder dem weiblichen Geschlechte eigentümliche Körperstellen des Täters oder des Opfers mit dem Körper des anderen in Berührung gebracht werden. (T6); Beisatz: Betasten des Geschlechtsteiles des Kindes über den Kleidern. (T7) |
12 Os 212/68 | OGH | 04.12.1968 |
Beisatz: Hier: Betasten am entblößten Geschlechtsteil und After. (T8) |
12 Os 159/68 | OGH | 28.02.1969 |
nur T6 |
12 Os 45/69 | OGH | 23.04.1969 |
nur T6; Beisatz: Berührung am Bauch keine Schändung. (T9) |
12 Os 184/69 | OGH | 22.10.1969 |
nur T6 |
12 Os 112/69 | OGH | 22.10.1969 |
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12 Os 263/69 | OGH | 19.12.1969 |
nur T6 |
12 Os 300/69 | OGH | 20.02.1970 |
nur T6; Beisatz: Betasten des Gesäßes keine Schändung. (T10) Veröff: EvBl 1970/259 S 442 |
12 Os 80/70 | OGH | 19.06.1970 |
nur T6 |
12 Os 72/70 | OGH | 24.06.1970 |
nur T6; Beis wie T9 |
12 Os 69/70 | OGH | 03.07.1970 |
nur T6; Beis wie T10 |
12 Os 218/70 | OGH | 20.01.1971 |
nur T6 |
12 Os 42/71 | OGH | 08.03.1971 |
Beisatz: Das Anpressen des Unterleibes an das Gesäß eines anderen stellt zweifellos eine grobe, unter den Voraussetzungen des § 516 StG auch Ärgernis erregende Verletzung der Sittlichkeit dar. Geschieht das aber im bekleideten Zustand des Handelnden einerseits und des von der Handlung Betroffenen andererseits, so kann die für den § 128 StG geforderte nicht nur flüchtig oberflächliche Kontaktherstellung zwischen einem Geschlechtsteil der betroffenen Person mit einem Körperteil des anderen nicht ohne weiteres erschlossen werden. Es müssen demnach zusätzliche Feststellungen getroffen werden, aus denen sich einwandfrei die erforderliche intensive, in Schändungsabsicht herbeigeführte sich eindeutig als geschlechtlicher Missbrauch darstellende Berührung ergibt. (T11) |
12 Os 74/71 | OGH | 22.04.1971 |
nur T6; Veröff: RZ 1972,10 |
12 Os 149/71 | OGH | 19.10.1971 |
Beis wie T3 |
12 Os 4/72 | OGH | 09.03.1972 |
nur T6; Veröff: EvBl 1972/308 S 582 |
12 Os 20/72 | OGH | 11.04.1972 |
Beis wie T9; Beis wie T10; Beisatz: Diese Handlungsweise kann aber unter Umständen ein Indiz für eine weitergehende Absicht des Täters bilden. (T12) |
13 Os 38/74 | OGH | 30.05.1974 |
Veröff: EvBl 1975/11 S 21 |
11 Os 37/74 | OGH | 19.09.1974 |
nur T6; Beisatz: Kurzes Betasten der noch unentwickelten Brüste eines Mädchens über dem Kleid ist allein noch kein sexueller Missbrauch im Sinne des § 128 StG. (T13) |
11 Os 85/74 | OGH | 24.10.1974 |
Beisatz: Weibliche Brust. (T14) |
11 Os 118/75 | OGH | 14.11.1975 |
nur T6 |
10 Os 162/75 | OGH | 03.02.1976 |
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9 Os 61/76 | OGH | 14.07.1976 |
nur T6; Beisatz: Sadistische Schläge auf das nackte Gesäß (keine Unzucht). (T15) Veröff: EvBl 1977/48 S 107 |
13 Os 139/76 | OGH | 19.11.1976 |
nur T6 |
13 Os 116/77 | OGH | 20.07.1977 |
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9 Os 88/85 | OGH | 17.09.1986 |
Vgl auch; Beisatz: Zur Geschlechtssphäre gehört zwar nicht der Bauch, wohl aber die Region unterhalb des Bauches in unmittelbarer Nähe des Geschlechtsteils, im Bereich der Schamhaare (Pubes), deren Berührung, wenngleich über einer dünnen (hautnahen) Kleidungsschicht (hier: Unterhose) zur Tatbildverwirklichung ausreicht (zu § 207 Abs 1 StGB). (T16) |
12 Os 188/94 | OGH | 09.03.1995 |
Vgl auch; Beisatz: Missbrauch zur Unzucht setzt unmittelbaren sexuellen Kontakt zwischen Täter und Opfer voraus. (T18) |
14 Os 83/01 | OGH | 04.09.2001 |
Vgl auch; Beisatz: Das Streicheln der Oberschenkel mit dem Ziel, den Genitalbereich des Mädchens zu berühren, ist eine Versuchshandlung. (T19) |
13 Os 62/09f | OGH | 18.06.2009 |
Auch; Beisatz: Der Begriff der geschlechtlichen Handlung umfasst jede nach ihrem äußeren Erscheinungsbild sexualbezogene Handlung, die sowohl nach ihrer Bedeutung als auch nach ihrer Intensität und Dauer von einiger Erheblichkeit ist und damit eine unzumutbare, sozialstörende Rechtsgutbeeinträchtigung im Intimbereich darstellt. Dieser Begriff schließt jene Handlungen ein, bei denen zur unmittelbaren Geschlechtssphäre gehörige Körperpartien des Opfers oder Täters mit dem Körper des anderen in eine nicht bloß flüchtige sexualbezogene Berührung gebracht werden. (T20); Beis ähnlich wie T15; Beisatz: Das Gesäß zählt nicht zur unmittelbaren Geschlechtssphäre eines Menschen. Sie zu betasten stellt keine geschlechtliche Handlung dar, weil der Anus damit nicht gemeint ist. (T21) |
Dokumentnummer
JJR_19541014_OGH0002_0050OS01082_5400000_001
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