Rechtssatz
Von einer bindenden Wirkung kann nur dann gesprochen werden, wenn eine ausdrückliche Entscheidung, ein Beschluss, über die, wenn auch von Amts wegen aufgeworfene Frage des Bestehens eines Prozesshindernisses vorliegt. Trifft dies nicht zu, hat das Gericht zu den von Amts wegen aufgeworfenen Fragen des Vorliegens eines Prozesshindernisses nur in den Gründen in verneinender Hinsicht Stellung genommen, dann kann von einer bindenden Entscheidung, die anfechtbar ist und angefochten wird, nicht gesprochen werden.
1 Ob 424/61 | OGH | 29.11.1961 |
Veröff: JBl 1962,315 (mit Glosse von Novak) |
6 Ob 99/64 | OGH | 15.10.1964 |
Veröff: JBl 1965,469 |
6 Ob 163/66 | OGH | 21.12.1966 |
Beisatz: Vgl aber die zum Judikat 63 neu angeführten Entscheidungen. (T1) |
4 Ob 348/67 | OGH | 19.12.1967 |
Veröff: ÖBl 1968,61 |
4 Ob 21/70 | OGH | 28.04.1970 |
Veröff: IndS 1971 H5-6,804 = Arb 8761 = SozM VIIA,21 |
4 Ob 44/70 | OGH | 09.06.1970 |
Veröff: Arb 8786 |
4 Ob 67/71 | OGH | 21.09.1971 |
Beisatz: Von einer Bindungswirkung kann umso weniger die Rede sein, wenn sich die Untergerichte mit der Frage der Zulässigkeit des Rechtsweges nicht ausdrücklich befasst, sondern sie offenbar vorausgesetzt haben. (T2) Veröff: Arb 8901 = SozM IA/d,973 = IndS 1973 H9-10,886 |
1 Ob 103/75 | OGH | 02.07.1975 |
Vgl auch; Beisatz: Die Auffassung darüber, ob die übereinstimmende Bejahung einer Prozessvoraussetzung durch die Untergerichte, die sich nur aus den Entscheidungsgründen ergibt, den OGH bindet, gehen auseinander. Jedenfalls aber kann die nur in den Gründen der Entscheidungen von Untergerichte geschehene Bejahung der Parteifähigkeit eines Gebildes, die nicht einmal darauf Bedacht nimmt, ob es einen gesetzlichen Vertreter hat, den OGH nicht binden. (T3) Veröff: SZ 48/76 = EvBl 1976/81 S 155 |
1 Ob 7/83 | OGH | 27.04.1983 |
Abweichend |
1 Ob 19/87 | OGH | 26.05.1987 |
Abweichend; Beisatz: Da eine den OGH bindende Entscheidung der Vorinstanzen vorliegt, wenn die Frage des Vorliegens des Prozesshindernisses von den Vorinstanzen übereinstimmend, wenn auch nur in den Gründen der Entscheidung, verneint wurde. (T4) |
5 Ob 209/07g | OGH | 05.02.2008 |
Vgl aber; Beis ähnlich wie T2; Beisatz: Es entspricht einer Linie der Rechtsprechung, dass eine bloß implizite Bejahung der Rechtswegzulässigkeit, etwa durch meritorische Behandlung eines Begehrens, für eine bindende Bejahung der Zulässigkeit des (hier: außerstreitigen) Rechtswegs nicht ausreicht. (T5) |
4 Ob 160/11z | OGH | 20.12.2011 |
Vgl aber; Beis ähnlich wie T2; Beis ähnlich wie T4; Beis ähnlich wie T5; Veröff: SZ 2011/151 |
2 Ob 119/13h | OGH | 13.02.2014 |
Vgl; Beisatz: Hier: Rechtskräftiger Beschluss des Rekursgerichts über Zulässigkeit des streitigen Rechtswegs. (T6) |
8 Ob 134/17i | OGH | 29.11.2017 |
Vgl; Beis wie T5; nur: Eine bloß implizite Bejahung der Rechtswegszulässigkeit durch meritorische Behandlung reicht für die bindende Bejahung der Zulässigkeit des streitigen Rechtswegs nicht aus. (T7) |
9 Ob 19/18m | OGH | 25.04.2018 |
Abweichend; Beisatz: Nach nunmehr ständiger Rechtsprechung ist für eine bindende Entscheidung über eine Prozessvoraussetzung iSd § 42 Abs 3 JN nicht erforderlich, dass das Gericht über ihr Vorliegen ausdrücklich und spruchgemäß entschieden hat. Zwar wird eine bloß implizite Bejahung der Prozessvoraussetzung durch meritorische Behandlung als nicht ausreichend erachtet, sehr wohl aber eine bindende Entscheidung dann angenommen, wenn das Gericht sich mit dem Vorliegen der Prozessvoraussetzung in den Entscheidungsgründen auseinandergesetzt hat. (T8) |
2 Ob 83/21a | OGH | 14.12.2021 |
abweichend; Beisatz wie T8<br/>Anm: Veröff: SZ 2021/108 |
6 Ob 20/23v | OGH | 17.02.2023 |
Gegenteilig; Beis wie T8; Beisatz: Hier: Vgl zur nunmehr stRsp RS0114196. (T9) |
Dokumentnummer
JJR_19571120_OGH0002_0010OB00538_5700000_001
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