OGH 3Ob63/54 (RS0016864)

OGH3Ob63/5423.1.2023

Rechtssatz

Nach § 879 Abs 2 Z 4 ABGB sind für die Annahme eines Wuchergeschäftes drei Voraussetzungen erforderlich.

1.) Es muss ein auffallendes Missverhältnis zwischen Wert und Leistung und Gegenleistung bestehen.

2.) Der durch das Geschäft Begünstigte muss dieses Missverhältnis gekannt haben.

3.) Es muss bei dem durch das Geschäft Benachteiligten gewisse Verhältnis oder Eigenschaften vorhanden gewesen sein, die ihn hinderten, sein Interesse gehörig zu wahren. Wenn nur einer dieser Voraussetzungen fehlt, unterliegt ein Geschäft nicht der Beurteilung als eines wucherischen.

Normen

ABGB §879 Z4 DI

3 Ob 63/54OGH03.02.1954
2 Ob 226/57OGH30.04.1957
1 Ob 114/70OGH05.06.1970
7 Ob 56/71OGH12.05.1971

Veröff: SZ 44/71

8 Ob 215/71OGH01.09.1971
7 Ob 178/72OGH30.08.1972
5 Ob 142/72OGH12.09.1972

Veröff: MietSlg 24083

1 Ob 122/73OGH11.07.1973
6 Ob 62/75OGH03.07.1975
8 Ob 236/75OGH26.11.1975
3 Ob 266/75OGH30.03.1976

Veröff: NZ 1981,81

5 Ob 591/77OGH06.09.1977

Vgl

3 Ob 592/77OGH17.10.1978
5 Ob 711/79OGH12.02.1980

Auch

1 Ob 700/81OGH14.10.1981
6 Ob 596/83OGH16.06.1983

Auch; Veröff: RdW 1983,72

1 Ob 665/85OGH28.01.1986
14 Ob 176/86OGH04.11.1986

Auch; Beisatz: Der Wucherer braucht zur Herbeiführung der für seinen Partner ungünstigen Lage nichts beitragen. (T1)

8 Ob 1007/91OGH29.08.1991

Auch; Beisatz: Die Initiative muss nicht vom Wucherer ausgehen. (T2)

2 Ob 540/92OGH30.09.1992

Veröff: JBl 1993,581

8 Ob 562/93OGH24.06.1993

Vgl auch

9 Ob 231/97dOGH27.08.1997

Beisatz: Bei Fehlen einer der Voraussetzungen des Wuchertatbestandes kann ein Geschäft nur dann nach § 879 Abs 1 ABGB nichtig sein, wenn ein dem fehlenden Tatbestandsmerkmal gleichwertiges, den individuellen Fall prägendes, besonderes zusätzliches Element der Sittenwidrigkeit hinzukommt. (T3)

6 Ob 281/00tOGH23.11.2000

Vgl

6 Ob 39/01fOGH15.03.2001

Auch; Beis ähnlich wie T3

7 Ob 170/02dOGH07.08.2002

auch; Beisatz: Missbilligt wird also die Ausbeutung eines Vertragspartners durch auffallende Äquivalenzstörung in den Hauptleistungspflichten in Fällen gestörter Freiheit der rechtsgeschäftlichen Willensbildung. (T4)

7 Ob 80/07aOGH18.04.2007

Beisatz: Hier: Pauschalhonorarvereinbarungen eines Rechtsanwaltes. (T5)

5 Ob 178/08zOGH09.09.2008

Vgl; Beisatz: Ob die notwendigen Voraussetzungen für die Annahme eines Wuchergeschäfts vorliegen, ist eine Frage des Einzelfalls. (T6)

6 Ob 229/13iOGH20.02.2014

Auch; Beis wie T6

10 Ob 52/14sOGH21.10.2014

Auch; Beis wie T6

4 Ob 76/17fOGH30.05.2017

Auch; Beisatz: Wenn nur eine dieser Voraussetzungen fehlt, liegt kein wucherisches Geschäft vor. (T7)

8 Ob 126/17pOGH20.12.2017

Beis wie T3

7 Ob 50/18fOGH24.05.2018

Auch

9 Ob 37/18hOGH28.11.2018

Auch; Beis wie T1; Beis wie T2

3 Ob 62/20vOGH02.09.2020

Beis wie T4; Beis wie T6

5 Ob 176/21zOGH13.01.2022

Beis wie T6

3 Ob 21/22tOGH23.02.2022

Vgl; Beis wie T3; Beis wie T7

4 Ob 21/22zOGH23.02.2022

Vgl; Beis wie T6; Beisatz: Hier: Übergabsvertrag: (T8)

4 Ob 68/22mOGH23.09.2022

Vgl; Beis wie T6; Beisatz: Hier: Einräumung eines zeitlich unbeschränkten Werknutzungsrechts; Die mangelnde Wahrungsmöglichkeit der Äquivalenz des Bewucherten wegen Leichtsinns, Zwangslage, Verstandesschwäche, Unerfahrenheit oder Gemütsaufregung wurde nicht dargetan. (T9)

8 Ob 119/22sOGH21.11.2022

Vgl; Beis wie T6; Beisatz: Hier: Einbeziehung einer im Zusammenhang mit einem Kaufvertrag über Liegenschaftsanteile abgeschlossenen, den Verkäufer begünstigenden Benutzungsvereinbarung in die Beurteilung, ob ein auffallendes Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung vorliegt. (T10)

5 Ob 104/22pOGH23.01.2023

Beis wie T4; Beis wie T1; Beis wie T2; Beis wie T6; Beis wie T7

Dokumentnummer

JJR_19540203_OGH0002_0030OB00063_5400000_002