OGH 13Os132/10a (RS0126577)

OGH13Os132/10a27.7.2022

Rechtssatz

Auf Vorsatz abstellende Körperverletzungsdelikte sind gegenüber vorsätzlich begangenen Tötungsdelikten (stillschweigend) subsidiär, wenn ein einheitliches Tatgeschehen vorliegt, das Angriffsobjekt ident ist und Ersteres nur als Vorstufe des Letzteren anzusehen ist, also nicht darüber hinaus greift. Demzufolge ist bei allen gestuften Erfolgsqualifikationen ‑ somit auch im Verhältnis der Fälle 3 bis 5 des § 143 StGB ‑ im Fall des Todeseintritts nur die darauf abstellende Vorschrift anzuwenden, nicht aber auch die für die Herbeiführung einer schweren Körperverletzung aufgestellte Qualifikationsnorm. Auch die Qualifikationsnorm des § 143 dritter Fall StGB wird daher vom Verbrechen des Mordes infolge stillschweigender Subsidiarität verdrängt. Dass der Mord bloß versucht wurde, ändert daran nichts.

Normen

StGB §15
StGB §28 G
StGB §75 E
StGB §143 dritter Fall C
StGB §143 vierter Fall C
StGB §143 fünfter Fall C
StGB §201 Abs2

13 Os 132/10aOGH17.02.2011
11 Os 47/11pOGH19.05.2011

Vgl auch

15 Os 147/14bOGH22.07.2015

Auch; Beisatz: Der Umstand, dass die Begehung einer strafbaren Handlung beim Versuch geblieben ist, ändert nichts an deren Verwirklichung, sodass auf den Erfolgseintritt (Tod) als Voraussetzung für Verdrängung von auf Tod oder Verletzungsfolgen abstellender Qualifikationen (hier: § 201 Abs 2 fünfter Fall StGB) verzichtet werden kann. (T1)

12 Os 109/17xOGH19.04.2018

Auch

11 Os 75/20vOGH01.09.2020

Vgl; Beisatz: Hier: § 92 Abs 3 zweiter Fall StGB. (T2)

15 Os 124/20dOGH30.12.2020

Vgl

15 Os 106/20gOGH11.12.2020

Vgl

14 Os 118/21sOGH18.01.2022

Vgl; Beis wie T1

15 Os 140/21hOGH24.01.2022

Vgl

15 Os 52/22vOGH27.07.2022

Vgl

Dokumentnummer

JJR_20110217_OGH0002_0130OS00132_10A0000_001