Unter deutscher Führung haben die EU und einige europäische Staaten eine geradezu krankhafte Aversion gegen Schulden entwickelt. Nicht bloß Staatsschulden gelten als grundsätzlich kontraproduktiv, erhebliche Angst besteht auch vor einer Überschuldung der Firmen. Es gab zwar (und gibt z. T. noch immer) Phasen (und Länder1), die solche Sorgen als verständlich erscheinen lassen. Allerdings haben inzwischen fast alle Staaten ihre Budgetdefizite erheblich reduziert, und die Unternehmungen zahlen sogar Schulden zurück. Insofern wäre ein Ende der Schuldendiskussion zu erwarten gewesen. Tatsächlich wird aber die Angst vor Schulden jetzt mit einem zusätzlichen Argument geschürt: dass sie bei einer künftigen Zinssteigerung zu einer untragbaren Zinsenbelastung führen könnten (siehe dazu etwa den deutschen Sachverständigenrat [2017, S. 3f] und die Medienzitate im Kasten).

