Der helvetische Hochschullehrer, Regulator und Richter Vincent Martenet wendet sich in dieser wichtigen Monographie der Interdependenz von Gewaltenteilung im politischen und ökonomischen Leben zu und zeigt anhand einer von Praxisbeispielen untermauerten rechtsdogmatischen Bestandsaufnahme auf analytischem Wege, weshalb Fehlentwicklungen in einem Bereich ebensolche im jeweils anderen Bereich bewirken können. Martenet geht es insbesondere um den Nachweis, dass diese durch die Digitalisierung beider Bereiche beflügelt werden können: „Separation of powers and antitrust share common ground. They are both focused on power and the risks arising from the concentration of it in one or a few hands. One relates first and foremost to state power and the other to economic power. The distinction between these two types of power, however, is not clear-cut and is, to a certain extent, blurred in a digital economy and society, as seen throughout this book.“ (S 182) Die Theorie der Gewaltenteilung ist für das rechtstaatliche Staatsverständnis der liberalen Staaten westlicher Prägung seit dem 18. Jahrhundert (theoretisch) bzw seit dem 20. Jahrhundert (praktisch) konstitutiv. Wird sie durch populistische Akteure abgelehnt, ist es nur logisch, dass einer Konzentration politischer Macht im Rahmen staatlicher Strukturen allmählich eine Konzentration ökonomischer Macht im Wirtschaftsleben gegenübersteht – und auch, dass beide Dynamiken sich gegenseitig verstärken können. Denn Gewaltenteilung, Rechsstaatlichkeit und faire Verfahren beeinflussen und bedingen die Arbeit von Aufsichts- und Durchsetzungsbehörden, deren relatives Durchsetzungsvermögen umgekehrt die Funktionsweise des Staates (Wahlen, Freiheiten, Minderheitenschutz, Rechtsstaat) beeinflusst und bedingt. „An increased role given to specific regulation or antitrust in order to tackle some fundamental issues posed by the concentration of economic-political power does not go without independent and impartial decision-making from an institutional and procedural [...], a personal [...], or a financial and lobbying [...] perspective.“ (S 169)