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Kritisieren heißt Filtrieren

thema: Internet und FreiheitTom Poljanšekjuridikum 2014, 483 Heft 4 v. 1.12.2014

1. Einleitung

Mit ‚Kritik‘ bezeichnet man heute gemeinhin eine begründete Beanstandung eines Sachverhalts anhand eines vorausgesetzten Maßstabs. Im Folgenden möchte ich dafür argumentieren, dass dieser Begriff von Kritik nicht zureicht, wenn wir uns über den gegenwärtigen Zustand kritischer Praxis innerhalb netzbasierter Kommunikation verständigen wollen. Wer von einem Begriff der Kritik als Beanstandung ausgeht, wird im Hinblick auf Internetphänomene primär Ereignisse wie jene in den Blick rücken, die im deutschen Sprachraum als ‚Shitstorms‘ bezeichnet werden, und so den eigentlichen Ort kritischer Praxis im Internet tendenziell übersehen. Um eine solche Verkürzung zu vermeiden, schlage ich vor, zwei Dimensionen von Kritik zu unterscheiden: Neben der Beurteilung anhand eines Maßstabs (von der die Beanstandung nur einen Spezialfall darstellt) stellt die Markierung/Nicht-Markierung einer Information als aufmerksamkeitswert die erste und primäre Dimension von Kritik dar. Diese gewinnt innerhalb der durch netzbasierte Kommunikation veränderten Aufmerksamkeitsökonomie11Zum Begriff der ‚Aufmerksamkeitsökonomie‘ vgl Franck, Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ein Versuch (1998). der Gegenwart spezifische Relevanz, weshalb eine Ethik der netzbasierten Kritik auf sie ein besonderes Augenmerk legen sollte.

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