Die Steuerreform 1994 bringt einen tiefgreifenden Umbau des Steuersystems. Finanzpolitisch ist er positiv zu bewerten. Aus rechtswissenschaftlicher Sicht ist aber zu prüfen, ob die Reform auch zu einer Erneuerung des inneren Systems geführt hat. Mißt man die Reform am Leistungsfähigkeitsprinzip, so zeigen sich viele grundlegende Systemmängel. In einer dritten Etappe der Steuerreform sollten daher Mängel der Endbesteuerung beseitigt, Einkommen- und Körperschaftsteuer besser aufeinander abgestimmt werden, eine solide Rechtsgrundlage für das Bilanzsteuerrecht und eine überzeugende rechtliche Basis für die Negativsteuern geschaffen werden.
Steuerreform 1994 - Würdigung und Kritik*)*)Mit Anmerkungen versehenes Manuskript eines Vortrages vor der Wiener Juristischen Gesellschaft am 26. Januar 1994. Für die Unterstützung bei der Verfassung des Anmerkungsapparates und bei der Fahnenkorrektur danke ich den Herren Univ. Ass. Dr. Roland Rief und Univ. Ass. Mag. Martin Jann.
AufsätzeUniv.-Prof. Dr. Wolfgang GassnerJBL 1994, 289 Heft 5 v. 1.5.1994
Inhalt
- I. Die Steuerreform 1994 als Strukturreform des Steuersystems
- II. Die Kriterien zur Beurteilung der Steuerreform 1994 aus rechtswissenschaftlicher Sicht
- III. Endbesteuerung
- IV. Doppeltes Halbsatzverfahren
- V. Neue Sicht des imparitätischen Realisationsprinzips
- VI. Maßgeblichkeitsprinzip
- VII. Negativsteuern
- VIII. Zusammenfassende Würdigung der Steuerreform 1994
