Entgegen der im Sommer 2021 getätigten politischen Ankündigung, die Pandemie sei – jedenfalls für die Geimpften – vorbei, hat die vierte Welle der Pandemie („Delta-Welle“) nicht nur einen bundesweiten Lockdown für alle erforderlich gemacht, sondern auch auf den Intensivstationen erneut eine ernste Lage <i>Stöger</i> in <i>Baumgartner</i> (Hrsg), Öffentliches Recht: Jahrbuch (2022) „Wir leben die Triage“ – Das (verfassungs-) rechtliche „Nicht-Thema“ des Jahres 2021, Seite 11 Seite 11
bewirkt. Besonders in den Bundesländern Oberösterreich und Salzburg waren diese sehr stark belastet, aus ersterem Bundesland kam im November 2021 sogar die anonyme Nachricht: „Wir leben die Triage“. Dahinter stand die Thematik der begrenzten Ressourcen an Intensivbetten, die dazu führte, dass die betroffenen Ärzte die Patienten dahingehend beurteilen mussten, „wer eine bestimmte Gesundheitsversorgung (Intensivbett, Beatmungsgerät) erhält und wer sie nicht erhält, obwohl er sie – gemessen an den etablierten ethischen Orientierungspunkten – bräuchte“. Dennoch gab es auf die Nachrichten aus Oberösterreich keine große juristische Debatte, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass in Österreich bereits im Jahr 2020 medizinische Handreichungen zur Thematik der „coronabedingten“ Triage im Intensivbereich erstellt wurden und im Übrigen sowohl Mediziner als auch Juristen mit dem Ruf nach dem Gesetzgeber sehr zurückhaltend agierten.