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D. Beratungs- und Abstimmungsgeheimnis (Schumacher)

Schumacher1. AuflJuli 2016

1. Geheimhaltungspflicht

a) Grundsatz

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Die Nichtöffentlichkeit des Schiedsverfahrens zählt zu den meist genannten Vorteilen der Schiedsgerichtsbarkeit gegenüber der staatlichen Gerichtsbarkeit.279279 Prütting, Liber Amicorum Böckstiegel 629; Oldenstam/Pachelbel, SchiedsVZ 2006, 32; Raeschke-Kessler/Wiegand, dAnwBl 6/2007, 397 f; Wirth in Müller, New Developments in International Commercial Arbitration 2007, 13; Born, Commercial Arbitration II 2251; Thümmel in Schütze, Schiedsgerichtsbarkeit2 Kap XI Art 34 AAA-IAR Rz 1; Sawang, Geheimhaltung 243 f; Heider/Nueber/Schumacher/Siwy/Zeiler, Dispute Resolution in Austria 33 f; vgl aber die bei Young/Chapman, ASA Bulletin 1/2009, 30 f referierten Umfragen; Abgrenzungen zur Vertraulichkeit bei Smeureanu, Confidentiality 3 ff; Kahlert, Vertraulichkeit 63 ff. Der Grundsatz der Nichtöffentlichkeit wird allgemein als unstreitig

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angesehen.280280 Kahlert, Vertraulichkeit 140 mwN. Die Nichtöffentlichkeit wahrt die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der Parteien Dritten gegenüber, schaltet die Berichterstattung in der Öffentlichkeit aus, reduziert die Belastung der Beziehungen zwischen den Parteien und zu Dritten und erhöht damit die Chancen einer gütlichen Einigung ohne Gesichtsverlust.281281Treffend Prütting, Liber Amicorum Böckstiegel 629. Während die Parteien selbst nur aufgrund konkreter vertraglicher Vereinbarungen,282282Vgl Born, Commercial Arbitration II 2255 f. institutioneller Schiedsregeln283283Etwa Art 43 Abs 1 DIS SchO; hiezu näher Dimolitsa in Confidentiality in Arbitration – 2009 Special Supplement, ICC International Court of Arbitration Bulletin (2009) 9 ff. oder allenfalls schiedsgerichtlicher Anordnung284284So etwa gem Art 22 Abs 3 der ICC SchO 2012; zu dieser Bestimmung Voser, ASA Bulletin 4/2011, 802 f; dieselbe in Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit, ICC-Schiedsgerichtsordnung 27 f; vgl allgemein Derains in Confidentiality in Arbitration – 2009 Special Supplement, ICC International Court of Arbitration Bulletin (2009) 66 ff. zu einer umfassenden Vertraulichkeit 285285Zu dieser etwa Oberhammer, FS Beys II 1139; Liebscher in Weigand2 143 Rz 2.135; Oldenstam/Pachelbel, SchiedsVZ 2006, 33; Wüstemann in Müller, New Developments in International Commercial Arbitration 40 FN 22; Dimolitsa in Confidentiality in Arbitration – 2009 Special Supplement, ICC International Court of Arbitration Bulletin (2009) 5; Öhlberger in AYIA 2011, 65; vgl Carbonneau, Law and Practice of Arbitration2 601 f; Bühler, RDAI/IBLJ, Nr 3/4 (2002) 379 ff. über den Inhalt des Schiedsverfahrens verhalten sind, trifft die Schiedsrichter gegenüber Dritten286286Kanzleipersonal und Gehilfen der Schiedsrichter sind den Schiedsrichtern zuzuordnen und daher nicht „Dritte“. grundsätzlich eine Verschwiegenheitspflicht.287287Vgl Hausmaninger in Fasching/Konecny2 § 604 ZPO Rz 41; Riegler/Petsche in Handbuch Wiener Regeln Art 16 Rz 15; Sawang, Geheimhaltung 245; Heider/Nueber/Schumacher/Siwy/Zeiler, Dispute Resolution in Austria 34; Kahlert, Vertraulichkeit 175. Dieser Grundsatz gilt international nach den meisten Gesetzen und Schiedsordnungen.288288 Born, Commercial Arbitration II 2269 f. Die Verpflichtung der Schiedsrichter zur Verschwiegenheit ergibt sich im österreichischen Recht als nebenvertragliche Verpflichtung aus §§ 1151 Abs 2 iVm 1009 ABGB,289289 Zeiler § 587 ZPO Rz 69; Hausmaninger in Fasching/Konecny2 § 587 ZPO Rz 212; Öhlberger in AYIA 2011, 73; für Deutschland Sawang, Geheimhaltung 245. wird aber auch in institutionellen Schiedsverfahrensregeln290290So etwa § 43 Abs 1 DIS SchO; Art 30 Abs 2 LCIA Rules; Art 46, SCC Regeln; Art 44 Abs 2 Swiss Rules; Art 16 Abs 2 Wiener Regeln; Art 78 Abs 1 WIPO; vgl hierzu Hober/Foerster, SchiedsVZ 2007, 210; Oberhammer, FS Beys II 1145; Born, Commercial Arbitration II 2269 f. festgelegt. Diese beziehen sich regelmäßig auf alle Fakten, die den Schiedsrichtern in dieser Funktion bekannt geworden sind.291291Vgl Riegler/Petsche in Handbuch Wiener Regeln Art 16 Rz 15.

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