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4.2.2 Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter

1. AuflSeptember 2018

4.2.2.1 Konzept und Voraussetzungen

Beim Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter werden die vertraglichen Schutzpflichten, welche grds nur gegenüber dem Vertragspartner bestehen, auch auf Dritte erstreckt.12951295 F. Bydlinski, JBl 1960, 359 ff; Karner in FS Koziol 707; ders in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger, ABGB4 § 1295 ABGB Rz 19; Larenz, Lehrbuch I14 226; Schacherreiter in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.03 § 1300 ABGB Rz 14; Schmaranzer, Vertrag 38 ff; vgl auch schon Gschnitzer in Klang/Gschnitzer, Klang IV/12 236 f; OGH 02.12.1959, 2 Ob 341/59; 20.06.1963, 2 Ob 134/63; 11.12.1973, 4 Ob 589/73; 27.02.1975, 2 Ob 266/74; 02.03.1977, 1 Ob 761/76; 26.08.2004, 6 Ob 146/04w; 12.06.2006, 2 Ob 226/05g. Ausschlaggebend für die Entwicklung des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter waren insb die im deliktischen Bereich als unzulänglich eingestuften gesetzlichen Regeln über die Gehilfenhaftung.12961296 Ausführlich F. Bydlinski, JBl 1960, 359; Harrer in Aicher/Funk 180; Kodek in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.01 § 1295 ABGB Rz 53; Larenz, Lehrbuch I14 225; Reischauer in Rummel, ABGB II/2a3 § 1295 ABGB Rz 30a; Schmaranzer, Vertrag 38 ff; OGH 02.12.1959, 2 Ob 341/59; 26.08.2004, 6 Ob 146/04w; 23.09.2004, 6 Ob 155/04v. Die Grundvoraussetzungen für den Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter sind, dass der Dritte erkennbar (i) für den Leistungspflichtigen durch die Vertragserfüllung gefährdet wird, indem er in Kontakt mit den vertraglichen Leistungspflichten12971297 Ausführlich Schmaranzer, Vertrag 66 ff; Großteils wird der Kontakt mit den Hauptleistungspflichten gefordert, teilweise soll auch der Kontakt mit Nebenpflichten ausreichen (Reischauer in Rummel, ABGB II/2a3 § 1295 ABGB Rz 30l). kommt, und (ii) der Interessensphäre des Leistungsempfängers angehört12981298 F. Bydlinski, JBl 1960, 362 f; ders, Anmerkung zu OGH 02.12.1964, 6 Ob 313, 314/64, JBl 1965, 320 (321); Karner in FS Koziol 707; ders in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger, ABGB4 § 1295 ABGB Rz 19; Koziol, Haftpflichtrecht II2 86; Schacherreiter in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.03 § 1300 ABGB Rz 14; Schmaranzer, Vertrag 65 ff; Welser, Haftung 85; OGH 11.07.1985, 8 Ob 542/85 uva. und sohin ein Interessengleichlauf besteht. Der Dritte gehört der Interessensphäre des Leistungsempfängers an, wenn der Leistungsempfänger dem Dritten rechtlich zur Fürsorge verpflichtet ist,12991299 Dazu eingehend Schmaranzer, Vertrag 71 ff. wenn er durch die Hauptleistung begünstigt werden soll oder wenn der Leistungsempfänger ein eigenes Interesse am Schutz des Dritten hat.13001300 F. Bydlinski, JBl 1960, 362 f; Karner in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger, ABGB4 § 1295 ABGB Rz 19; Kodek in Kletečka/Schauer, ABGB-ON1.01 § 1295 ABGB Rz 53; Reischauer in Rummel, ABGB II/2a3 § 1295 ABGB Rz 30f ff; OGH 26.08.2004, 6 Ob 146/04w; 12.06.2006, 2 Ob 226/05g uva; krit Schmaranzer, Vertrag 83 ff. Damit das Kriterium der Erkennbarkeit erfüllt ist, muss der Leistungspflichtige sowohl den Kontakt des Dritten mit der Hauptleistung vorhersehen als auch die Zugehörigkeit des Dritten zur Interessensphäre des Leistungsempfängers erkennen können.13011301 F. Bydlinski, JBl 1960, 362 f; Karner in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger, ABGB4 § 1295 ABGB Rz 19; Reischauer in Rummel, ABGB II/2a3 § 1295 ABGB Rz 30k; Welser, Haftung 85; OGH 22.12.1970, 8 Ob 281/70; 27.11.1984, 5 Ob 53/84; 15.12.1992, 4 Ob 2/93; 26.08.2004, 6 Ob 146/04w. Der Dritte muss dem Leistungspflichtigen nicht persönlich bekannt oder von vornherein identifizierbar sein;13021302 Canaris, ZHR 1999, 235; Karner in FS Koziol 717; Kletečka in FS Reischauer 289; Musielak, Haftung 40; OGH 11.07.1990, 1 Ob 587/90; 20.11.1996, 7 Ob 513/96; 21.02.2002, 6 Ob 81/01g. es reicht aus, wenn der Dritte einem Personenkreis angehört, dessen Kontakt mit den vertraglichen Leistungen vorhersehbar war.13031303 Reischauer in Rummel, ABGB II/2a3 § 1295 ABGB Rz 30o mwN. Vor diesem Hintergrund wird gerade bei den Beförderungs- und Handwerkerfällen deutlich, dass die Einbeziehung der geschädigten Dritten in den Schutzbereich des Vertrags sachgerecht ist.

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