Seit der Finanzkrise (2007) und der darauffolgenden Staatsschuldenkrise (2010) ist das Phänomen der unkonventionellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) – im Jargon der EZB auch als non-standard measures bezeichnet – aus dem geldpolitischen Repertoire der EZB nicht mehr wegzudenken. Ohne Zweifel kann man mittlerweile davon sprechen, dass sich dieses Phänomen perpetuiert hat und das Unkonventionelle – zumindest zeitlich betrachtet – immer mehr den Charakter des Konventionellen angenommen hat. Angesichts der großen Bedeutung, die unkonventioneller EZB-Geldpolitik für Eurostaaten und Wirtschaft zukommt, ist es verwunderlich, dass hierzu bislang wenige monografische Abhandlungen aus rechtswissenschaftlicher Perspektive vorliegen.1 Dies ist umso erstaunlicher, als die Inflation in der Eurozone im Jahr 2021 einen Wert von 4,9 % erreicht hat2 und damit das für das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) „vorrangige Ziel“3 der Preisstabilität von 2 % gegenwärtig nicht als verwirklicht angesehen werden kann.