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Buchbesprechung Tatjana Hörnle/Stefan Huster/Ralf Poscher (Hg), Triage in der Pandemie, Tübingen: Mohr Siebeck 2021, XX + 372 S, 34,00 €, ISBN 978-3-16-160202-3

BuchbesprechungMarie-Luisa Frick**PD Dr. Marie-Luisa Frick, Assoz. Prof., Institut für Philosophie, Universität Innsbruck, Innrain 52, 6020 Innsbruck, Österreich, <marie-luisa.frick@uibk.ac.at >.ZÖR 2021, 1461 Heft 4 v. 22.12.2021

Triage, das heißt das Sortieren und die Reihung von Patienten, die nicht alle zugleich behandelt werden können, stammt ursprünglich aus der Militärmedizin und hat in der Unfall- und Katastrophenmedizin Bedeutung. Auch bei Seuchen kommt sie zur Anwendung, zuletzt während der Polio-Ausbrüche Mitte des 20. Jahrhunderts, als der Mangel an lebensrettenden „Eisernen Lungen“ in Nordamerika und Europa nicht nur Ärzte vor harte Entscheidungen stellte, sondern auch die Entwicklung neuer Beatmungsmethoden beförderte. Mit der SARS-CoV-2-Pandemie ist die Triage zurück: als Warnung und Inbegriff des Kontrollverlustes, als mehr oder minder offensichtliche Realität in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu verschiedenen Zeitpunkten auf der ganzen Welt – in der Lombardei wie im Elsass, in Metropolen wie Paris, London, New York, Moskau, São Paulo, Kapstadt und Teheran ebenso wie jüngst auf Tahiti. In Deutschland konnten Triage-Zustände weitgehend vermieden werden, antizipative Diskurse setzten jedoch bereits kurz nach Ausbruch der Pandemie ein. So nahm etwa der Deutsche Ethikrat in seiner Ad-hoc-Stellungnahme im März 2020 Bezug auf die Triage und trug damit zu einer ersten Versachlichung und gewissermaßen auch Enttabuisierung des Problems von verknappenden überlebenswichtigen Medizingütern und von medizinischen Fachkräften bei. Allerdings vertrat der Ethikrat eine ausgesprochen restriktive Position hinsichtlich zulässiger Priorisierungskriterien, die unter Verfassungsrechtlern und Ethikern bis heute kontrovers diskutiert wird, wie auch der vorliegende Sammelband zeigt.

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