1. Einleitung
Die Auswirkungen der gegenwärtigen Wirtschafts- und Fiskalkrise auf die Systeme der Arbeitsbeziehungen der ost- und mitteleuropäischen EU-Staaten sind unterschiedlich. Sie variieren in Abhängigkeit des Regimetyps der Arbeitsbeziehungen. Gleichermaßen unterschiedlich waren deshalb die Reaktionen der Regierungen und Sozialpartnerorganisationen auf die Krise. Sozialpartner in Mittelwesteuropa und den nordischen Ländern haben, vor allem zu Beginn der Absatzkrise, als die industrielle Produktion abrupt zurückging und die Arbeitslosigkeit deutlich anstieg, eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Beschäftigung gespielt. Maßnahmen wie Kurzarbeit mit dem Ziel des Beschäftigungserhalts durch eine flexible Reduktion der Arbeitszeit und staatlich geförderten Lohnerhalt wurden durch Tarifverträge, oft in Kombination mit Weiterbildungsmaßnahmen, umgesetzt. So wurde sowohl die Aufrechterhaltung der Kaufkraft als auch die Verbesserung des Qualifikationsniveaus von ArbeitnehmerInnen sichergestellt. Dabei hat sich deutlich gezeigt, dass in Ländern mit eher zentralisierten Tarifsystemen, in denen Verhandlungen überwiegend auf der nationalen und/oder Branchenebene stattfinden und Tarifverhandlungen effektiv zwischen den Verhandlungsebenen koordiniert sind, Sozialpartnerorganisationen besser in der Lage waren, die negativen sozialen Auswirkungen von Arbeitsplatzverlusten abzumildern und zum Beschäftigungserhalt beizutragen. In Ländern wie Deutschland, Österreich, Belgien, den Niederlanden, Italien und den skandinavischen Ländern haben Tarifverträge als Instrument gegen die Krise einen Aufschwung erfahren.2

