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Krise des finanzdominierten Kapitalismus - Plädoyer für einen keynesianischen New Deal für Europa und die Weltwirtschaft*)*)Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine gekürzte Übertragung von Hein/Truger (2011a) aus dem Englischen. Der vorliegende Beitrag erweitert unsere frühere Analyse (Hein/Truger 2010b) um die Ursachen und Folgen der Eurokrise im Jahr 2010. Wir bedanken uns bei Petra Dünhaupt und Matthias Mundt für die Hilfe bei der Datenrecherche und der Erstellung der Abbildungen. Für alle verbliebenen Fehler sind selbstverständlich ausschließlich wir verantwortlich.

AufsätzeEckhard Hein, Achim TrugerWuG 2010, 481 Heft 4 v. 1.12.2010

1. Einleitung

Größere Teile der Weltwirtschaft haben weiterhin erhebliche Schwierigkeiten, die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression vom Ende der 1920er- bis Mitte der 1930er-Jahre zu überwinden und auf den Wachstumspfad vor der Krise zurückzukehren. Einerseits handelt es sich bei der seit 2007 anhaltenden Krise um eine Finanzkrise, die mit dem Kollaps des Marktes für zweitklassige Immobilienkredite (Subprime Mortgages) in den USA im Sommer 2007 ihren Anfang nahm, sich mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 dramatisch beschleunigte und mit der Eurokrise des Jahres 2010 einen weiteren Höhepunkt erlebte. Unter den Bedingungen der deregulierten und liberalisierten Finanzmärkte hat sich diese Finanzkrise rapide über die ganze Welt ausgebreitet. Andererseits handelt es sich bei der Krise aber auch um eine Krise der Realwirtschaft, die bereits deutlich vor der Finanzkrise mit einem wirtschaftlichen Abschwung in den USA einsetzte. Die Finanzkrise und die Krise der Realwirtschaft haben sich gegenseitig verstärkt, wodurch im Jahr 2009 das globale reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) erstmals seit Generationen wieder schrumpfte und die Erholung insbesondere im Euroraum, im Vereinigten Königreich und in Japan nur sehr schleppend verläuft.1)1)Der IWF (2010) veröffentlichte folgende Zahlen für das BIP-Wachstum im Jahr 2009: Welt-Output: -0,6 Prozent; USA: -2,4 Prozent; Euroraum: -4,1 Prozent; Deutschland: -5,0 Prozent; Frankreich: -2,2 Prozent; Italien: -5,0 Prozent; Spanien: -3,6 Prozent; Japan: -5,2 Prozent; Vereinigtes Königreich: -4,9 Prozent; Russland: -7,9 Prozent; Brasilien: -0,2 Prozent. Unter den großen Ländern sind es nur China (+8,7%) und Indien (+5,7%), für die 2009 kein BIP-Rückgang zu verzeichnen war, obwohl auch diese Länder einen erheblichen Wachstumsrückgang erfahren haben. Die Prognosen des realen BIP-Wachstums des IWFs für 2010 und 2011 sehen wie folgt aus: Welt-Output: 4,2 und 4,3 Prozent; USA: 3,1 und 2,6 Prozent; Euroraum: 1,0 und 1,5 Prozent; Deutschland: 1,2 und 1,7 Prozent; Frankreich: 1,5 und 1,8 Prozent; Italien: 0,8 und 1,2 Prozent; Spanien: -0,4 und 0,9 Prozent; Japan: 1,9 und 2,0 Prozent; Vereinigtes Königreich: 1,3 und 2,5 Prozent; Russland: 4,0 und 3,3 Prozent; Brasilien: 5,5 und 4,1 Prozent; China: 10,0 und 9,9 Prozent; Indien: 8,8 und 8,4 Prozent. Obwohl sich in fast allen Ländern im Jahr 2010 wieder positive BIP-Wachstumsraten einstellen werden und die Konjunkturbeobachtung von einer konjunkturellen Erholung und damit von einem Ende der Krise spricht, verwenden wir im Folgenden den Begriff der Krise auch für das Jahr 2010, da in keinem der von der Krise betroffenen entwickelten Industrieländer in diesem Jahr eine Rückkehr zum Wachstumspfad vor der Krise erfolgen wird und diese Länder daher weiterhin durch eine erhebliche Unterauslastung der Produktionskapazitäten gekennzeichnet sind.

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