Kroatien wurde in den letzten zweieinhalb Jahren Aufmerksamkeit eher aus politischen als aus wirtschaftlichen Gründen zuteil. Dies ist umso erstaunlicher, als die kroatische Wirtschaft aus dreierlei Gründen für Forschung und Praxis interessant ist. Neben den Schwierigkeiten, die der Aufbau einer Marktwirtschaft mit sich bringt, hat Kroatien die mit der Trennung von Jugoslawien verbundene Neuausrichtung der Wirtschaft zu organisieren und mit kriegsbedingten Schwierigkeiten zu kämpfen. Die bisherigen Kriegsschäden werden auf 20 Milliarden US-Dollar geschätzt, ein Drittel des Landes ist unter serbischer Besatzung, wichtige Verkehrsverbindungen sind unterbrochen, das Bruttosozialprodukt ist um 50% geschrumpft, die Arbeitslosigkeit beträgt fast 20%, und das Land hat mehr als eine halbe Million eigener und bosnischer Flüchtlinge zu versorgen. Von den Auswirkungen dieser Probleme ist auch der kroatische Bankensektor nicht verschont geblieben. Kreditausfälle durch Kriegsschäden, eine weiter verschlechterte Zahlungsmoral der "gesellschaftlichen" Betriebe und Liquiditätsengpässe sind nur die wichtigsten Herausforderungen, denen sich die kroatischen Banken stellen mußten. Doch wenn man die kroatische Wirtschaft und das kroatische Finanzsystem betrachtet, muß man trotz allem feststellen: Eppur‘ si muovono. Sie sind nicht im Chaos untergegangen, sondern haben sich gefangen und funktionieren weiter. Wie dies im Falle des Bankensystems aussieht, zeigt der folgende Artikel.