Menschenhandel gilt als eines der lukrativsten Verbrechen, der jährliche Gewinn wird weltweit auf 32 Milliarden US Dollar geschätzt. In der EU werden jährlich ca 120.000 Menschen in zwangsarbeitsähnliche Verhältnisse gebracht – und in 80% der Fälle ist sexuelle Ausbeutung das Ziel.1 A. ist eine von ihnen. Vor ungefähr zehn Jahren suchte sie als junge Frau in ihrem Heimatland Bulgarien Arbeit. Sie geriet an eine Frauenhändler_innenorganisation und wurde eingesperrt, vergewaltigt, zu Prostitution gezwungen und in mehrere Länder weiterverkauft. Schließlich kam sie nach Österreich, wo sie über drei Jahre lang zu Prostitution gezwungen wurde. Ihr Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung wurde täglich verletzt, selbst jener Tag, an dem sie eine Abtreibung2 hatte vornehmen lassen, war keine Ausnahme. Dokumente wurden ihr abgenommen, sie wurde wiederholt geschlagen, bedroht und angehalten, die ihr von Freiern angebotenen Drogen zu konsumieren. Als eine nahe Angehörige starb, wurde ihr die Heimreise zum Begräbnis verwehrt. Wäre A. freiwillig, selbstbestimmt und auf eigene Rechnung als Sexarbeiterin tätig gewesen, hätte sie durchschnittlich 3.000 Euro im Monat verdient. So erhielt sie in etwa zehn Euro pro Tag. Schließlich gelang ihr die Flucht.