Der vorliegende Beitrag untersucht die Implikationen prozeduraler Gerechtigkeit bei polizeilichen Amtshandlungen für die Rechtstreue der Bürger und deren Neigung, die Sicherheitsbehörden in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Die Ergebnisse einer österreichischen Befragungsstudie zeigen, dass mangelnde Verfahrensgerechtigkeit die Legitimität staatlicher Institutionen und damit auch die Bereitschaft zur Befolgung der von ihnen vertretenen Regeln untergräbt. Umgekehrt dürfen Rechtsakteure, deren Entscheidungsverfahren den Kriterien prozeduraler Gerechtigkeit entsprechen, auf Gehorsam und Kooperation in der Bevölkerung hoffen. Eine faire und respektvolle Behandlung der Bürger durch Polizeibeamte sowie eine transparente und unvoreingenommene Entscheidungsfindung auf polizeilicher Ebene münden darüber hinaus in Normbindungsgewinne im Sinne einer gesteigerten Akzeptanz materieller Rechtsvorschriften auf Seiten der Rechtsunterworfenen.