Am 11.12.1906 findet sich auf der Titelseite der "Allgemeinen medizinischen Zeitung"1) folgende Notiz: "Über einen Fall gewerblicher Bleilähmung bei einer dreizehnjährigen." Der Bericht stammt von dem Spitalsassistenten Dr. B. Mautner. Es wird berichtet, dass im Kinderspital eine 13-jährige Fransenknüpferin mit den Symptomen einer weit fortgeschrittenen Bleilähmung aufgenommen worden ist. Die Zeitung zeigt das Bild eines jungen Mädchens, die mit ängstlichem Blick ihre Hände und Finger in der typischen Bleilähmung, also die Hand und in den Fingergelenken gebeugt mit eingeschlagenem Daumen zeigt. Der Name des Mädchens wurde nicht genannt. Bereits im Alter von 4 Jahren soll sie an Fieber mit schweren nervösen Störungen erkrankt sein, nun – im Alter von 13 Jahren – sei sie seit fünf Monaten arbeitsunfähig. Zu Mattigkeit, Fieber, Appetitlosigkeit, Durchfall und einer "Bleikolik" mit starken Schmerzen kamen Lähmungserscheinungen an Fingern und Beinen.2) Die Sprache ist hier von einer Bleivergiftung, einer der häufigsten Berufskrankheiten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, denen sich der folgende Beitrag widmen will.