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6.7.1.3 Identitätspreisverfahren

BMF2023-0.871.81913.3.2024

Rz 2313
Dieses Verfahren gewährleistet, dass dem einzelnen Wirtschaftsgut der konkrete Anschaffungspreis ggf. unter Berücksichtigung von Nebenkosten und Preisminderungen zugerechnet werden kann. Damit entspricht dieses Verfahren sowohl dem Grundsatz der Einzelbewertung als auch dem Realisationsprinzip.

In der Praxis kann diese Bewertung nur umgesetzt werden, wenn entsprechende begleitende Maßnahmen die Identifikation des Wirtschaftsguts und die Preiszuordnung unterstützen.

Rz 2314
Das Identitätspreisverfahren ist immer dann einzusetzen, wenn es betrieblich zweckmäßig erscheint.

Beispiel:

Von einer bestimmten Vorratsposition wurden folgende Daten aufgezeichnet:

Anfangsbestand

90 Stück

à

400 S

Zugänge:

1. Zukauf am 28.1.2000

400 Stück

à

390 S

2. Zukauf am 15.4.2000

200 Stück

à

405 S

3. Zukauf am 7.7.2000

350 Stück

à

395 S

4. Zukauf am 20.9.2000

150 Stück

à

410 S

5. Zukauf am 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

Abgänge laut Entnahmescheine:

27.1.2000

vom Anfangsbestand

60 Stück

5.3.2000

vom Anfangsbestand

30 Stück

5.3.2000

vom 1. Zukauf

350 Stück

22.6.2000

vom 2. Zukauf

180 Stück

7.9.2000

vom 3. Zukauf

320 Stück

20.11.2000

vom 4. Zukauf

135 Stück

Endbestand laut Inventur:

vom 1. Zukauf

50 Stück

 

vom 2. Zukauf

20 Stück

 

vom 3. Zukauf

30 Stück

 

vom 4. Zukauf

15 Stück

 

vom 5. Zukauf

95 Stück

5 Stück Schwund

Der Verbrauch ergibt sich wie folgt:

Abgang am 27.1.2000

60 Stück

à

400 S

24.000 S

Abgang am 5.3.2000

30 Stück

à

400 S

12.000 S

Abgang am 5.3.2000

350 Stück

à

390 S

136.500 S

Abgang am 22.6.2000

180 Stück

à

405 S

72.900 S

Abgang am 7.9.2000

320 Stück

à

395 S

126.400 S

Abgang am 20.11.2000

135 Stück

à

410 S

55.350 S

Verbrauch

1.075 Stück

  

427.150 S

Der Endbestand wird folgendermaßen ermittelt:

Endbestand

vom 1. Zukauf

50 Stück

à

390 S

19.500 S

Endbestand

vom 2. Zukauf

20 Stück

à

405 S

8.100 S

Endbestand

vom 3. Zukauf

30 Stück

à

395 S

11.850 S

Endbestand

vom 4. Zukauf

15 Stück

à

410 S

6.150 S

Endbestand

vom 5. Zukauf

95 Stück

à

415 S

39.425 S

Endbestand

 

210 Stück

  

85.025 S

Schwund

vom 5. Zukauf

5 Stück

à

415 S

2.075 S

Ist hinsichtlich der Abfassungen das konkrete Wirtschaftsgut, bzw. die Reihenfolge und die Menge der einzelnen Positionen nicht detailliert feststellbar, sind andere Bewertungsverfahren anzuwenden.

Für eine Teilwertabschreibung sind die Anschaffungskosten des einzelnen Wirtschaftsguts mit dem jeweiligen Teilwert zu vergleichen.

6.7.1.4 Durchschnittspreisverfahren

6.7.1.4.1 Gewogenes Durchschnittspreisverfahren

Rz 2315
Gleichartige Wirtschaftsgüter des Vorratsvermögens können zu einer Gruppe zusammengefasst werden. Die Bewertung erfolgt mit dem gewogenen Durchschnittspreis. Dieser wird dadurch ermittelt, dass für die einzelne Gruppe von Wirtschaftsgütern aus dem Anfangswert zu Beginn des Wirtschaftsjahres und den Anschaffungswerten der Zugänge im Wirtschaftsjahr der Gesamtwert der Position errechnet wird. Geteilt durch die Anzahl der einzelnen Wirtschaftsgüter dieser Gruppe aus dem Anfangsbestand und dem Zukauf ergibt sich der gewogene Durchschnittspreis. Mit diesem werden die Wirtschaftgüter dieser Gruppe, die laut Inventur als Endbestand vorhanden sind, bewertet. Liegt der Teilwert niedriger, sind die Voraussetzungen für eine Abschreibung gegeben.

Beispiel:

Von einer bestimmten Vorratsposition wurden folgende Daten aufgezeichnet:

Anfangsbestand

90 Stück

à

400 S

Zugänge:

Zukauf am 28.1.2000

400 Stück

à

390 S

Zukauf am 15.4.2000

200 Stück

à

405 S

Zukauf am 7.7.2000

350 Stück

à

395 S

Zukauf am 20.9.2000

150 Stück

à

410 S

Zukauf am 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

Endbestand laut Inventur:

210 Stück

Daraus wird der Endbestand wie folgt abgeleitet:

 

Menge

 

Preis

Wert

Anfangsbestand

90 Stück

à

400 S

36.000 S

Zukauf am 28.1.2000

400 Stück

à

390 S

156.000 S

Zukauf am 15.4.2000

200 Stück

à

405 S

81.000 S

Zukauf am 7.7.2000

350 Stück

à

395 S

138.250 S

Zukauf am 20.9.2000

150 Stück

à

410 S

61.500 S

Zukauf am 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

41.500 S

 

1.290 Stück

 

514.250 S

Gewogener Durchschnittspreis:

514.250 S

/

1290 Stück

=

398,64 S

Endbestand:

210 Stück

x

398,64 S

=

83.714,40 S

6.7.1.4.2 Gleitendes Durchschnittspreisverfahren

Rz 2316
Eine besondere Form des gewogenen Durchschnittspreisverfahrens ist das gleitende Durchschnittspreisverfahren. Gleichartige Wirtschaftsgüter des Vorratsvermögens werden als Gruppe bewertet, wobei der Durchschnittspreis nach jedem Zukauf neu ermittelt wird. Die Lagerabgänge werden bis zum nächsten Zukauf mit diesem Durchschnittspreis angesetzt. Eine Lagerbuchführung, die sowohl eine mengenmäßige wie auch wertmäßige Erfassung zulässt, ist dafür Voraussetzung.

Rz 2317
Der zuletzt ermittelte Durchschnittspreis wird der Bewertung des Endbestandes zu Grunde gelegt. Liegt der Teilwert niedriger, sind die Voraussetzungen für eine Abschreibung gegeben.

Beispiel:

Von einer bestimmten Vorratsposition wurden folgende Daten aufgezeichnet:

Anfangsbestand

90 Stück

à

400 S

Zugänge:

Zukauf 28.1.2000

400 Stück

à

390 S

Zukauf 15.4.2000

200 Stück

à

405 S

Zukauf 7.7.2000

350 Stück

à

395 S

Zukauf 20.9.2000

150 Stück

à

410 S

Zukauf 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

Abgänge laut Entnahmescheine:

27.1.2000

60 Stück

5.3.2000

380 Stück

22.6.2000

180 Stück

7.9.2000

320 Stück

20.11.2000

135 Stück

Endbestand laut Inventur:

210 Stück

 

Menge

 

Preis

Wert

Verbrauch

Anfangsbestand

90 Stück

à

400,00 S

36.000,00 S

 

Abgang 27.1.2000

60 Stück

à

400,00 S

24.000,00 S

24.000,00 S

 

30 Stück

à

400,00 S

12.000,00 S

 

Zukauf 28.1.2000

400 Stück

à

390,00 S

156.000,00 S

 
 

430 Stück

à

390,70 S

168.000,00 S

 

Abgang 5.3.2000

380 Stück

à

390,70 S

148.466,00 S

148.466,00 S

 

50 Stück

à

390,70 S

19.534,00 S

 

Zukauf 15.4.2000

200 Stück

à

405,00 S

81.000,00 S

 
 

250 Stück

à

402,14 S

100.534,00 S

 

Abgang 2.6.2000

180 Stück

à

402,14 S

72.385,20 S

72.385,20 S

 

70 Stück

à

402,14 S

18.148,80 S

 

Zukauf 7.7.2000

350 Stück

à

395,00 S

138.250,00 S

 
 

420 Stück

à

396,19 S

166.398,80 S

 

Abgang 7.9.2000

320 Stück

à

396,19 S

126.780,80 S

126.780,80 S

 

100 Stück

à

396,19 S

39.618,00 S

 

Zukauf 20.9.2000

150 Stück

à

410,00 S

61.500,00 S

 
 

250 Stück

à

404,47 S

101.118,00 S

 

Abgang 20.11.2000

135 Stück

à

404,47 S

54.603,45 S

54.603,45 S

 

115 Stück

à

404,47 S

46.514,55 S

 

Zukauf 6.12.2000

100 Stück

à

415,00 S

41.500,00 S

 

SOLL - Endbestand

215 Stück

à

409,37 S

88.014,55 S

 

IST - Endbestand

210 Stück

à

409,37 S

85.967,70 S

 

Schwund

5 Stück

à

409,37 S

2.046,85 S

 

6.7.1.5 Verbrauchsabfolgeverfahren

6.7.1.5.1 FIFO-Bewertung

Rz 2318
Eine weitere Möglichkeit der Bewertung darf nach einer typisierten Reihenfolge der Lagerabfassungen erfolgen. Die tatsächliche Verbrauchsabfolge darf dieser Annahme nicht entgegenstehen. Werden die zuerst angeschafften Vorräte als erste wieder verbraucht bzw. verkauft ("first in - first out"), kann der Endbestand laut Inventur auf Grund der letzten Zukäufe bewertet werden.

Rz 2319
Liegt der Teilwert niedriger als der durch die FIFO-Bewertung ermittelte, sind die Voraussetzungen für eine Abschreibung gegeben.

Beispiel:

Von einer bestimmten Vorratsposition wurden folgende Daten aufgezeichnet:

Zugänge:

vorletzter Zukauf am 20.9.2000

150 Stück

à

410 S

letzter Zukauf am 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

Endbestand laut Inventur:

210 Stück

  

 

Menge

 

Preis

Wert

Restbestand Zukauf am 20.9.2000

110 Stück

à

410 S

45.100 S

Zukauf am 6.12.2000

100 Stück

à

415 S

41.500 S

Endbestand

210 Stück

  

86.600 S

Betragen die Wiederbeschaffungskosten weniger als 410 S, ist der gesamte Endbestand im entsprechenden Umfang einer Teilwertabschreibung zugänglich. Liegt der Teilwert zwischen 410 S und 415 S, ist die Teilwertabschreibung auf den Bestand aus dem Zukauf vom 6.12.2000 beschränkt.

6.7.1.5.2 LIFO-Bewertung

Rz 2320
Das LIFO-Verfahren ("last in - first out") unterstellt, dass die zuletzt eingekauften Bestände als erste wieder verbraucht bzw. verkauft werden. Diese Bewertungsmethode darf nur ausnahmsweise angewendet werden, wenn die tatsächliche Verbrauchsabfolge durch die Art der Lagerhaltung dieser Annahme am ehesten entspricht (zB Lagerhaltung eines Kohlenhändlers). Dies ist durch den Steuerpflichtigen glaubhaft zu machen.

Die Bewertung des Endbestandes geht von den Werten des Anfangsbestandes aus. Bei zunehmenden Beständen werden die Erhöhungen mit den Anschaffungskosten der ersten Zukäufe des Wirtschaftsjahres bewertet.

Rz 2321
Eine Teilwertabschreibung auf Grund von Preisveränderungen wird nur in Ausnahmefällen in Frage kommen.

Beispiel:

Von einer bestimmten Vorratsposition wurden folgende Daten aufgezeichnet:

Anfangsbestand:

90 Stück

à

400 S

Zugänge:

Zukauf 28.1.2000

400 Stück

à

390 S

Endbestand laut Inventur:

210 Stück

  

 

Menge

 

Preis

Wert

gesamter Anfangsbestand

90 Stück

à

400 S

36.000 S

vom Zukauf 28.1.2000

120 Stück

à

390 S

46.800 S

Endbestand

210 Stück

  

82.800 S

Betragen die Wiederbeschaffungskosten weniger als 390 S, ist der gesamte Endbestand im entsprechenden Umfang einer Teilwertabschreibung zugänglich. Liegt der Teilwert zwischen 390 S und 400 S, ist die Teilwertabschreibung auf den Anfangsbestand beschränkt.

6.7.1.5.3 HIFO-Bewertung

Rz 2322
Das HIFO-Verfahren ("highest in - first out") unterstellt eine Verbrauchsabfolge, die sich am Wert des Einkaufs orientiert. Da dies keiner realistischen Verbrauchsabfolge entspricht, ist die steuerliche Bewertung nach dieser Methode nicht zulässig.

Rz 2323
Das Gegenstück des HIFO-Verfahrens ist das LOFO-Verfahren ("lowest in - first out"). Dieses kommt ua. aus den oben genannten Gründen für die Bewertung ebenfalls nicht in Betracht.

6.7.1.6 Festwert

Rz 2324
Werden Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe regelmäßig ersetzt und ist der Gesamtwert von untergeordneter Bedeutung, darf der Bilanzansatz mit einem gleich bleibenden Wert erfolgen. Als weitere Voraussetzung dürfen voraussichtlich nur geringe Veränderungen hinsichtlich Umfang, Wert und Zusammensetzung eintreten. Dieser Festwert ist zumindest alle fünf Jahre durch eine Bestandsaufnahme zu überprüfen und ggf. entsprechend anzupassen. Zwischenzeitig sind die Einkäufe in vollem Umfang als Aufwand zu erfassen. Der Festwert ist mit den Anschaffungskosten anzusetzen.

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