European Case Law Identifier: ECLI:AT:OGH0002:2016:0140OS00007.16K.0308.000
Spruch:
Die Nichtigkeitsbeschwerden werden zurückgewiesen.
Zur Entscheidung über die Berufungen werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.
Den Angeklagten György R*****, Andrea E*****, Roland E*****, Csilla E***** und Patrik M***** fallen auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.
Gründe:
Mit dem angefochtenen Urteil wurden Markus G***** (A/I/3), György R***** (A/I/1), Patrik M***** (A/I/2), Andrea E*****, Roland E*****, Csilla E***** (jeweils zu B iVm § 12 dritter Fall StGB) jeweils des Verbrechens der Geldfälschung nach § 232 Abs 2 StGB schuldig erkannt.
Danach haben
A/ nachgemachtes Geld im Nominalwert von 292.980 Euro im Einverständnis mit einem an der Fälschung Beteiligten (§ 12 StGB) oder einem Mittelsmann mit dem Vorsatz, es als echt und unverfälscht in Verkehr zu bringen,
I/ übernommen, und zwar
1/ György R***** am 26. Mai 2015 in Italien, indem er es von einem unbekannten Fälscher an sich nahm;
2/ Patrik M***** am 3. Juni 2015 in Ungarn, indem er es von György R***** an sich nahm;
3/ Markus G***** am 3. Juni 2015, indem er es von Patrik M***** an sich nahm;
B/ Andrea E*****, Roland E***** und Csilla E***** am 3. Juni 2015 in W***** zur Ausführung der zu Punkt A/I/3 beschriebenen strafbaren Handlung beigetragen, indem Csilla E***** Aufpasserdienste leistete, Roland E***** das Ankaufsgeld kontrollierte, Andrea E***** entsprechende Anweisungen gab und gemeinsam mit Csilla E***** Markus G***** in ihrem Pkw bis zu dessen Haus, wo der Verkauf des Falschgelds hätte stattfinden sollen, mitnahm.
Rechtliche Beurteilung
Die dagegen aus § 281 Abs 1 Z 4, 5, 5a, 9 lit a und 10 StPO ergriffene, gemeinsam ausgeführte Nichtigkeitsbeschwerde der Angeklagten György R*****, Andrea E*****, Roland E*****, Csilla E***** und Patrik M***** ist nicht im Recht.
Der Verfahrensrüge (Z 4) zuwider wurde der Antrag auf „Ausforschung und Festnahmeauftrag“ des Jozef B***** zwecks dessen zeugenschaftlicher Vernehmung (ON 122 S 93) schon deshalb zu Recht abgewiesen, weil sich sämtliche Beschwerdeführer (nach Erörterung in der Hauptverhandlung) gegen die Durchführung ausgesprochen haben (ON 122 S 95 f). In einem solchen Fall widerstreitender Erklärungen von Verteidiger und Angeklagten gelten (auch im Hinblick auf Beweisanträge) letztere ( Achammer , WK-StPO § 57 Rz 55 mwN).
Der Antrag auf zeugenschaftliche Vernehmung des Gyula F***** (zusammengefasst) dazu, dass es sich bei den Angeklagten „um sehr angesehene und korrekte Bürger“ handle, während Jozef B***** dafür „bekannt ist, dass er dubiose Geschäfte betreibt und immer wieder Personen in der Ortschaft und Umgebung darauf anspricht bei diesen dubiosen Geschäften mitzumachen“ (ON 122 S 93 f), nannte kein (für die Schuld- oder die Subsumtionsfrage) ‑ erhebliches Beweisthema, weshalb seine Abweisung aus Z 4 nicht erfolgreich bekämpft werden kann (RIS-Justiz RS0118319).
Indem die Nichtigkeitsbeschwerde vermeint, es sei „übersichtlicher“, Mängel- und Tatsachenrüge „in einem Punkt zu behandeln“, vernachlässigt sie den wesensmäßigen Unterschied dieser Nichtigkeitsgründe und verfehlt schon deshalb deren prozessordnungsgemäße Darstellung (RIS‑Justiz RS0115902).
Davon abgesehen spricht ein Großteil des weiteren Vorbringens keine entscheidenden Tatsachen an (vgl RIS‑Justiz RS0117499) und bedarf auch aus diesem Grund keiner inhaltlichen Erwiderung. Dies betrifft Einwände zu Feststellungen, nach welchen die Angeklagten György R***** und Andrea E***** (gemeinsam mit Jozef B*****) Markus G***** in dessen Eissalon aufgesucht hätten, um diesem drei gefälschte Geldscheine zu zeigen (US 10 f), sowie zur Rolle des Jozef B***** im gesamten Tatgeschehen.
Die Konstatierung, György R***** habe das Falschgeld in Italien „vom Fälscher“ übernommen (US 11), stützten die Tatrichter insbesondere auf die (geständige) Verantwortung des Markus G*****, der von Besprechungen über einen dahingehenden Tatplan berichtete (US 24 iVm ON 122 S 30). Was daran „unvollständig und unzureichend“ (Z 5 zweiter und vierter Fall) sein soll, macht die weitere Mängelrüge nicht klar. Ebenso wenig erklärt sie in diesem Zusammenhang, weshalb der Verweis des Erstgerichts auf eine Aussage des in der Hauptverhandlung (demnach unter Beteiligung der Verteidigung) vernommenen Zeugen Walter L*****, es sei in der Wohnung des György R***** „ein Parkschreiben“ (aus Italien) gefunden worden (US 23 iVm ON 122 S 82), einen „schweren Verstoß gegen den Grundsatz eines fairen Verfahrens im Sinne des Art. 6 EMRK“ oder „eine nichtige Beweisaufnahme bzw. eine nichtige Verwendung einer Beweisaufnahme“ im Sinn der Z 2 des § 281 Abs 1 StPO darstellen soll (vgl zur Berücksichtigung von in der Hauptverhandlung Vorgekommenem RIS‑Justiz RS0098481; Ratz , WK-StPO § 281 Rz 464).
Die Ableitung der Feststellungen zur subjektiven Tatseite aus dem „äußeren Geschehensablauf“ begegnet unter dem Aspekt der Begründungstauglichkeit (Z 5 vierter Fall) keinen Bedenken und ist bei ‑ wie hier ‑ leugnenden Angeklagten methodisch auch meist nicht zu ersetzen (RIS‑Justiz RS0116882). Dass alle Angeklagten einen (letztlich umgesetzten) Tatplan geschmiedet hätten, haben die Tatrichter übrigens ‑ der Beschwerdeansicht zuwider auch hinsichtlich der zeitlichen Einordnung des Geschehens ‑ ausdrücklich festgestellt (US 11 und 13). Soweit die Rüge in diesem Zusammenhang einzelne Erwägungen des Erstgerichts in Auseinandersetzung mit den als unglaubwürdig verworfenen Verantwortungen der Beschwerdeführer (US 26 ff) bekämpft, erschöpft sie sich in unzulässiger Beweiswürdigungskritik.
Der (teils nominell auch im Rahmen der Mängelrüge) vorgetragene Einwand (Z 9 lit a), es fehlten Feststellungen zu einem Vorsatz sämtlicher Angeklagter, „das Falschgeld als echt und unverfälscht in Verkehr zu bringen“, die Übergabe des Falschgelds an Markus G***** sei „kein Inverkehrbringen“, weil dieser „ja wusste, dass es Falschgeld war, er daher keinem Irrtum unterlegen ist“, übergeht die dazu (hinreichend deutlich) getroffenen Konstatierungen (vgl US 15 [„in den legalen Geldverkehr eingeschleust“] und 17).
Dass „ein Beitrag“ (von Andrea E*****, Roland E***** und Csilla E*****) „zur Geldfälschung nur dann geleistet werden kann, wenn auch dem Haupttäter die Geldfälschung gemäß § 232 Abs. 2 StGB vorgeworfen werden kann“, wird ohne Ableitung aus dem Gesetz (vgl § 13 StGB) bloß behauptet (vgl im Übrigen RIS‑Justiz RS0089884; Fabrizy in WK 2 StGB § 13 Rz 3 f).
Das Vorbringen der Subsumtionsrüge (Z 10), ohne Übernahme des nachgemachten Geldes im Einverständnis mit einem an der Fälschung Beteiligten liege „allenfalls ein Tatbestand gemäß § 233 Abs. 1 Zif. 1. StGB“ vor, verfehlt den in den unmissverständlichen Konstatierungen zu einem solchen Einverständnis (US 15 f, 17 iVm US 25 und 37) gelegenen tatsächlichen Bezugspunkt des geltend gemachten Nichtigkeitsgrundes (RIS‑Justiz RS0099810). Der auf dieser Argumentation aufbauende Einwand (ersichtlich zu A/I/1 und 2), „österreichische Gerichtsbarkeit“ sei „nicht gegeben“, weil „die Auslandstat gemäß § 233 StGB in § 64 Abs. 1 Zif. 4 StGB nicht aufgezählt ist“, bedarf demnach keiner inhaltlichen Erwiderung (vgl im Übrigen RIS-Justiz RS0104098).
Die Nichtigkeitsbeschwerden waren daher bei der nichtöffentlichen Beratung sofort zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO).
Daraus folgt die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts zur Entscheidung über die Berufungen (§ 285i StPO).
Der Kostenausspruch beruht auf § 390a Abs 1 StPO.
Lizenziert vom RIS (ris.bka.gv.at - CC BY 4.0 DEED)