Kapitel 8 Stalking: bedroht, belästigt und verfolgt
Angelika Wehinger
Stalking als beharrliches Verfolgen, Belästigen, Nachstellen und Bedrohen einer Person ist an sich kein neues Phänomen. Auch in früheren Zeiten gab es schon Verhaltensweisen, die als belästigend, aufdringlich und nachstellend empfunden wurden. Eine einheitliche Benennung dafür gab es jedoch nicht. Bei Trennungsabsichten in Partnerschaften galt es lange Zeit gesellschaftlich als akzeptabel, solche durch beharrliches Verhalten und Bedrängen hintan halten zu wollen. In das Bewusstsein der Öffentlichkeit drang das Phänomen Stalking Ende der 80er Jahre vor allem durch das obsessive Verfolgen von Personen des öffentlichen Lebens durch aufdringliche Fans.1 Anlass für die Erlassung des ersten Anti-Stalking-Gesetzes im Jahr 1990 in Kalifornien war das Tötungsdelikt an einer jungen Schauspielerin, die vom Täter schon im Vorfeld belästigt und bedroht wurde.2 Zutreffend wird Stalking an mehreren Stellen als „an old behavior, a new crime“3 bezeichnet. Gesellschaftliche Veränderungen etwa durch die Ausweitung des Selbstbestimmungsrechts der Frau sowie die Infragestellung der patriarchalen Strukturen haben dazu geführt, dass Stalking als soziales Problem erkannt wurde und auch das obsessive Nachstellen von Privatpersonen in den Fokus der Öffentlichkeit rückte. Der Begriff der Privatsphäre als jenen Raum, der jedem Menschen zusteht und in welchen Eingriffe nicht ohne weiters zu akzeptieren sind, hat zunehmend an Seite 273
