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E. IPR-Gerechtigkeit, ordre public, Eingriffsnormen (Lurger/Melcher)

Lurger/Melcher2. AuflJänner 2021

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In den USA, wo man ursprünglich auch von den europäischen IPR-Traditionen und der sog „vested rights theory“ (Dicey [England], Beale [USA], Restatement First of Conflict of Laws)4747Nach der „vested-rights doctrine“ wurde die Anwendung ausländischen Privatrechts damit erklärt, dass der/die inländische Richter/in die nach ausländischem Recht erworbenen subjektiven Rechte einer Partei anzuerkennen habe. Nach der verwandten „local law theory“ (Judge Learned Hand; Cook) wurde angenommen, dass das inländische Rechtssystem dem/der Inhaber/in eines im Ausland erworbenen Rechts ein dem fremden Recht nachgebildetes inländisches Recht verleihe, dass also im Ergebnis immer nur inländisches Recht vor inländischen Gerichten zur Anwendung komme. Siehe Kropholler, Internationales Privatrecht6 (2006) 146 f; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws: American, Comparative, International4 (2019) 28 ff, 144 f. ausging, fand in den 1950er und 60er Jahren im Zuge der philosophischen Strömung des „Legal Realism“ die

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sog „American Conflicts Revolution“ statt, die sowohl in der Literatur, als auch in der Rsp und teilweise der Gesetzgebung, eine radikale Abkehr von den überkommenen formalen Anknüpfungsmethoden verwirklichte:4848Siehe Kegel/Schurig, Internationales Privatrecht9 197 ff; Kropholler, Internationales Privatrecht6, 89 ff; von Hoffmann/Thorn, Internationales Privatrecht9 57 ff; von Bar/Mankowski, Internationales Privatrecht I2 533 ff; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws4 (2019) 144 ff. Es wurde abermals gefragt, warum inländische Gerichte überhaupt fremdes Privatrecht anwenden sollten (lex fori approach). Die bisherigen Antworten auf diese Frage wurden als unzureichend empfunden. Neue Gründe werden ua in der sog „governmental interest analysis“ (Currie) in dem relativen Gewicht der (inhaltlichen) staatlichen Interessen an der Anwendung ihres jeweiligen Rechts auf einen bestimmten Fall gesehen4949 Currie, Selected Essays on the Conflict of Laws (1963); Symeonides, The Choice-of-Law Revolution: Fifty Years After Currie: An End and a Beginning, Ill. L. Rev. 2015, 1847; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws4 (2019) 146 ff., in der Modernität oder überlegenen Qualität der Regel in einem der betroffenen Staaten („better law approach“ von Leflar),5050 Leflar, Choice-Influencing Considerations in Conflicts Law, N.Y.U. L. Rev. 1966, 267; Leflar, Conflicts of Law: More on Choice-Influencing Considerations, Calif. L. Rev. 1966, 1584; Leflar, American Conflicts Law, Kingston L. Rev. 1968–69, 135; McDougal III, Leflar’s Choice-Influencing Considerations: Revisited, Refined, and Reaffirmed, Ark. L. Rev. 1999, 105; Reynolds/Richman, Robert Leflar, Judicial Process and Choice of Law, Ark. L. Rev. 1999, 123; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws4 (2019) 193 ff, 200 ff. in materiell orientierten „principles of preference“ (Cavers)5151 Cavers, The Choice-of-Law Process (1965); Cavers, Contemporary Conflicts Law in Modern Perspective (1970); Cavers, Contemporary Conflicts Law in American Perspective, Hague Academy of International Law, Recueil des Cours 131 – III, 1970 (1971) 75 ff; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws4 (2019) 145 f. oder in einem „comparative impairment test“ (Baxter) der konfligierenden Regeln.5252 Baxter, Choice of Law and the Federal System, Stan. L. Rev. 1963, 1; Symeonides/Perdue, Conflict of Laws4 (2019) 324 ff; Bernhard v. Harrah’s Club, 16 Cal. 3d 313 (Supreme Court of California 1976); Cable v. Sahara Tahoe Corp., 93 Cal. App. 3d 384 (Cal. App. 2d Dist. 1979).

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