In den USA, wo man ursprünglich auch von den europäischen IPR-Traditionen und der sog „vested rights theory“ (Dicey [England], Beale [USA], Restatement First of Conflict of Laws)47 ausging, fand in den 1950er und 60er Jahren im Zuge der philosophischen Strömung des „Legal Realism“ die sog „American Conflicts Revolution“ statt, die sowohl in der Literatur, als auch in der Rsp und teilweise der Gesetzgebung, eine radikale Abkehr von den überkommenen formalen Anknüpfungsmethoden verwirklichte:48 Es wurde abermals gefragt, warum inländische Gerichte überhaupt fremdes Privatrecht anwenden sollten (lex fori approach). Die bisherigen Antworten auf diese Frage wurden als unzureichend empfunden. Neue Gründe werden ua in der sog „governmental interest analysis“ (Currie) in dem relativen Gewicht der (inhaltlichen) staatlichen Interessen an der Anwendung ihres jeweiligen Rechts auf einen bestimmten Fall gesehen49, in der Modernität oder überlegenen Qualität der Regel in einem der betroffenen Staaten („better law approach“ von Leflar),50 in materiell orientierten „principles of preference“ (Cavers)51 oder in einem „comparative impairment test“ (Baxter) der konfligierenden Regeln.52
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