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I. Freizügigkeit der Arbeitnehmer

Fuchs/Marhold/Friedrich6. AuflJuli 2020

Die Idee einer europäischen Integration im Anschluss an die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs war mit unterschiedlichen Vorstellungen verbunden.11Vgl Bitsch, Histoire de la construction européenne, 2008, 31 ff. Trotz der unterschiedlichen Vorstellungen, die die Diskussionen der damaligen Zeit geprägt haben, lassen sich doch zwei zentrale Aspekte hervorheben, die allen Personen und Organisationen gemeinsam waren, die für die Verwirklichung einer europäischen Integration eintraten. Nach den verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs war klar, dass eine wie auch immer geartete europäische Gemeinschaft ganz wesentlich einen Beitrag zur Friedenssicherung leisten, vor allem eine Überbrückung des Gegensatzes zwischen Deutschland und Frankreich erreichen müsste. Dazu waren Anstrengungen auf vielen Gebieten, der Politik, der Kultur, der menschlichen Begegnung, notwendig. Allen war aber auch klar, dass das Ziel nur durch eine wirtschaftliche Kooperation der europäischen Staaten erreicht werden konnte. Und so ist die Gründung der ersten europäischen Gemeinschaft, der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), gerade dem Ziel verpflichtet gewesen, einen Beitrag zur Friedenssicherung, insbesondere zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich, zu leisten, wenngleich der Inhalt der Gemeinschaft ein ausschließlich ökonomischer war.22Vgl dazu die berühmte Schumann-Erklärung (damaliger französischer Außenminister) vom 9.5.1950, in der es heißt: „Die Zusammenlegung der Produktion von Kohle und Stahl wird sofort die Errichtung gemeinsamer Basen der wirtschaftlichen Entwicklung als erste Etappe der europäischen Föderation sicherstellen. [...] Auf diese Weise wird einfach und schnell die Interessenfusion verwirklicht, die für die Schaffung einer wirtschaftlichen Gemeinschaft unentbehrlich ist, und das Ferment einer viel größeren und tieferen Gemeinschaft zwischen Staaten gelegt, die sich lange in blutigem Streit entgegenstanden“.

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