OGH 13Os64/75 (RS0088919)

OGH13Os64/7529.7.1975

Rechtssatz

Gesetzesmaterialien verlieren eine eigenständige Bedeutung als Mittel der Gesetzesinterpretation jedenfalls dort, wo sich der Sinn des Gesetzes aus diesem selbst klar ergibt. Das muß insbesondere dann gelten, wenn der unmittelbar aus dem Gesetzeswortlaut und aus seinen erkennbaren Grundzügen deutlich abzuleitenden ratio legis in den Gesetzesmaterialien widersprochen wird. Denn den Gesetzesmaterialien kommt nicht eine Bedeutung zu, die sie dem Gesetz gleichstellt oder im Ergebnis sogar diesem überordnet. Ein Ausgehen von ihnen ohne Rücksicht auf den Gesetzestext wäre nicht mehr Auslegung des Gesetzes.

Normen

StGB §1

13 Os 64/75OGH29.07.1975

Verstärkter Senat; Veröff: EvBl 1975/268 S 609 = RZ 1975/94 S 203 (siehe Nowakowski, 192 Eine Entscheidungsbesprechung) = SSt 46/40

15 Os 94/88OGH02.08.1988

nur: Gesetzesmaterialien verlieren eine eigenständige Bedeutung als Mittel der Gesetzesinterpretation jedenfalls dort, wo sich der Sinn des Gesetzes aus diesem selbst klar ergibt. (T1) Veröff: EvBl 1988/147 S 730 = RZ 1988/59 S 260 = AnwBl 1989,98 (kritisch Graff)

12 Os 74/89OGH21.09.1989

nur T1; Veröff: EvBl 1990/19 S 88 = RZ 1990/22 S 50 = SSt 60/60

13 Os 81/93OGH05.10.1994

Verstärkter Senat; nur T1; Veröff: RZ 1995/11 S 41

9 ObA 49/04bOGH15.09.2004

nur: Den Gesetzesmaterialien kommt nicht eine Bedeutung zu, die sie dem Gesetz gleichstellt oder im Ergebnis sogar diesem überordnet. (T2); Veröff: SZ 2004/138

7 Ob 189/05bOGH02.09.2005

nur T2

Dokumentnummer

JJR_19750729_OGH0002_0130OS00064_7500000_002