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BGBl II 14/2011

BUNDESGESETZBLATT

FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH

14. Verordnung: Änderung der Verordnung über die Lehrpläne der dreijährigen Fachschule und der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe

14. Verordnung der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, mit der die Verordnung über die Lehrpläne der dreijährigen Fachschule und der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe geändert wird

Auf Grund

  1. 1. des Schulorganisationsgesetzes, BGBl. Nr. 242/1962, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 44/2010, insbesondere dessen §§ 6, 55a, 62, 68a und 76 sowie
  2. 2. des § 7 Abs. 1 des Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetzes, BGBl. Nr. 244/1965, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 52/2009,

    wird verordnet:

Die Verordnung des Bundesministers für Unterricht und Kunst über die Lehrpläne der dreijährigen Fachschule und der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, BGBl. Nr. 661/1993, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 316/2009, wird wie folgt geändert:

1. Im Artikel I wird dem § 4 folgender Abs. 10 angefügt:

„(10) Die Anlage 3 dieser Verordnung in der Fassung der Verordnung BGBl. II Nr. 14/2011 tritt mit Ablauf des Tages der Kundmachung dieser Verordnung im Bundesgesetzblatt in Kraft.“

2. In Anlage 3 (Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Ausbildungszweig Kultur- und Kongressmanagement) Abschnitt I (Stundentafel) Unterabschnitt A (Pflichtgegenstände) wird im Pflichtgegenstandsbereich 8. (Kultur -, Event- und Tagungsmanagement) die Lehrverpflichtungsgruppe II der Pflichtgegenstände 8.1 (Kulturmanagement) sowie 8.2 (Tagungs- und Kongressmanagement) durch die Lehrverpflichtungsgruppe I ersetzt.

3. In Anlage 3 Abschnitt VI (Bildungs- und Lehraufgaben und Lehrstoffe der einzelnen Unterrichtsgegenstände) Unterabschnitt A (Pflichtgegenstände) lautet im Pflichtgegenstandsbereich 8. (Kultur -, Event- und Tagungsmanagement) der den Pflichtgegenstand 8.1 (Kulturmanagement) sowie 8.2 (Tagungs- und Kongressmanagement) betreffende Abschnitt samt Überschrift:

„8.1 KULTURMANAGEMENT

Bildungs- und Lehraufgaben:

Die Schülerinnen und Schüler sollen

  1. ein umfassendes Verständnis für die Bedeutung von Kunst und Kultur aufweisen;
  2. die unterschiedlichen Formen kulturellen Verhaltens in der Gesellschaft reflektieren können;
  3. das kulturelle Erbe und neue Formen des kulturellen Lebens für sich und die Gesellschaft nützen können;
  4. alle Sparten des Kulturmanagements kennen und dieses Wissen in die Praxis umsetzen können;
  5. ein Kulturprojekt im Team nach den Grundsätzen professionellen Projektmanagements planen, organisieren sowie es konkret mit Partnern aus dem Kulturbereich und der Kunstszene in der Praxis umsetzen können;
  6. Public Relations und Werbung für Projekte einsetzen und die spezifische Rolle des Marketings im Kulturbereich beurteilen können;
  7. die Kulturpolitik in Österreich kennen und den eigenen kulturpolitischen Standort begründet darlegen können;
  8. über Bedeutung und Rolle staatlicher Kulturförderung in Österreich und Europa Bescheid wissen und die Bedeutung der Kultur für die Wirtschaft sowie private Formen der Kulturfinanzierung kennen;
  9. ihre Kulturinteressen und ihre Möglichkeiten in der Kulturlandschaft kennen und für sich nützen können;
  10. Events als wichtiges Kommunikationsmittel für Profit- und Nonprofit-Unternehmen sowie für öffentliche Institutionen kennen;
  11. Events aufgrund neuester Entwicklungen kennen sowie solche planen und in der konkreten Praxis mit Partnern im Eventbereich umsetzen können;
  12. ihre Berufschancen im Eventmanagement und Kulturmanagement einschätzen können.

Lehrstoff:

Kulturbegriff und Kultursoziologie:

  1. Definitionen Kultur, Kunst, Kulturmanagement.

    Bedeutung von Kunst und Kultur.

    Kulturelles Erbe - Österreich als Kulturnation.

    Kulturelles Verhalten und kulturelle Milieus.

    Ästhetik und Kulturtheorien.

Ausprägungsformen und Management einzelner Kultursparten:

  1. Literatur; Theater und Kleinbühnen.

    Konzertwesen; Musiktheater.

    Ausstellungen, Museen und Galerien.

    Kunsthäuser und Kunstvereine. Festwochen und Festspiele. Kulturinitiativen.

    Volkskultur.

    Film und Video. Neue Medien und Cyberkultur.

Veranstaltungsorte und Technik:

  1. Beschaffenheit und Eignung des Ortes.

    Anforderungen an Bühne und Technik.

Planung und Durchführung konkreter Projekte in der Praxis:

  1. Projektmanagementphasen (Start, Durchführung, Ablauforganisation, Follow Up).

    Einsatz der Projektmanagementinstrumente und -methoden (Zieldefinition, Projektstrukturplan, Termin- und Zeitplanung, Kosten- und Ressourcenplanung).

    Projektfinanzierung und Mittelaufbringung (Finanzmanagement, Fundraising, Sponsoring).

    Projektmarketing (Umsetzung und Finanzierung konkreter Werbe- und PR-Maßnahmen unter Berücksichtigung relevanter Zielgruppen).

    Steuerung und Moderation der Gruppenprozesse, Motivation.

    Projektpräsentation.

    Ergebnisverantwortung gegenüber Partnern, Öffentlichkeit und Geldgebern.

    Steuerung von Dokumentationsprozessen. Einsatz von Medien (Foto, Film, Video, Internet/Webauftritt, interne Medien).

    Projektevaluation und - reflexion.

    Kontaktaufbau und Kooperation mit Partnern aus der Kultur- und Kunstszene; Repräsentation; Künstlerbetreuung.

Persönlichkeitsbildung:

  1. Vermittlung von Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Selbstmotivation, Selbstdisziplin, Umgang mit Zeitdruck und Stress, Problemlösungskompetenz, Konfliktlösungskompetenz, Eigeninitiative, Teamfähigkeit, interkulturelle Kompetenz.

Kulturmarketing, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit:

  1. Aufgaben und Besonderheiten.

    PR- und Werbekonzepte.

    Aufbau und Gestaltung von Zeitungen, Programmheften, Katalogen. Pressearbeit, Pressekonferenz.

    Kultur in den Medien, Kulturjournalismus.

Kulturpolitik und staatliche Kulturförderung:

  1. Kulturpolitische Konzepte der Parteien seit 1945.

    Kunst- und Kulturförderung.

    EU-Kulturpolitik.

Kultur und Wirtschaft:

  1. Sponsoring und Fund Raising.

    Standortfaktor Kultur.

Recht und Versicherung:

  1. Versicherungsgesetz.

    Denkmalschutzgesetz.

    Veranstaltungsrecht.

    Urheberrecht.

    Gesetzliche Grundlagen der Kunst- und Kulturförderung.

Eventmanagement:

  1. Begriffe. Erscheinungsformen und Einsatzgebiete.

    Einbettung in den Marketing-Mix.

Eventkonzeption:

  1. Von der Idee bis zum Event.

    Organisation.

    Finanzierung - Sponsoring.

    Location. Licht- und Tontechnik.

    Zulieferer im Eventmanagement.

    Berufe im Eventmanagement und im Kulturbereich.

8.2. TAGUNGS- UND KONGRESSMANAGEMENT

Bildungs- und Lehraufgabe:

Die Schülerinnen und Schüler sollen

  1. über die sozialen Rahmenbedingungen und die gesellschaftliche Bedeutung von Tagungen und Kongressen Bescheid wissen;
  2. Tagungs- und Kongressmanagement in öffentlichen Einrichtungen und privaten Institutionen, Interessenvertretungen und Betrieben übernehmen oder als Fachkraft wesentliche Teile dieses Aufgabenbereiches mitgestalten können;
  3. Tagungen, Seminare, Kongresse mit Partnern aus der Tagungs- und Kongresswirtschaft in der Praxis umsetzen können;
  4. über die Bedeutung von Fach- und Publikumsmessen Bescheid wissen;
  5. Messeauftritte planen, durchführen und auswerten bzw. wesentliche Teile dieses Aufgabenbereiches mitgestalten können;
  6. betriebliche, kollektive und individuelle Bedürfnisse nach beruflicher und persönlicher Fortbildung wahrnehmen und bei der Angebotserstellung berücksichtigen können;
  7. Konzepte für innerbetriebliche Fortbildung erstellen und finanziell wie organisatorisch planen können;
  8. für die jeweilige Veranstaltung nötige Kontakte zu den entsprechenden ExpertInnen herstellen können;
  9. die Tätigkeiten eines PCO (professional congress organizer) kennen;
  10. mit dem Fachvokabular der Tagungs- und Tourismusbranche vertraut sein;
  11. über Grundlagen der Trainingstätigkeit, Führung von Gruppen und MitarbeiterInnen sowie über gängige Methoden der Zusammenarbeit und Beratung Bescheid wissen;
  12. Präsentations- und Moderationstechniken anwenden können.

Lehrstoff:

  1. Geschichte und soziales Umfeld des Tagungswesens in Österreich.

    Österreich als Kongressdestination (Voraussetzungen, Infrastruktur, wirtschaftliche Auswirkungen).

    Tagungsarten.

Ausstattungs- und Veranstaltungstechnik:

  1. Einrichtung von Tagungsräumlichkeiten.

    Anforderungen an Veranstaltungsorte (Infrastruktur, Betriebstechnik).

    Führung und Organisation von Fortbildungs- und Kongresshäusern.

Planung und Durchführung konkreter Projekte in der Praxis:

  1. Relevante Personen in einem Projekt.

    Projektmanagementprozess.

    Beauftragung. Projektstartprozess.

    Projektfinanzierung und Mittelaufbringung.

    Projektmarketing.

    Laufende Durchführungsarbeiten. Projektcontrolling.

    Steuerung und Moderation der Gruppenprozesse, Motivation.

    Abschlussprozess, Ergebnisqualität des Projekts, Projektpräsentation, Auflösung des Projektteams.

    Ergebnisverantwortung gegenüber Partnern, Öffentlichkeit und Geldgebern.

    Steuerung von Dokumentationsprozessen unter Einsatz von verschiedenen Medien (Foto, Film, Video, Internet/Webauftritt, interne Medien).

    Projektreflexion.

    Softwarelösungen für den Projektablauf.

Persönlichkeitsbildung:

  1. Kontaktaufbau, Kooperation und Umgang mit Partnern aus der Tagungs- und Kongresswirtschaft. Repräsentation.

    Umgang mit Problemen und Konflikten. Eigeninitiative. Arbeiten im Team. Interkulturelle Kompetenz.

Kongress- und Tagungsorganisation:

  1. Wissenschaftliches Komitee, Organisationskomitee. Berufsbild des PCO (professional congress organizer).

    Kongresssekretariat.

    Kongresshilfsdienste; Dolmetscherdienste.

Akquisition und Betreuung von ReferentInnen und TeilnehmerInnen:

  1. Unterbringung, Ausrichten von Empfängen, Planung und Durchführung von Rahmen- und Beiprogramm. Incentives und Pre- und Postconvention Tours.

    Erstellen von Einladungen, Anmeldeformularen, Tagungsprotokollen.

    Begleitausstellung und Postersession.

Kongress- und Tagungsmarketing:

  1. Ziele und Inhalt der Medienarbeit von Tagungseinrichtungen. Pressekonferenz.

    Werbekonzepte der Kongress- und Tagungsbranche.

    Aufbau und Gestaltung einer Kongresszeitung.

Messe:

  1. Organisation, Aufbau, Standgestaltung, Betreuung, Nachbearbeitung.

Finanzierung:

  1. Sponsoring, Sponsorensuche und -betreuung; Fundraising.

Empfänge:

  1. Arten und Organisation.

Fortbildung:

  1. Berufe im Fortbildungsbereich.

    In- und ausländische Anbieter, Bildungsprogramme.

    Firmeninterne Fortbildung.

    Aus- und Weiterbildungskonzepte.

    Trends in der Fortbildung.

Arbeitstechniken und -methode:

  1. Leitungstechniken (Führung von Plenar- und Podiumsdiskussionen, Großgruppenleitung, Seminarleitung, Moderationstechnik etc.).

    Trainingsmethoden.

    Beratungsmethoden.“

Schmied

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