Die Kontroverse zwischen Hans Kelsen und Carl Schmitt über die politische und rechtliche Rolle einer Verfassungsgerichtsbarkeit war eine der zentralen rechtswissenschaftlichen Dispute der Zwischenkriegszeit. Da sich aber die dahinterstehende Frage, ob nun das Recht oder die Politik den Vorrang hat, immer wieder stellt, ist es nachgerade ein Glücksfall, dass sich mit Dieter Grimm einer der profiliertesten deutschen Staatsrechtler in einer Carl-Schmitt-Vorlesung dieses Themas angenommen hat und auch die aktuellen Diskussionen miteinbezieht. Grimm vereinigt in seiner Person wie kaum ein anderer Theorie und Praxis: als angesehener Professor des öffentlichen Rechts und einer der versiertesten Verfassungshistoriker; und als ehemaliger Richter des Ersten Senats des deutschen Bundesverfassungsgerichts, wo er zwischen 1987 und 1999 für eine Vielzahl an wegweisenden (und bisweilen auch heftig kritisierten) Entscheidungen verantwortlich war.