I. Einleitung
Dass verfassungsrechtsdogmatische und verfassungsrechtstheoretische Ideen „reisen“, ist in der verfassungsvergleichenden Literatur mittlerweile ein Allgemeinplatz und umfassend aufgearbeitet worden.1 Nicht ganz so häufig und vielfach weniger sichtbar ist die Beschäftigung mit konkreten Fallbeispielen. Umso verdienstvoller ist das von Pablo Miozzo angestellte Unterfangen. Seine 2021 von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. angenommene und 2022 in der renommierten Reihe Schriften zur Rechtstheorie (Band 300) erschienene Dissertation möchte „die allgemeinen Grundlagen einer Dogmatik des leistungsrechtlichen Gehalts der sozialen Grundrechte der brasilianischen Verfassung“ darstellen, und zwar „ohne mit den rechtstheoretischen Annahmen und mit den [...] dogmatischen Kategorien der Prinzipientheorie zu arbeiten“ (19). Ausgehend vom Verfassungstext möchte der Autor Überlegungen anstellen, „ob und inwieweit die in Brasilien teilweise rezipierten dogmatischen Kategorien des deutschen Verfassungsrechts für den Umgang mit den Grundrechten der brasilianischen Verfassung angemessen sind“ (213).