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Mindestlöhne, Beschäftigung und die "Harmonie der Täuschungen"

ArtikelArne Heise*)*)Mein Dank geht an Hansjörg Herr, Hubert Hieke, Milka Kazandziska, Christine Brunner und zwei anonyme GutachterInnen für ihre konstruktive Kritik, wichtige Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Alle verbleibenden Irrtümer sind ausschließlich mir anzulasten.WuG 2022, 83 Heft 1 v. 17.4.2022

1. Eine kurze wissenschaftstheoretische Einordnung

Wissenschaft ist das Streben nach objektiver Erkenntnis, nach Wahrheit, die unabhängig von persönlichen Interessen oder Vorlieben des einzelnen Individuums von allen geteilt werden kann. Die Geschichte und Philosophie der Wissenschaft lehrt uns, dass es derart neutrale Wahrheiten nicht gibt, sondern dass "wahr" ist, was unter den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen, technischen und wissenschaftsimmanenten Bedingungen von jenen als "wahr" akzeptiert wird, die in der Lage sind, die Wissenschaftsstandards zu setzen. Anders wäre kaum zu erklären, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht kontinuierlich – im Sinne von inkrementalen Veränderungen, Verbesserungen und Erweiterungen – voranschreitet, sondern – an neue Theorien, Methoden oder Phänomene gebunden – in diskretionären Sprüngen, die Thomas S. Kuhn (1976) als "wissenschaftliche Revolutionen" bezeichnet und vieles als "falsch" bzw. "unwahr" erscheinen lassen, was vorher noch als unumstößliche Wahrheit galt: Paradigmenwechsel als Kennzeichen, aber eben auch Bedingung des wissenschaftlichen Fortschritts.

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