1. Technischer Wandel und Ungleichheit – die Neuauflage einer alten Debatte
Die Befürchtungen möglicher negativer Auswirkungen des technischen Fortschritts sind keine Besonderheit der in den letzten Jahren rund um das Schlagwort "Industrie 4.0" geführten Debatte. Vielmehr sind sie bereits seit den Anfängen der Industrialisierung fixe Begleiter des technologischen Wandels. Historisch wird die Industrialisierung grob in vier Phasen gegliedert: Mitte des 19. Jahrhunderts führte die Einführung der Dampfmaschine und damit unterstützter Fertigungsweisen zur sog. Ersten Industriellen Revolution. Mit der Einführung von Elektrizität als massentaugliche Energieform sowie der Fließbandarbeit als Standardmodell industrieller Fertigung kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Zweiten Industriellen Revolution. Die in der Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzende Computerisierung und die damit verbundene Automatisierung von Produktions- und Arbeitsprozessen (z. B. Industrieroboter, computerisierter Büroalltag) werden als Dritte Industrielle Revolution bezeichnet. Die gestiegenen Möglichkeiten zur digitalen Vernetzung (Internet der Dinge, Cloud Computing, Big Data) unterschiedlicher Glieder der Wertschöpfungskette markieren zu Beginn des 21. Jahrhunderts möglicherweise eine neue Stufe der industriellen Revolution, die aktuell unter dem Schlagwort "Industrie 4.0" diskutiert wird.1

