1. Einleitung
Seit den 1980er-Jahren machen sich im Großteil der Industrieländer zwei langfristige Trends bemerkbar: Einerseits eine nachhaltige Polarisierung der Einkommensverteilung sowohl im funktionellen wie im personellen Sinne und andererseits ein starker Anstieg der Preise von Finanz- und Immobilienvermögen (relativ zur allgemeinen Preisentwicklung). Die bereinigte Lohnquote hat im genannten Zeitraum in allen fünf großen OECD-Staaten (USA, J, D, F, VK) deutlich abgenommen, während gleichzeitig der Einkommensanteil der reichsten 1% der Haushalte am Gesamteinkommen in Ländern wie in den USA oder dem Vereinigten Königreich massiv und in Ländern wie Deutschland oder Frankreich leicht zugenommen hat. Diese Entwicklungen gingen einher mit stark über der Inflationsrate steigenden Immobilienpreisen (wichtige Ausnahmen hier Deutschland und Japan) sowie einer zunehmenden Verschuldung der privaten Haushalte in Relation zum gesamtgesellschaftlichen Einkommen (Abbildung 1). Seit der Publikation von Pikettys "Kapital im 21. Jahrhundert" (2014) ist steigende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen ein vieldiskutiertes Thema in der Ökonomie. Gleichzeitig lieferte die Immobilienkrise in den USA den jüngsten Beleg für die schädliche Wirkung einer geplatzten privaten Schuldenblase. Die Relevanz von Ungleichheit und privater Verschuldung für die makroökonomische Analyse ist nun in weiten Kreisen der ökonomischen Wissenschaft akzeptiert, ein Umstand der vor der Finanzkrise nicht für möglich gehalten wurde. Gleichzeitig gehen jedoch auch unter kritischen ÖkonomInnen die Meinungen auseinander, wie sich die höhere Ungleichheit der Einkommen sowie die gestiegenen Immobilienpreise und die zugenommene private Verschuldung auf die wirtschaftliche Dynamik ausgewirkt haben. Der vorliegende Beitrag prä-

