1. Einleitung
Eine große Zahl aktueller Forschungen befasst sich mit der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich, sowohl im nationalen wie im internationalen Maßstab. Der Prozess des Auseinanderdriftens sozialer Lagen ist speziell in der Armutsforschung gut dokumentiert.1 Sozialwissenschaftliche Forschungen haben schon seit Mitte der 1990er-Jahre auf starke Veränderungen der Sozialstruktur aufmerksam gemacht: Aufgrund des massiven Wandels am Arbeitsmarkt und im Sozialbereich, der mit dem Terminus "Postfordismus" charakterisiert wird (Anstieg prekärer Arbeitsformen, Rückgang sozialer Sicherheiten), sind Themen wie soziale Spaltungen, die "alte" und "neue" soziale Frage2 sowie Thesen zur "neuen Klassengesellschaft"3 in den Blickpunkt der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. Die Phase des Wiederaufbaus und des gesellschaftlichen Wohlstands der 1960er- und 70er-Jahre gilt in der Forschung heute als Episode.

