1. Das Betriebsgeheimnis des Kapitalismus
"… alle Wissenschaft wäre überflüssig", hat Karl Marx der Politischen Ökonomie ins Stammbuch geschrieben, "wenn die Erscheinungsform und das Wesen der Dinge unmittelbar zusammenfielen …" (1894, S. 825).1 Konkret heißt das: "Mehrwert und Rate des Mehrwerts sind, relativ, das Unsichtbare und das zu erforschende Wesentliche, während Profitrate und daher die Form des Mehrwerts als Profit sich auf der Oberfläche der Erscheinung zeigen" (1894, S. 53). Tatsächlich lautet die zentrale Botschaft von Marx, dass der Kapitalismus keineswegs ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen über die Runden kommt: Damit ein Teil der Bevölkerung mehr verbrauchen kann, als er erzeugt, muss der Rest mehr erzeugen, als er verbraucht. Während jedoch die Surplusarbeit in anderen Gesellschaftsformationen unmittelbar ins Auge springt – etwa im Feudalismus die Hand- und Spanndienste der Hintersassen für den Grundherrn –, verschleiert die moderne Wirtschaftsweise diese gesellschaftsprägende Hierarchie. Stattdessen meint der unsensibilisierte Betrachter in den Marktteilnehmern gleichrangige Individuen zu erkennen, die im "perfekten" Wettbewerb wechselseitig äquivalente Leistungen austauschen.

