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Angebotsstrukturen von stationären Pflegeleistungen in Österreich: Eine empirische Bestandsaufnahme11Dieser Beitrag beruht auf der Dissertation von Müller, Romy Pflegemärkte im Umbau: Veränderte Trägerstrukturen und ihre Auswirkungen auf die Qualität in der Leistungsbereitstellung stationärer Pflegedienstleistungen – mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Österreich, Unveröffentlichte Dissertation, Innsbruck (2013). Wir danken Georg Weber für die Unterstützung bei der Erstellung der Karten.

AufsätzeRomy Müller, Engelbert TheurlWuG 2014, 121 Heft 1 v. 11.4.2014

1. Einleitende Bemerkungen

Die Bereitstellung (Angebot/Finanzierung) von Pflegeleistungen ist derzeit in vielen europäischen Staaten im Umbruch. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ordnungspolitisch hat die Diskussion der Binnenmarktregelungen der EU für die Bereiche Soziale Dienstleistungen bzw. Öffentliche Auftragsvergabe die Perspektive auf mögliche institutionelle Designs in diesem Sektor erweitert. Zeitlich schon wesentlich früher hat das Konzept des "Internal Market" im National Health Service Großbritanniens zu einer Änderung der Sichtweisen über geeignete Governance-Strukturen auch bei den übrigen Sozialleistungen – insbesondere im Pflegesektor – geführt.22Die Auswirkungen auf die Eigentümerstruktur des Pflegeangebotes in Großbritannien waren sehr weitreichend. Während im Jahre 1975 rd. 66% der stationären Pflegekapazität von der öffentlichen Hand – insbesondere von kommunalen Trägern – angeboten wurde, 21% in privater gemeinnütziger Trägerschaft war und 13% von privaten kommerziellen Institutionen bereitgestellt wurden, ist heute das Pflegeangebot zu 81% in der Hand privater gewinnorientierter Träger, zu 13% in privater-gemeinnütziger Eigentümerschaft und nur zu 6% in öffentlicher Hand. Für empirische Details siehe Müller (2013). Zur grundlegenden Konzeption des "Internal Market" im Sozialbereich vgl. Le Grand/Bartlett (1993); Zu den Auswirkungen von Privatisierung und intensiviertem Wettbewerb auf die Pflegequalität in Großbritannien siehe ausführlich Forder/Allen (2011). Forder/Allan finden einen statistisch robusten negativen Effekt des Wettbewerbs auf die Pflegequalität, wobei als Transmissionsmechanismus dafür der Druck auf die Preise identifiziert wird. Die Politikimplikationen dieses Befundes hängen damit aus der Sicht der Autoren entscheidend davon ab, ob es der staatlichen Regulierung gelingt, eine akzeptable Mindestqualität in der Pflege zu sichern. Anstöße in eine ähnliche Richtung hat in den USA das Enthoven’sche Konzept des "Managed Care" bzw. der "Managed Competition" gegeben.

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