Günther Chaloupek hat uns zahlreiche Belege seiner Liebe zur Ideengeschichte zukommen lassen, und einen seiner Aufsätze1 beginnt er mit einem Verweis auf Werner Sombarts Vortrag bei der Jahrestagung des Vereins für Sozialpolitik 1928 in Zürich. Das Thema der Tagung und des Vortrags war: "Wandlungen des Kapitalismus".2 Diesen Titel eigne ich mir an, um nicht nur an die seinerzeitigen Vorstellungen der Sozialwissenschaftler3 am Beginn des Jahrhunderts über die weitere Entwicklung des "Spätkapitalismus" zu erinnern, sondern auch über die tatsächlichen weiteren Wandlungen dieses Systems (und seiner Deutungen) zu reflektieren. Chaloupek hat schon Recht, wenn er, sich selbst zurücknehmend, zugibt, dass man hinterdrein leicht alles besser wissen kann, und seine Vorhaltung ist umso bedenkenswerter, als die Bilanzen der Sozialwissenschaftler sogar bei der Analyse der unmittelbaren wirtschaftlichen Gegenwart nicht sonderlich imponierend ausfallen. Dennoch schließe ich mich dem Bemühen Günther Chaloupeks an, zumindest einige Konturen der langfristigen Systementwicklung zu rekonstruieren.

