Die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise ist in vielen Ländern bekanntlich in erster Linie auf Verwerfungen auf den jeweiligen Immobilienmärkten zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund werden die aktuellen wohnpolitischen Forderungen der OECD analysiert.2 Dabei wird gezeigt, dass sich die Pariser Organisation weiterhin grundsätzlich für freie Wohnungsmärkte und Eigentumsbildung ausspricht. Die große Krise hat ihre wirtschaftstheoretische Ausrichtung nicht verändert. Direkte staatliche Eingriffe auf der Angebotsseite des Wohnungsmarktes bleiben damit laut OECD weiterhin per Definition ausgeschlossen. Aufgrund dieser eingeschränkten Sichtweise führen die zentralen Politikvorschläge der Organisation in ein Dilemma. In den marktgesteuerten und eigentumszentrierten Ländern waren und sind Hypothekarkredite beinahe die einzige Möglichkeit, um mit Wohnraum versorgt zu werden. Wird dieser Kreditzugang nun durch eine striktere Regulierung des Finanzsektors verschärft, wie es die OECD gerne hätte, so ist nicht klar, wie eine ausreichende Wohnungsversorgung für breite Haushaltsschichten gesichert werden kann. Dieses Dilemma ist ohne eine direkte öffentliche Wohnbauförderung oder öffentliche Bautätigkeit nicht zu lösen.

