1. Sozialpolitik im europäischen Einigungsprozess
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der Sozialstaat ist zum Sanierungsfall geworden und muss deshalb reformiert oder, um im Bilde zu bleiben, rekonstruiert und modernisiert werden. Globalisierung und europäische Integration, die demografische Entwicklung und Individualisierungsprozesse in den Gesellschaften haben über lange Zeit hinweg am sozialstaatlichen Fundament der Mitgliedstaaten der EU genagt. Wenn nicht bald mit den Sanierungsarbeiten begonnen wird, so die landläufige Konnotation, dann bricht der Sozialstaat unter seiner Kosten- und Umverteilungslast zusammen. Was seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten die gängige sozialpolitische Perspektive von Wissenschaft und Politik ist, droht nach der jüngsten Weltfinanzkrise und der in der Folge fast überall eingeschlagenen ‚absurden Austeritätspolitik‘1 zum neuen Handlungsimperativ.

