Westeuropa hat ein glückliches halbes Jahrhundert hinter sich gebracht. Eine "Ausnahmezeit", so als ob wir gleichsam aus einer Geschichte, die bis in die jüngste Zeit hinreichend blutig verlaufen ist, ausgestiegen wären. Nach dem "Age of Extremes" (Hobsbawm 1995) ein "Age of Peace, Wealth, Harmony and Integration", das vielleicht bloß möglich war als Schockreaktion auf die Extremismen davor. In diesen Jahrzehnten haben sich die Bewohner der europäischen Luxusländer an manche Errungenschaften, von denen man vorher nur hätte träumen können, gewöhnt, und diese sind recht rasch zu Selbstverständlichkeiten geworden - so als ob die Welt gar nicht anders sein könnte. Aber die Welt kann anders sein, und um diese Selbstverständlichkeit soll es in der Folge gehen: An welche Gegebenheiten haben wir uns so gewöhnt, dass wir uns ihr Verschwinden kaum vorstellen können? An welchen Aspekten könnte die "Fortsetzungsvermutung" - alles bleibt im Grunde, wie es war, nur wird es immer besser - scheitern? Was wird, insbesondere mit dem Blick auf Verteilungsfragen, im nächsten halben Jahrhundert anders werden?1 Leitgedanke dieser Überlegungen sind einige "Endismen", die ich erläutern möchte: Paradigmen, die aus dem letzten halben Jahrhundert stammen und von denen wir uns im nächsten halben Jahrhundert wohl werden verabschieden müssen. Es handelt sich um einige Schlagwörter: um das Ende der Container, das Ende des okzidentalen Kapitalismus, das Ende der berechenbaren Ökonomie, das Ende der Leistungsgesellschaft, das Ende der Mittelschichtgesellschaft, das Ende des generösen Staates, das Ende des ressourcenintensiven Zeitalters und das Ende der europäischen Homogenität.

